Kreis Kleve. Ab 15. März dürfen Mitarbeitende in Pflegeberufen auch in Emmerich und Rees nur noch geimpft oder genesen in die Einrichtungen. So ist die Lage.
Während man noch über eine allgemeine Impfpflicht diskutiert, ist diese für Menschen, die in Gesundheits- und Pflegeberufen arbeiten, schon längst beschlossen. Ab 15. März müssen Beschäftigte in den entsprechenden Berufen einen Nachweis über Impfung oder Genesung vorlegen. Alternativ ein ärztliches Attest, dass sie nicht geimpft werden können. Anderenfalls dürfen sie nicht mehr arbeiten.
Allgemein ist die Impfquote in den entsprechenden Berufen hoch. Trotzdem gab es Befürchtungen, dass die Regelung zu Kündigungen führen wird. Doch wie sieht es in den entsprechenden Einrichtungen im Kreis Kleve aus?
Pflegepersonal bei der Caritas Kleve ist fast komplett geimpft
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Die Impfquote beim Pflegepersonal der Caritas Kleve ist sehr hoch. Von den 265 Mitarbeitenden der Mobilen Pflege sind zwei nicht geimpft. „Konkret eine Dame in der Hauswirtschaft, die dann auch gehen würde“, sagt Fachbereichsleiterin Alexia Meyer. Dazu eine Pflegefachkraft, die aus gesundheitlichen Gründen auf den Totimpfstoff wartet. Bislang habe die Fachbereichsleiterin nur mit persönlicher oder zusätzlicher Beratung versucht, die Impfquoten nach oben zu treiben. „Nichtsdestotrotz gibt es regelmäßig Ausfälle – zum Beispiel durch Erkrankungen von Angehörigen. Das ist eine enorme Belastung für das Team“, sagt Alexia Meyer. Bei der Versorgung der Patienten kam es allerdings dadurch zu keinerlei Einschränkungen.
Noch besser sieht die Impfquote im von der Caritas betriebenen St.-Martinus-Stift in Elten aus. „Wir haben es mit entsprechender Ansprache und kontinuierlicher Überzeugungsarbeit geschafft, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Impfung zu bewegen“, berichtet Geschäftsführer Hans-Wilhelm Paeßens. Eine Mitarbeiterin kehre jetzt erst aus Langzeiterkrankung zurück und werde Ende der Woche noch geimpft. Die Zweitimpfung erfolgt rechtzeitig vor dem Stichtag 15. März. „Damit liegt die Impfquote in der Einrichtung dann bei 100 Prozent“, sagt Paeßens.
Impfquote bei Einrichtungen von Pro Homine bei 99 Prozent
Für die Pflegeeinrichtungen von Pro Homine in Emmerich (Willikensoord, St. Augustinus) und Rees (Agnes-Heim und St. Joseph) liegt die Impfquote laut dem stellvertretenden Geschäftsführer der Senioreneinrichtungen, Josef Reining, bei 99 Prozent. Ebenso sieht es im St.-Willibrord-Spital laut dem stellvertretenden Pflegedirektor Armin Lustig aus.
In allen Einrichtungen nehme man die Sorgen und Ängste vor einer Impfung ernst und sei mit den wenigen ungeimpften Mitarbeitern in engen Austausch. Auf deren Wunsch hin, wurden persönliche Gespräche mit dem ärztlichen Dienst und der Betriebsärztin geführt. „So ist es bereits gelungen, Mitarbeitende, die zunächst skeptisch waren, von einer Impfung zu überzeugen“, erklärt Pro-Homine-Sprecher Gerd Heming.
Krankenhäuser im Kreis Kleve mit hohen Impfquoten
Die Impfquoten in den vier Krankenhäusern des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums (KKLE) in Kleve, Goch, Kalkar und Kevelaer liegen laut eigenen Angaben zwischen 96,5 und 98,8 Prozent. „Wegen der hohen Impfquote wird die Impfpflicht die Betriebsabläufe in unseren Krankenhäusern nicht signifikant beeinflussen“, stellt KKLE-Sprecher Christian Weßels fest.
