Kreis Kleve. Die Preise für Düngemittel sind auf einem Rekordhoch. Bei Michael Seegers, Sprecher der Kreis Klever Landwirte, läuten die Alarmglocken.

Michael Seegers spricht Klartext. Bei dem Vorsitzenden der Kreis Klever Landwirte schrillen aktuell die Alarmglocken. Denn sein Blick in die nähere Zukunft sieht alles andere als rosig aus. „Ich glaube, die Dramatik ist weit schlimmer, als wir es uns im Moment überhaupt vorstellen können“, sagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Kleve.

Aktuell schießen die Preise für Dünger in die Höhe

Die Düngerpreise waren schon vor dem Krieg in der Ulrain auf einem Rekordhoch und sind nun noch weitergesteigen.
Die Düngerpreise waren schon vor dem Krieg in der Ulrain auf einem Rekordhoch und sind nun noch weitergesteigen. © dpa | Philipp Schulze

Ganz aktuell explodieren die Preise für Dünger auf dem Weltmarkt. Schon vor dem Krieg in der Ukraine waren die Preise auf einem Rekordstand. Doch pünktlich zur Frühjahrsbestellung ist der Preis weiter angezogen. Mehr als das Dreifache müssen Landwirte auf den Tisch lege, um den benötigen Dünger bei der Frühjahrsbestellung – der Zeitpunkt des größten Bedarfs – zu bekommen. „Wenn man den überhaupt noch Dünger bekommt“, sagt Seegers.

Hohe Gaspreise wirken sich auf den Dünger aus

Vor allem die hohen Gaspreise machen den Dünger teuer. Denn zur Herstellung stickstoffhaltiger Düngemittel wird Gas benötigt. Erdgas wird etwa nicht nur als Energiequelle sondern als als Rohstoff benötigt.

Augenwischerei im Bereich Getreideanbau

Und ohne künstlichen Dünger geht es nicht in Deutschland. „Tierischer Dünger ist hier nicht mehr genügend verfügbar“, erklärt Seegers. „Deutschland ist nicht in der Lage sich autark zu versorgen.“ Vieles in der aktuellen Diskussion sei auch Augenwischerei etwa im Bereich Getreideanbau. „Wir können in unserer Region keinen Brotweizen anbauen, da ist klimatisch nicht möglich.“ Für Brotweizen müsse die beste Qualität von Sonne, Wasser und Dünger gewährleistet sein, sonst fehle dem Getreide die Backtriebkraft.

Auch der Preis fürs Kraftfutter hat angezogen

Hand in Hand mit den steigenden Preisen für den Dünger geht auch die Entwicklung beim Kraftfutter. Hier habe es eine Steigerung von mehr als 150 Prozent gegeben, sagt der Landwirt aus Kalkar, der daran erinnert, dass die Ukraine auch als „Kornkammer Europas“ bezeichnet wird. Und eigentlich müssten die Landwirte in der Ukraine jetzt ihre Felder bestellen. Bei den Bilder, die aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland kommen, dürfte klar sein, dass nur ein Bruchteil der bisherigen Ackerflächen bewirtschaftet werden kann.

Das plant die EU für das kommenden Jahr

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Als Hohn betrachtet Seegers in der momentanen Situation einen Beschluss der EU-Kommission für das kommende Jahr. Ab 2023 soll in ganz Europa auf mindestens vier Prozent der Ackerfläche nichts mehr wachsen. Landwirte sollen diese Flächen ab dem Herbst 2022 einfach nicht mehr beackern und nicht mehr einsäen, um EU-Direktzahlungen zu erhalten, die so genannte Einkommensgrundstützung.

Landwirt wünscht sich Umdenken in der Bevölkerung

Ganz grundsätzlich wünscht sich Michael Seegers, dass in der Bevölkerung ein Umdenken passiert. Sprich: Dass die Arbeit der Landwirte auch entsprechend gewürdigt wird – nicht zuletzt auch finanziell. „Ich habe immer schon gesagt, dass etwas nicht stimmt, wenn man für 29 Euro nach Mallorca fliegen kann, oder das Kilo Bananen in Deutschland im Supermarkt für 1,50 Euro zu haben ist“, so Seegers.

Denn klar ist, die steigenden Kosten für die Landwirte machen sich schließlich beim Endverbraucher bemerkbar. „Wenn Apple ein neues Produkt für 1000 Euro auf den Markt bringt, ist es am nächsten Tag ausverkauft“, bringt Seegers ein Beispiel, das zeige, dass „für viele Menschen Luxusartikel mehr Wert haben als das tägliche Brot“.

>>>Probleme bei Zulieferern

In der Landwirtschaft geht es nicht ohne Unterstützung durch Maschinen. Doch auch bei den Zulieferern gibt es Probleme, wie Michael Seegers aus erster Hand weiß. Hersteller von Landmaschinen können nicht ausliefern, weil Ersatzteile fehlen.