Duisburg. Im Juli ist eine Haustür in Duisburg weggesprengt worden. Warum traf es ausgerechnet die ruhige Siedlung? Jetzt gibt es neue Erkenntnisse.
Es knallt mitten in der Nacht, Anwohner schrecken auf. An einem Einfamilienhaus in einer ruhigen Straße fehlt plötzlich die Haustür. Schmauchspuren an der Wand, zerrissene Stufen, ein beschädigtes Auto in der Einfahrt. Anfang Juli hat eine Explosion am Mühlenweg in Duisburg-Hochemmerich für viel Aufsehen gesorgt.
Die Tat reiht sich ein in eine Serie an Sprengungen, Schüssen und Entführungen in NRW seit Juni. Die Ermittler sehen einen komplexen Zusammenhang und halten sich bedeckt. Vieles ist noch unklar, doch zumindest der Duisburger Fall nimmt nun eine plötzliche Wendung: Die Täter haben sich offenbar am Haus geirrt.
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Explosion in Duisburg: Wen wollten die Täter wirklich treffen?
Die Polizei und Staatsanwaltschaft Köln haben am Donnerstag über den Stand der Ermittlungen zur Tatreihe informiert, nachdem es in dieser Woche schon wieder zwei Explosionen in Köln gegeben hatte. Kripo-Chef Michael Esser zählte noch einmal alle Attacken chronologisch auf und kam dabei auch auf die Detonation in Duisburg zu sprechen.
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„Nach jetzigen Erkenntnissen können wir sagen: Die Bewohner dieses Hauses stehen nicht in Zusammenhang mit einer möglichen Explosion“, so Esser. Es sei wahrscheinlich, dass die Täter schlicht die Adresse verwechselt hätten.
In Duisburg gibt es zwei Straßen mit dem Namen Mühlenweg, beide liegen im Bezirk Rheinhausen nur etwa sechs Kilometer voneinander entfernt. Von der Explosion war ein Haus am Mühlenweg in Hochemmerich betroffen, der andere Mühlenweg liegt im Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen.
Ob es die Täter auf ein Ziel am Mühlenweg in Rumeln abgesehen oder welche Personen sie sonst im Blick hatten, sagte der Kriminaldirektor nicht.
Haustür weggesprengt: Ermittler sehen weiter einen Zusammenhang zur Tatserie
Im Haus, an dem in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli die Haustür weggesprengt wurde, wohnt ein Paar, das mehrere Hunde haben und einen guten Kontakt zur Nachbarschaft pflegen soll. „Unauffällig, Menschen wie du und ich – ganz normale Leute“, sagten Anwohner dieser Redaktion kurz nach der Tat. Schon damals betonte die Kölner Staatsantwaltschaft, dass die Bewohner im Ermittlungskomplex nicht als Beschuldigte geführt werden.
Trotzdem gehen die Ermittler weiter davon aus, dass die Duisburger Tat mit den anderen Detonationen und Entführungen in Zusammenhang steht. Sie vermuten Hintergründe im Bereich des organisierten Drogenhandels mit Verbindungen in die Niederlande. „Es gibt offensichtlich im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden“, sagte Kripo-Chef Esser am Donnerstag. Inzwischen gebe es aber auch Hinweise auf Rockerkriminalität.
Über 60 Ermittler seien zusammengezogen worden, um den Tatkomplex zu bearbeiten. Es gebe 30 Ermittlungsverfahren gegen 25 Beschuldigte, 12 Beschuldigte würden sich in Untersuchungshaft befinden. Und nach den beiden Taten in Köln von dieser Woche gebe es nun neue „vielversprechende Hinweise, denen wir jetzt akribisch nachgehen“.
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