Hamminkeln. Die Hamminkelner Landwirte haben ein Problem: Die Preise für Düngemittel sind extrem gestiegen und es gibt Lieferengpässe.
Die Energiepreise explodieren. Das bekommen auch die Hamminkelner Landwirte zu spüren. Nicht nur beim Diesel für die Landmaschinen und beim Strom, sondern auch bei der Beschaffung von Düngemitteln. Denn die Erdgaspreise explodieren zurzeit und dieser Stoff wird nicht nur zur Herstellung benötigt, sondern ist auch ein wichtiger Bestandteil der mineralischen Düngemittel.
Der Brüner Ortslandwirt Jens Buchmann kann ein Lied davon singen, obwohl er wie die meisten Hamminkelner Landwirte auf die Milchwirtschaft gesetzt hat. „Kalkammoniumsalpeter ist für uns ein wichtiger Dünger“, erzählt er.
Auch wenn er natürlich mit Gülle düngt, die sein Milchvieh produziert, reicht das nicht, um sein Grünland ausreichend zu versorgen. „Viele Werke haben ihre Tore geschlossen, weil sich der Betrieb nicht mehr lohnt“, ist seine Erfahrung.
Preissteigerung steht in keinem Verhältnis
Normalerweise wäre jetzt die Zeit, um Dünger für das Frühjahr zu ordern. Aber er erzählt von Preissteigerungen, die in keinem Verhältnis stehen: „Früher habe ich ungefähr 260 Euro für die Tonne gezahlt, jetzt müsste ich 570 Euro zahlen. Das ist eine ganz schwierige Situation.“
Für ihn macht es im Moment keinen Sinn, mineralischen Dünger zu bestellen. Buchmann: „Ich schaue erst einmal, wie sich das Ganze entwickelt.“ Eine Lösung habe er nicht parat.
Fest stehe aber, dass die Pflanzen Dünger und Wasser brauchen. „Wenn eins fehlt, funktioniert das System nicht mehr.“ Für ihn ist gar keine Frage, dass sich die Situation nur dann bessert, wenn die Preise für die Produkte steigen.
Nur 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar kommen aus der Gülle
Auch die Kreislandwirtin Anna Kleinheßling aus Wertherbruch kennt das Problem. „Die für die Wintermonate üblichen ,Vorkauf-Verträge’ werden weder von Landwirten nachgefragt, noch von Händlern gerne angeboten, da diese gar keine Liefergarantie aussprechen können“, erzählt sie. Sie beschreibt, dass jeder Landwirt verpflichtet ist, vor der ersten Düngung zu Vegetationsbeginn eine sogenannte „Düngebedarfsermittlung“ zu erstellen, bei der mehrere Faktoren wie Ertragserfahrung, Bodenart und Zwischenfrucht berücksichtigt werden.
2021 hat die Auswertung der Landwirtschaftskammer ergeben, dass ein durchschnittlicher Düngebedarf von 140 Kilogramm Stickstoff je Hektar besteht – über alle Kulturen hinweg, so Kleinheßling. Davon kämen ungefähr 60 Kilogramm über Gülle, Stallmist und Gärsubstrat. Für den Rest müsse der mineralische Dünger sorgen. Und bei dem sind die Preise massiv angestiegen.
Kunden wollen „strahlendes Grün“
Die Viehhalter hätten natürlich eine bessere Ausgangssituation als reine Ackerbauern. „Das wäre dann wohl die Schlagzeile im nächsten Frühjahr: Gülleknappheit im Kreis Wesel. Wie genau sich die Verteuerung und Verknappung der Düngemittel auf die Lebensmittelversorgung auswirkt, ist also echt spannend“, so Anna Kleinheßling.
Denn beispielsweise die Blattfärbung hängt direkt mit der Stickstoffgabe zusammen. Und der Kunde will beispielsweise beim Brokkoli ein „strahlendes Grün“. Das funktioniert ohne Stickstoff aber nicht.