Duisburg. Zweimal hat es 2024 an Duisburger Haustüren geknallt. In einem Fall ist ein Tatverdächtiger jetzt gefasst. Der zweite Vorfall bleibt rätselhaft.

Zwei Explosionen an Haustüren haben den Duisburger Westen vergangenes Jahr aufgeschreckt. Zumindest in einem der beiden Fälle ist nun ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Der andere Fall bleibt jedoch weiterhin rätselhaft.

Zuerst hatte es im Juli am Mühlenweg in Hochemmerich geknallt. Die Explosion riss offenbar die Haustür eines Einfamilienhauses weg. Schmauchspuren an der Wand, zerrissene Stufen und ein beschädigtes Auto in der Einfahrt zeugten vom Knall, der die ruhige Diergardtsiedlung in der Nacht aufgeschreckt hatte.

Explosionen an Haustüren in Duisburg: Das ist über einen Tatverdächtigen bekannt

Die Behörden zählten diese Explosion schnell zur Serie an Sprengungen, Schüssen und Entführungen in NRW, die auf einen Konflikt im Drogenmilieu zurückgeht. Die Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln zu diesem Konflikt und haben bislang 35 Tatverdächtige festgestellt. 19 sitzen in Untersuchungs-, vier in Auslieferungshaft.

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In der vergangenen Woche ist den Behörden ein weiterer Erfolg gelungen, der auch einen Bezug zur Duisburger Tat hat. Zusammen mit niederländischen Polizisten haben Ermittler aus Köln am Dienstag, 21. Januar, drei Verdächtige in Amsterdam festgenommen. „Einem der Tatverdächtigen wird vorgeworfen, an der Explosion in Duisburg beteiligt gewesen zu sein“, erklärt der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer unserer Redaktion.

Der Verdächtige ist niederländischer Staatsbürger, wurde 2006 in Amsterdam geboren und war zum Tatzeitpunkt minderjährig. Die Ermittler gehen davon aus, dass er beauftragt wurde, die Explosion durchzuführen. Unklar sei aber noch, wer der Auftraggeber war.

Tatverdächtiger hat sich in Duisburg wohl geirrt

Mit solchen Auftragstaten von niederländischen Handlangern hatte eine Kölner Drogenbande in den vergangenen Monaten versucht, Druck auszuüben, um gestohlene Drogen zurückzubekommen. Ein 22-Jähriger, der als Anführer der Bande gilt, ist inzwischen nach Deutschland ausgeliefert worden. Ob diese Bande auch den Tatverdächtigen des Duisburger Falls beauftragt hat, wird nun überprüft, sagt Ulrich Bremer.

Wie seit September bekannt ist, gehen die Kölner Polizisten davon aus, dass sich der Täter wohl an der Haustür geirrt hat. Das gilt weiterhin, erklärt Bremer, „weil die Bewohner des Hauses in keiner Weise mit der Tatserie in Verbindung gebracht werden können“. Offen ist jedoch immer noch, wen der Täter im Juli tatsächlich treffen wollte.

Was steckt hinter der Detonation in Rumeln-Kaldenhausen?

Vor einem größeren Rätsel stehen die Behörden offenbar bei der zweiten Explosion in Duisburg. Am Abend des 28. November knallte es im Bezirk Rheinhausen erneut an einer Haustür. Diesmal lag das betroffene Haus an der Glückaufstraße im Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen, gut fünf Kilometer vom Tatort der ersten Explosion entfernt.

Explosion an einer Haustür in Duisburg
Im November gab es eine zweite Explosion in Duisburg. Dabei wurde wieder eine Haustür beschädigt. © WAZ | Nick Kaspers

Die Tür wurde dabei beschädigt und wies kleine Löcher und Beulen auf. Zudem lagen Glassplitter und die Überreste eines Vordachs im Vorgarten verteilt. Anwohner sprachen von einem Knall, der die Siedlung erschüttert habe. „Es hat richtig gerüttelt, die Vibration haben wir im ganzen Haus gespürt“, sagten Nachbarn.

Die Polizei Duisburg veröffentlichte dazu bislang nur eine kurze Mitteilung am Tag nach der Tat. Darin hieß es, Anwohner hätten „ein lautes Knallgeräusch“ wahrgenommen und die Polizei verständigt. Die Kriminalpolizei werde zu den Hintergründen ermitteln.

Zweite Explosion zählt wohl nicht zur bekannten Anschlagsserie

Inzwischen ist klar, dass die Explosion wohl nicht zur Tatserie mit Bezug zum Drogenmillieu zählt. Beide Staatsanwaltschaften aus Köln und Duisburg hätten keine Hinweise auf Verbindungen zu diesem Konflikt, erklären die Pressestellen unserer Redaktion.

Abgesehen von dieser Erkenntnis teilen die Behörden aktuell keine weiteren Informationen zum Fall aus Rumeln-Kaldenhausen mit. Die Duisburger Staatsanwaltschaft könne nichts darüber sagen, ob es weitere Hinweise zu den Hintergründen gibt oder ob bereits ein Tatverdächtiger ermittelt wurde. Dabei verweist Staatsanwältin Melanie Anderhub auf das laufende Ermittlungsverfahren.

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>> Das bedeutet das Phänomen „Violence as a service“

  • Die Kölner Ermittler sprechen in der Anschlagsserie bei mehreren Taten vom Kriminalitätsphänomen „Violence as a service“ (Gewalt als Dienstleistung).
  • Demnach soll eine Kölner Drogenbande mehrere niederländische Handlanger über Online-Plattformen gekauft haben, damit diese mit den Taten Druck auf bestimmte Personen ausüben. So wollte die Bande offenbar gestohlene Drogen zurückbekommen.
  • Kriminaldirektor Michael Esser erklärte das Phänomen am Donnerstag so: „Die ausführenden Täter, zum Beispiel die Sprenger, kennen dabei in der Regel den Auftraggeber und die eigentlichen Hintergründe der Tat nicht und erhalten über Mittelsmänner nach Ausführung eine Belohnung.“