Köln/Amsterdam. Mit Sprengsätzen sollen Drogenhändler versucht haben, Rivalen einzuschüchtern. Die Drecksarbeit erledigten niederländische Handlanger.

Seit dem Sommer tobt in NRW ein bewaffneter Konflikt unter Angehörigen des Drogenmilieus. Explosionen, Schüsse, Geiselnahmen: Vor allem im Großraum Köln sorgte eine der niederländischen Mocro-Mafia zugeschriebene Bombenserie für Entsetzen. Nun ist der Polizei ein Ermittlungserfolg gelungen.

Im Zusammenhang mit der Serie von Gewalttaten, die nach einem großen Drogenraub begann, hat die Kölner Polizei inzwischen 35 Tatverdächtige ermittelt. 19 von ihnen sitzen bereits in Untersuchungshaft, vier in Auslieferungshaft, wie Kriminaldirektor Michael Esser am Donnerstag sagte. Er sei überzeugt, dass noch weitere mutmaßlich Beteiligte ermittelt würden.

Auch interessant

Auftrags-Kriminelle aus Holland werden pro Tat bezahlt

Erst am Dienstag hatten Kölner Ermittler zusammen mit niederländischen Polizisten Haftbefehle gegen drei Verdächtige in Amsterdam vollstreckt. Bei Wohnungsdurchsuchungen fanden die Beamten unter anderem mehrere Sprengsätze. Die jungen Niederländer seien dringend verdächtig, an einer spektakulären Geiselnahme mit brutalen Folterungen in Köln-Rodenkirchen sowie an einer Explosion in Duisburg beteiligt gewesen zu sein.

Ein per Haftbefehl gesuchter 21-Jähriger habe sich am Mittwoch bei der Kölner Polizei gestellt. Zudem sei ein 22-Jähriger, der im Oktober am Flughafen Paris festgenommen worden war, nach Deutschland ausgeliefert worden. Der Mann gilt als Anführer einer Kölner Drogenbande, der rund 300 Kilogramm Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth gestohlen worden sein sollen. Dieser Diebstahl gilt als Ausgangspunkt der Gewalttaten der letzten Monate, mit denen die Bande nach bisherigen Erkenntnissen Druck ausüben wollte, um die Drogen zurückzubekommen. Dazu soll sie über eine Online-Plattform niederländische Handlanger gekauft haben, die die Taten begangen haben sollen, so Esser.

Auch interessant

Dabei handele es sich um das Kriminalitätsphänomen „Violence as a service“ (Gewalt als Dienstleistung). „Die ausführenden Täter, zum Beispiel die Sprenger, kennen dabei in der Regel den Auftraggeber und die eigentlichen Hintergründe der Tat nicht und erhalten über Mittelsmänner nach Ausführung eine Belohnung“, erläuterte Esser. Zu den Taten gehören nach bisherigen Ermittlungen Menschenraub und Freiheitsberaubungen, elf Sprengstoffanschläge und Schüsse auf Häuser in Köln und anderen NRW-Städten. (dpa/joe)