Mehr. Vieles hat sich im Dorf zum Guten gewendet, freut Ortsvorsteher Heinz Scheepers. Sogar einen großzügigen Nachlass durfte er an Vereine vergeben.

Seit 2004 ist Heinz Scheepers Ortsvorsteher von Rees-Mehr, damals beerbt von Lambert Pollmann. Der 71-jährige Vater von einem Sohn und zwei Töchtern und Opa von vier Enkeln wohnt dort, wo er aufgewachsen ist: auf dem elterlichen Anwesen am Bonekamp. Nach der Kommunalwahl will er sich, sollte die CDU in Mehr wieder stärkste Partei werden, noch einmal für das Amt des Ortsvorstehers zur Verfügung stellen.

Der gelernte Schreiner war 33 Jahre als Fachberater für Lacke für die Holzverarbeitung im Außendienst tätig. Mit Eintritt in den Ruhestand übernahm er den elterlichen Campingplatz „Im Bonekamp“, der bis dato an Familie Boland verpachtet war. Aber auch ihn bewirtschaftet nun schon die nächste Generation, Sohn David Scheepers hat mit seiner Frau den Platz zum 1. Januar 2020 übernommen. Heinz Scheepers kümmert sich weiterhin um die Gaststätte „Im Bonekamp“, genannt der Fummelbunker.

Der Fummelbunker? Wie kam es zu diesem Namen?

Der Gaststätte gegenüber lag der Fußballplatz, wo die alten Herren Fußball spielten und anschließend in die Kneipe kamen. Fummeln ist ein Begriff aus der Fußballsprache, davon ist der Name Fummelbunker abgeleitet. Wer was anderes denkt, der irrt. Tatsächlich haben wir in Mehr im Gegensatz zu anderen Ortschaften noch eine gewisse Anzahl an Gaststätten. Und alle funktionieren wie „Zum Hirsch“ mit Saal, Biergarten und Restaurant, dann Zur Rose, Zum Reisenden Mann und Im Bonekamp.

Das Vereinsleben funktioniert in Mehr ebenfalls sehr gut?

Das ist bei uns sehr ausgeprägt. Die Schützen sind sehr aktiv. Schade, dass unser Schützenfest jetzt ausfällt. Wir bekommen viel Zuspruch von außen, beim Schützenfest ebenso wie beim Karneval, wenn 3000 bis 5000 Menschen nach Mehr kommen. Aber da ist noch die kfd, der TUS Haffen-Mehr, der 50 Jahre alt wird, und das Tambourcorps. Alle pflegen das Vereinsleben.

Gab es besonders schöne Augenblicke in Ihrer Amtszeit?

Vor einiger Zeit ist eine Dame in Mehr verstorben, die kaum jemand kannte. Sie ist zugezogen und hat sich wohl im Dorf sehr gefühlt, so dass sie den Mehrern eine Summe von 100.000 Euro vererbt hat. Das Geld haben wir gerecht auf alle Vereine aufgeteilt.

Was vermissen die Mehrer?

Haffen und Mehr sind keine Siedlungsschwerpunkte, damit haben wir einen Strukturwandel im Ort. Heißt: keine Post mehr, keine Apotheke, keine Stadtsparkasse. Und gebaut werden darf nur zum Lückenschluss. Aber das ehemalige Volksbankgebäude wurde jetzt abgerissen und hier entsteht ein Wohnkomplex mit zwölf Wohnungen, ebenso werden neun Wohnungen bei mir um die Ecke gebaut.

Was hat sich verändert, auch zum Guten?

Gut ist, dass die Praxis von Dr. Dormann erhalten bleibt. Sie wurde von Dr. Balaom übernommen, der dafür eine Ärztin abstellt. Das alte Sparkassengebäude in Mehr, das in sehr schlechtem Zustand war, wurde von Familie Bücker gekauft und abgerissen. Was zur Verschönerung des Dorfes beiträgt. Früher war Mehr geprägt von Landwirtschaft. Heute gibt es nur noch drei landwirtschaftliche Großbetriebe, Feldhaus, Baumann und Overveldt. Große Handwerksbetriebe sind ebenfalls rar, da fallen mir nur Innenausbau Vergooßen und Heizung und Sanitär van Bebber ein.

Dafür ist die Anzahl an Campingplätzen groß?

Genau: Zur langen Renne, Zum Reisenden Mann, Zur Rose und Im Bonekamp. Früher war das Verhältnis zwischen Campern und Einheimischen schwieriger. Das hat sich komplett verändert. Es funktioniert sehr gut. Das Klientel hat sich verändert. Campingplätze sind wieder sehr gefragt. Eine Pächter von mir hat seinen Wohnwagen bei Ebay zum Verkauf angeboten. Er hat über 400 Zuschriften bekommen.

Haben sie auch Zeltplätze zu vermieten?

Leider nicht, ich hatte in den vergangenen Tagen über 100 Telefonanrufe deswegen. Aber uns fehlt dafür die Infrastruktur. Und man weiß auch nicht, wie lange der Boom anhält.

Der Ortsvorsteher Heinz Scheepers sorgt sich um den Erhalt des katholischen Pfarrheims.
Der Ortsvorsteher Heinz Scheepers sorgt sich um den Erhalt des katholischen Pfarrheims. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Was gibt es noch für Probleme im Dorf?

Hier gibt es mehr Artikel aus Emmerich, Rees und IsselburgZum einem wollen wir noch den Radweg, der neben der ehemaligen Volksbank beginnt, wieder ausbauen, damit die Radfahrer nicht durch die scharfe Kurve im Dorf fahren müssen. Zum anderen haben wir Sorge, wie es mit dem Pfarrheim weitergehen soll. Es ist meine ehemalige Volksschule. Das Pfarrheim ist, so die Kirche, viel zu groß für unser Dorf. Es soll veräußert werden. Aber wir brauchen es, für die Theatergruppe, das Pfarrfest, die Jugend. Hier findet unser Dorfleben statt. Ich habe schon mehrere Gespräche geführt, aber wir haben noch keine Lösung gefunden. Also bleibt ein letzter Wunsch offen.

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