Emmerich. Emmerich vermarktet das Gebiet Bergherbos/Eltenberg mit der Gemeinde Montferland, wo im vergangenen Jahr der VVV abgewickelt worden ist.

Das Motto der Musketiere hat Schriftsteller Alexandre Dumas weltweit bekannt gemacht hat. Dabei lässt sich „Einer für alle, alle für einen“ auf alle möglichen Bereiche anwenden. So unter anderem auch auf den Tourismus.

Für den Tourismus ist Kirchturmdenken Gift

Das kann Dr. Manon Loock-Braun nur bestätigen. „Wenn man im Tourismus etwas nicht gebrauchen kann, dann ist es Kirchturmdenken“, sagt die Leiterin des Info-Centers Emmerich. Die Rechnung, die Touristiker aufmachen, ist recht simpel: Je mehr Aktivitäten von verschiedenen Städten in einer Region angeboten werden, um so mehr profitieren auch immer die Nachbarkommunen.

Emmerich und Montferland vermarkten Gebiet gemeinsam

Eine Landesgrenze kann und darf daher keine Limitierung im gemeinsamen Werben sein. In Emmerich wird dies sogar noch in einer ganz besonderen Form gehandhabt. Das erdgeschichtlich zusammenhängende Gebiet Eltenberg/Bergherbos wird von Emmerich und der niederländischen Nachbargemeinde Montferland gemeinsam vermarktet.

Das Waldgebiet Eltenberg und Bergherbos wird gemeinsam vermarktet.
Das Waldgebiet Eltenberg und Bergherbos wird gemeinsam vermarktet. © Stadt Emmerich | Stadt Emmerich

„Die Gespräche haben damals reibungslos funktioniert“, erinnert sich Tim Terhorst, Leiter der Stabsstelle Kommunikation und Archiv im Emmerich Rathaus. „Und von Seiten der Stadt Emmerich kann ich nur sagen, dass wir weiterhin sehr an einer Kooperation interessiert sind.“

Das sind die strukturellen Unterschiede

Doch grundsätzlich gibt es einige strukturelle Unterschiede. So verschwand im vergangen Jahr die Vereniging voor Vreemdelingenverkeer (VVV) aus dem Gebiet der Gemeinde Montferland. Das Büro in Gouden Handen wurde geschlossen.

Stichting Montferland Marketing löst VVV in ‘s-Heerenberg ab

Die touristischen Aufgaben übernahm fortan die Stichting Montferland Marketing. Die Stiftung eröffnete schließlich ein Info-Zentrum mehr im Herzen von ‘s-Heerenberg. Mit dem Vorsitzenden der Stiftung Rob Vister und Schatzmeister Rob Krijgsman standen auch die Emmericher Touristiker in Kontakt. So wurden unter anderem auch Prospekte in dem neuen Info-Center ausgelegt. Durch die Corona-Pandemie wurden allerdings persönliche Treffen reduziert. „Wegen Corona sind wir da ein wenig in Verzug. Es ist aber geplant, sich bald wieder auszutauschen“, verrät Dr. Loock-Braun.

Eine Organisation von Freiwilligen

Emmerichs Tourismus-Chefin Dr. Manon Loock-Braun weiß, dass das Kirchturmdenken im Bereich Tourismus Gift ist.
Emmerichs Tourismus-Chefin Dr. Manon Loock-Braun weiß, dass das Kirchturmdenken im Bereich Tourismus Gift ist. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Gleichwohl handelt es sich bei der Stiftung um eine Organisation von Freiwilligen. Um ihre touristischen Aufgaben zu erfüllen, hat die Stiftung Fördergelder von 190.000 Euro bei der Gemeinde Montferland beantragt. Doch die Entscheidungsträger wollen diese Summe nicht ausgeben. Vielmehr wurde lediglich eine Gesamtsumme von 23.000 Euro bewilligt. In der niederländischen Zeitung De Gelderlander beklagt sich der Stiftungs-Vorsitzende über die mangelnden Zuwendungen und lässt durchblicken, dass unter diesen Umständen die Stiftung gezwungen wäre, ihre Aktivitäten einzustellen.

Immerhin 40 Ehrenamtler würden sich aktuell unter dem Dach der Stiftung um den Bereich Tourismus kümmern. Auch das schon aufgebaute digitale Netzwerk würde viele potenzielle Gäste und Unternehmen Monat für Monat erreichen.

In Emmerich ist der Tourismus bei der Wirtschaftsförderung angesiedelt

In Emmerich ist hingegen der Bereich Tourismus von der Stadt Emmerich in die Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing-Gesellschaft Emmerich am Rhein mbH vor vielen Jahren outgesourct worden. Wobei die Stadt mit 70 Prozent an Anteilen Mehrheitsgesellschafter ist. Anteile von je 15 Prozent haben dann noch die Sparkasse Rhein-Maas sowie die Port Emmerich Infrastruktur Immobiliengesellschaft mbh.

Daraus ergibt sich dann auch ein durchaus anderes Selbstverständnis. In den Niederlanden ist es üblich, dass Touristen auch für sehr dünne Info-Flyer Geld bezahlen müssen. Auf der anderen Seite der Grenze werden Prospekte oder ein Info-Faltblatt hingegen in der Regel kostenlos abgegeben. „Wir sind in der Wirtschaftsförderung unterwegs, deshalb macht es natürlich Sinn, dass unser Informationsmaterial möglichst viele Menschen erreicht“, erläutert Loock-Braun.

>> Niederländer sind digitaler aufgestellt als Deutsche

Ein weiterer Unterschied ist, dass die Niederlande grundsätzlich digitaler aufgestellt sind. In diesem Bereich beziehungsweise speziell bei Social Media wird sich in den kommenden Wochen und Monaten auch etwas in Emmerich tun, verrät Dr. Manon Loock-Braun.

Wobei der Erfolg von Maßnahmen im Tourismussektor sich auch nicht immer konkret in Zahlen ablesen lässt. Ein Beispiel ist etwa das Knotenpunktsystem für Fahrradfahrer. Es lässt sich empirisch nicht feststellen, wie viele Fietser es wirklich nutzen. Gleichwohl berichten die Mitarbeiter der beiden Info-Center von Emmerich an der Rheinpromenade und auf dem Eltenberg, dass sie häufig auf das Knotenpunktsystem angesprochen werden.