Rees-Mehr. Mit Stefan van Ophuysen hat Mehr einen neuen Ortsvorsteher. Grund genug, die NRZ-Interview-Serie „Die Ortsversteher“ wieder aufleben zu lassen.
Im Jahr 2020 hat die NRZ alle Ortsvorsteher in Emmerich und Rees in der Interview-Serie „Die Ortsversteher“ zu Wort kommen lassen. Jetzt gab es einen Wechsel in Rees-Mehr. 17 Jahre engagierte sich Heinz Scheepers für seinen Ort. Nun hat der Rat Stefan van Ophuysen zu seinem Nachfolger gewählt. Grund genug, die Serie nochmal aufleben zu lassen.
Warum wollten Sie Ortsvorsteher werden?
Nun, die Initiative ging in diesem Fall eher von meinem Vorgänger Heinz Scheepers aus, dem ich gerne an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich für seinen jahrelangen Einsatz danken möchte. Heinz hat mich vor einiger Zeit mal – wie das im Dorf so üblich ist – bei einem Kaltgetränk im persönlichen Gespräch gefragt, ob ich mir die Tätigkeit vorstellen könnte. Im privaten Bereich wurde ich auch zuvor schon einige Male angesprochen und sozusagen motiviert. Schlussendlich habe ich die Idee mit meiner Frau Katrin besprochen und mit ihrem Segen gerne zugesagt.
Mit 35 Jahren sind Sie der jüngste Ortsvorsteher in Rees. In ihrem Lebensabschnitt haben die Menschen oft keine Zeit: Warum nehmen Sie sich Zeit für ihren Ort?
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Sie haben Recht – unser aktueller Lebensabschnitt ist spannend. Gerade im vergangenen Sommer hatten wir das Glück, mit unserem Sohn David beschenkt zu werden. Auf der anderen Seite haben wir mit meiner lieben Oma Ende 2020 und meiner Tante Lydia recht unmittelbar nach David’s Geburt auch zwei wichtige Menschen verloren. Diese Ereignisse zeigen einem unvermittelt, was wirklich wichtig ist im Leben und sie verschieben durchaus die eigenen Prioritäten.
Allerdings bin ich auch fest davon überzeugt, dass Demokratie und Gemeinwesen nur dann funktionieren können, wenn es Menschen gibt, die sich aktiv einbringen. Und bezogen auf Mehr: Nicht grundlos singen wir seit vielen Jahren „Hey Mehr, du kleines Dorf, du bist das schönste hier am Niederrhein“. Mehr ist ein traumhaft schöner Ort und verfügt über eine wunderbar funktionierende Dorfgemeinschaft – das hat auch mein Leben maßgeblich mitgeprägt. Da erfüllt es mich mit Stolz dabei helfen zu dürfen, unser Dorf weiterhin attraktiv zu halten und weiterzuentwickeln.
Sie sind CDU-Mitglied, aktiv im Karneval für 4242 Rees 4, im Tambourcorps und bei den Bürgerschützen: Sind die Vereine für Sie hilfreich, um den Mehrer Puls zu fühlen?
Gerade „auf dem Dorf“ wird das Leben geprägt durch viele ehrenamtlich aktive Menschen. In den zahlreichen Vereinen finden sich Angebote für unterschiedliche Interessengruppen und Charaktere. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass eben vielfältige auch durchaus unterschiedliche Sichtweisen und Interessen in den Vereinen Einfluss finden. Ich denke, dass die Summe dessen ein gutes Indiz für den „Mehrer Puls“ sein kann.
In Mehr wird häufig über Verkehrsgefahren gesprochen. Etwa über den Schulweg, über die Heresbachstraße. Sehen Sie für sich als Ortsvorsteher hier eine Handhabe, aktiv zu werden?
Auch in dem Bereich gibt es aus meiner Sicht berechtigte Anliegen der Mehrerinnen und Mehrer und ich werde mich hier für Lösungen einsetzen – wobei die Entscheidungen hierüber an anderer Stelle zu treffen sein werden. Aber gestatten Sie mir hier vielleicht eine ganz allgemeine Anmerkung. Sicher werde ich auch als Ortsvorsteher nicht alle Probleme lösen und alle Wünsche und Projekte realisieren können. Jedoch ist ja gerade eine der Aufgaben als Ortsvorsteher, die Belange der Ortschaft unter anderem gegenüber dem Rat und der Stadt wahrzunehmen. Und ich beabsichtige, genau das auch zu tun.
Was muss getan werden, damit die Strukturen in Mehr lebendig bleiben?
Vor allem gilt es, die vorhandene Infrastruktur zu sichern und auch weiter auszubauen. Ich bin froh, dass mit der Praxis Dr. Balaom und natürlich der Zahnarztpraxis Dr. Rehm eine Kontinuität in der ärztlichen Versorgung geschaffen werden konnte. Weiter müssen wir jetzt an die Nahversorgung mit Lebensmittelgeschäft, an Schule und Kindergarten denken. Ein Ziel muss daher weiterhin bleiben, neue Baumöglichkeiten zu schaffen, um Mehr auch für die jungen Mehrerinnen und Mehrer attraktiv zu halten. Hier gab es bereits gute Gespräche und positive Signale.
Zudem würde ich mir wünschen, wenn Traditionen ebenso wie neue Initiativen durch die verschiedenen Verwaltungsebenen weiterhin gezielt gefördert und vor allem nicht behindert werden. Hier verstehe ich mich auch als Bindeglied zwischen Bevölkerung und den handelnden Personen in Politik und Verwaltung.
Welche Herausforderungen sehen Sie noch für Mehr?
Sicher werden Sie gemerkt haben, dass ich sehr auf die in Vereinen organisierten Aktivitäten setze. Das hat auch mit meinem eigenen Lebenslauf zu tun, wenngleich ich mangels Qualifikation beispielsweise im Fußballverein nicht aktiv sein kann. Den sportlichen Teil unserer Beziehung hat bei uns meine Frau übernommen. Aber Spaß beiseite.
Viele der Aktivitäten in Mehr haben ihre aktuelle Heimat im Pfarrheim. Das klassische Pfarrfest, Weihnachtsmarkt, Spielgruppen, Jugendtreff, Seniorentreff, die Dorfbühne und vieles mehr. Das Schicksal des Pfarrheims bewegt daher quer durch alle Altersgruppen den Mehrer Puls, um im Bild zu bleiben. Hier wird es noch zu der ein oder anderen Extrasystole kommen. Ich wünsche mir sehr, dass wir gemeinsam mit den Entscheidungsträgern zu tragfähigen Lösungen kommen.
>> Für die Nato in Kalkar im Einsatz
Stefan van Ophuysen ist 35 Jahre alt, mit seiner Frau Katrin hat er einen Sohn David. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Emmerich-Rees studierte er in Mannheim, begann 2013 bei der Bundeswehr in Kalkar und ist seit April 2020 für die Nato in Kalkar im Einsatz. Dort ist er Abteilungsleiter für Finanz- und Vertragsangelegenheiten.
Der Mehrer ist CDU-Mitglied, versteht seine Rolle als Ortsvorsteher aber überparteilich.
In der Gruppe Floppers ist er als Keyboarder und Akkordeon-Spieler im Karneval zu hören. Er ist Schriftführer im Karnevalsverein 4242 Rees 4, aktiv im Tambourcorps und bei den Bürgerschützen Mehr.