Rees/Emmerich. Die Preise für Backwaren werden demnächst wohl auch in Emmerich und Rees steigen. Der Krieg in der Ukraine ist allerdings nur ein Grund dafür.

Wenn man derzeit liest, dass der Ukrainekrieg die Preise für Brot explodieren lässt, dann ist das nur ein Teil der Wahrheit. „Der Krieg hat noch mal zu einem Anstieg der Preise für Getreide gesorgt, aber gestiegen sind die schon vorher“, sagt Michael Jansen, Seniorchef in der Bäckerei Jansen in Haldern.

Tatsächlich hätten sich die Getreidepreise seit November gut verdoppelt, erklärt er. Allerdings würden da auch Trockenheit, Dürre und Stürme eine Rolle spielen. „Außerdem wird immer mehr Mais angebaut, so dass für Weizen weniger Platz da ist“, sagt Jansen.

Getreidepreise, Energiekosten, Mindestlohn

Dabei sei es weniger ein Problem, dass besonders viel Getreide aus Russland oder der Ukraine komme. „Wir arbeiten mit einer Mühle zusammen, die zu 95 Prozent Mehl aus Deutschland verarbeitet“, sagt der Bäckermeister. Auch Statistiken zeigen, dass sich die EU und damit auch Deutschland mit Getreide komplett selbst versorgen kann. Allerdings sei Getreide ein weltweit gehandeltes Gut und große Investoren und Firmen würden jetzt schon Getreide fürs Jahr 2024 ordern – um dann damit spekulieren können.

Allerdings gibt es noch weitere Faktoren, die eine Preiserhöhung in der Zukunft wohl unumgänglich machen: zum einen die steigenden Energiepreise. „Der reine Strompreis, ohne die Umlagen, ist bei uns um 95 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen“, erklärt Michael Jansen. Auch die Preise fürs Heizen – in der Backstube und im Geschäft natürlich ebenso nötig, wie im eigenen Heim, steigen an. „Da ist eigentlich gar nicht zu machen“, sagt der Bäckermeister. Dazu kommt eine Erhöhung des Mindestlohns, die sich natürlich auf alle Angestellten in der Bäckerei auswirkt.

So könnten die Preise für Backwaren ansteigen

Michael Jansen rechnet damit, im Laufe des Frühjahrs oder zum Sommer hin die Preise anheben zu müssen. „Wir wollen damit nicht mehr verdienen. Es geht nur darum, die höheren Kosten aufzufangen“, erklärt er und hofft, dass es bei einem Preisanstieg von rund fünf Prozent bleiben wird.

Genau sagen kann er es aber nicht. „Derzeit bekomme ich fast täglich irgendeine Hiobsbotschaft“,erzählt er. Von täglich steigenden Mehlpreisen bis hin zu einer Verknappung des Angebots bei Pflanzenöl, dass scheinbar gerne aus Russland oder der Ukraine importiert wird. Für einen Backbetrieb, in dem alles noch von Hand hergestellt und daher in vergleichsweise kleinen Mengen produziert wird, wie den der Familie Jansen, schlägt sich natürlich alles mehr auf die Preise der einzelnen Backwaren nieder. „Ich bin seit 34 Jahren selbstständig und war davor schon rund sechs Jahre im Beruf unterwegs, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals so einen Sprung bei den Kosten gegeben hat.“

Noch keine konkrete Preiserhöhung geplant

In der Bäckerei Gottschling mit Filialen in Rees und Emmerich wird es wohl auch irgendwann eine Anpassung der Preise nach oben geben. „Wir werden das machen müssen. Wenn man sich anschaut, wie sich die Preise für Mehl und Öl in den vergangenen drei Monaten entwickelt haben, weiß man auch, warum“, sagt Nelly Gottschling-van Fürden. Konkrete Gedanken, wie so eine Erhöhung der Preise aussehen könnte, hat sie sich allerdings noch nicht gemacht. „Es gibt momentan wichtigere Themen“, sagt sie mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und Menschen, die dort gerade um ihr Leben kämpfen oder flüchten müssen.

Bäckermeister Patrick Gottschling und seine Ehefrau Nelly Gottschling-van Fürden haben noch keine konkrete Preiserhöhung geplant.
Bäckermeister Patrick Gottschling und seine Ehefrau Nelly Gottschling-van Fürden haben noch keine konkrete Preiserhöhung geplant. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Wenn die Preise in der Bäckerei erhöht werden, dann aber auch nur um steigende Kosten auszugleichen – auf welchem Niveau sich diese dann auch immer bewegen werden. Mehr verdienen will man auch hier nicht. „Am Ende sollte der Preis für die Verbraucher und für den Händler fair sein“, sagt Nelly Gottschling-van Fürden.

Abwarten bei Heicks und Teutenberg

Auch die Bäckerei Heicks und Teutenberg, die Filialen im ganzen Klever Nordkreis hat, wird wohl die Preise erhöhen müssen. „Es wird wahrscheinlich irgendwann eine Preissteigerung geben, aber wir warten momentan noch ab“, sagt Seniorchef Walter Heicks. Auch, weil eine Anpassung der Preise immer ein „Riesenaufwand“ sei – und man den Kunden natürlich nicht zu viel zumuten möchte.

Gleichwohl verweist auch er darauf, dass nicht nur die Getreidepreise steigen, sondern auch die Energiekosten klettern. „Wir wissen allerdings noch nicht, wie sich der Markt weiter entwickelt“, erklärt Walter Heicks. Vorerst werden also die Backwaren in den Filialen des Bäckereibetriebes auch weiterhin zu den bekannten Preisen über die Ladentheke gehen.

Allerdings werden sich die Kunden in Emmerich, Rees und Umgebung wohl darauf einstellen müssen, dass Brot, Brötchen und andere Backwaren etwas teurer werden, als sie es zurzeit noch sind.