Die ungeimpften Mitarbeitenden werde das Klinikum, wie gefordert, zum Stichtag dem Gesundheitsamt des Kreises Kleve melden, kündigt Weßels an. Das KKLE setzt beim Schließen der vergleichsweise kleinen Impflücke jedoch nicht nur auf die gesetzlichen Vorgaben. „Mit den wenigen ungeimpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir dennoch in einem persönlichen Austausch“, so Christian Weßels.
Pflegeeinrichtungen im Kreis Kleve mit hohen Impfquoten
Auch bei der Clivia Gruppe, die Pflegeeinrichtungen im gesamten Kreisgebiet betreibt, liegt die Impfquote sehr hoch. „Bei den Mitarbeitern, die aktiv im Dienst sind, haben wir eine Impfquote von 92,5 Prozent“, sagt Prokurist Thorsten Rupp, der bei Clivia unter anderem das Corona-Team leitet, in dem sich die Führungskräfte der Einrichtungen wöchentlich austauschen. „Dazu kommen noch Genesene und Mitarbeiter, die noch nicht vollständig geimpft sind.“ Er geht davon aus, dass mit dem Stichtag 95 Prozent der Beschäftigten mit derzeitigem Status weiterarbeiten könnten.
Trotzdem kann er nicht ausschließen, dass Mitte März mit Start der Impfpflicht einige Pflegekräfte das Unternehmen verlassen. „Wir sprechen noch ungeimpfte Mitarbeiter auch gezielt an und weisen sie auch auf die möglichen Konsequenzen hin“, sagt Thorsten Rupp.
Kritik an der Maßnahme für die Pflegekräfte
Kritik übt Josef Reining, der stellvertretende Geschäftsführer der Senioreneinrichtungen von Pro Homine, an den Maßnahmen. So gebe es Pflegekräfte, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, die aber durch strikte Einhaltung der Hygiene- und Schutzregeln in zwei Jahren Pandemie nicht infiziert haben. Diese Mitarbeiter nach Einführung der Impfpflicht von Seiten der Behörden mit einem Betretungsverbot für die Einrichtungen zu belegen, halte er für falsch.
Erst recht mit Blick auf den Umstand, dass ungeimpfte Pflegekräfte nicht mehr in die Einrichtungen dürfen, ungeimpfte Angehörige aber sehr wohl, wenn sie einen negativen Test vorlegen. „Das passt nicht zusammen“, sagt Josef Reining. Trotzdem rechnen er und Armin Lustig vom St.-Willibrord-Spital nicht damit, dass wegen der Regelungen Mitarbeitende kündigen werden. „Der Betrieb in unseren Einrichtungen bleibt gesichert“, erklären die beiden.
Generell positive Grundstimmung zur Impfpflicht
Auch wenn es noch vereinzelt Ungeimpfte unter den Mitarbeitenden in der Pflege gibt, sei die Stimmung mit Blick auf die Impfpflicht eher positiv. „In den Senioreneinrichtungen beweisen die Mitarbeiter täglich, dass sie alles dafür tun, um die Bewohner vor einer Corona-Infektion zu schützen“, sagt Josef Reining, der stellvertretende Geschäftsführer der Pro Homine Pflegeeinrichtungen. „Vor diesem Hintergrund ist ihnen bewusst, welch wichtiger Baustein eine Impfung im Kampf gegen das Coronavirus ist.“
„Auch unter dem Pflegepersonal des St. Willibrord-Spitals ist die Grundstimmung gegenüber einer Impfpflicht positiv, wie ja die hohe Impfquote beweist“, sagt Armin Lustig, stellvertretender Pflegedirektor des Spitals. „Außerdem zeigt sich auch im Krankenhaus immer wieder, dass eine Impfung der beste Schutz gegen das Virus ist.“
Bei der Clivia Gruppe sehe das ähnlich aus. „Wie die Quote zeigt, gibt es eine große Bereitschaft, sich impfen zu lassen, weil man damit nicht nur sich selbst, sondern auch die Patienten schützt“, sagt Prokurist Thorsten Rupp. Auch bei Clivia sieht man Impfung und Booster-Impfung als eine wichtige Pandemiemaßnahme. Und am Ende gilt, was das angeht, für die Pflegenden wohl der alte Satz: „Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.“