Emmerich/Rees. Die Preise steigen – für Energie, aber auch für Lebensmittel. Wirkt sich das auch auf die Organisationen aus, die Essen an Bedürftige verteilen?
Krisen treffen Menschen in der Gesellschaft unterschiedlich hart. Während viele Menschen sich vielleicht nicht unbedingt Gedanken machen müssen, ob sie sich bei hohen Treibstoffpreisen das Autofahren noch leisten können, sind von Armut betroffene Menschen zu noch mehr Einschränkungen gezwungen. Für viele führt der Weg regelmäßig zur Tafel – oder zu ähnlichen Organisationen, die Lebensmittel verteilen, die sonst knapp wären.
Doch mittlerweile haben die Tafeln selbst mit den Preissteigerungen zu kämpfen. Zum einen, weil sie Abholung und Lagerung der Lebensmittel wegen höherer Treibstoff- und Strompreise mehr kostet, zum anderen, weil auch mehr Bedürftige kommen. Wie sieht es bei den Tafeln in der Region aus?
Mittagstisch in St. Christophorus zahlt Energiepreise nicht
Solche Probleme hat man beim Mittagstisch St. Christophorus noch nicht. „Wir haben keine laufenden Betriebskosten“, sagt Andrea Schaffeld. Die Räumlichkeiten im Aldegundisheim stellt die Kirchengemeinde zur Verfügung. „Wir sind sogar in der guten Lage, nicht einmal Tankkosten zu haben“, erzählt Andrea Schaffeld weiter.
Denn für die Abholung von Lebensmitteln für ihre regelmäßige Tütenausgabe (dienstags und freitags jeweils ab 11.30 Uhr) bekommen die ehrenamtlichen Helfer vom Mittagstisch ein Fahrzeug samt Anhänger vom Autohaus Hüting gestellt. „Wir haben noch einen ehrenamtlichen Helfer, der mit seinem eigenen Auto unterwegs ist, aber der spendet quasi seine Tankkosten“, berichtet die Verantwortliche für den Mittagstisch.
Gutes Netzwerk sorgt dafür, dass alles funktioniert
Etwas Sorgen machten Andrea Schaffeld die gestiegenen Preise allerdings schon. „Wir nutzen unsere Spenden dazu, um Lebensmittel zusätzlich zu den Spenden zu kaufen“, berichtet sie. Wenn die Preise steigen, würde das natürlich bedeuten, dass man für das gleiche Geld weniger Lebensmittel bekommt.
Die Lage sei allerdings zur Zeit nicht dramatisch. „Es funktioniert alles, auch weil wir so ein tolles Netzwerk von Unterstützern haben“, sagt Andrea Schaffeld. Dazu gehören nicht nur die ehrenamtlichen Mitarbeiter, sondern natürlich auch die Emmericher, die regelmäßig Geld an den Mittagstisch spenden.
Weniger Gemüse und Kühlschrankware beim Caritas-Shop in Rees
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Beim Caritas-Shop in Rees, wo es zwei Mal in der Woche (jeweils Montag und Donnerstag, 14 bis 15.30 Uhr) eine Lebensmittelausgabe für von Armut betroffene Menschen gibt, hat man schon eine kleine Veränderung festgestellt. „Es ist schon so, dass Obst und Gemüse und Kühlschrankprodukte weniger werden“, sagt Andrea Bucksteeg, die sich um die Lebensmittelausgabe kümmert. Seit drei Wochen etwa sei das der Fall. Woran es genau liegt, kann sie allerdings auch nicht sagen.
Die gestiegenen Lebensmittelpreise betreffen die Lebensmittelausgabe in Rees, anders als in Emmerich, allerdings nicht. „Die Lebensmittel, die wir verteilen, kommen alleine aus Spenden“, erklärt Andrea Bucksteeg.
Nicht mehr Bedürftige bei der Lebensmittelausgabe
Was sowohl aus Emmerich und Rees zu hören ist: Einen Anstieg bei der Zahl der Menschen, die zur Lebensmittelausgabe kommen, habe es bisher – trotz stark angestiegener Energiekosten und Preise – noch nicht gegeben. „Zu uns kommen regelmäßig etwa 70 Personen“, sagt Andrea Schaffeld. Allerdings bekommen diese Lebensmitteltüten, mit denen oft eine ganze Familie mitversorgt wird.
In Rees sind es etwa 100 von Armut betroffene Menschen, die regelmäßig zur Lebensmittelausgabe kommen. Neu darunter sind in den vergangenen Wochen auch Menschen aus der Ukraine, die nach Rees gekommen sind und zum Caritas-Shop kommen dürfen, weil sie sich selbst versorgen müssen. Dass wegen gestiegener Preise mehr Menschen kommen, hat man aber auch hier noch nicht festgestellt.