Duisburg. Riesenerfolg beim Auftakt zum neuen Rahmer Wochenmarkt: Nach drei Stunden war fast alles weg. Jetzt äußern sich erste Händler zur Zukunft.

  • Fleisch, Gemüse, Obst, Fisch: Die Rahmer können endlich wieder einkaufen
  • Der erste Tag des neuen Rahmer Wochenmarkts startet mit einem Riesenerfolg: Nach drei Stunden war fast alles weggekauft
  • Jetzt äußern sich erste Händler zur Zukunft ihres Standes auf dem Markt im Duisburger Süden

Am Samstagmorgen gegen neun Uhr bilden sich lange Schlangen am Stand der Metzgerei Simon Berns. Frisches Obst und Gemüse vom Bauern aus Willich wandert von der Waage in Tüten, Fahrradkörbe und Einkaufstrolleys. Die Kundschaft steht geduldig beim Bäckerwagen an, um Brötchen und Kuchen fürs Wochenende zu besorgen. Bei Fisch Mehrholz brutzeln die ersten Backfischfilets in der Fritteuse. Die Rahmer decken eifrig ihren Bedarf an Lebensmitteln und an netten Begegnungen mit ihren Mitmenschen.

Rahmer Wochenmarkt leergekauft: So lief der erste Markttag

Brötchen und Brot restlos ausverkauft, die Stände mit Gemüse und Fleisch so gut wie leer: Um 11 Uhr haben die Rahmer ihren neuen Wochenmarkt nahezu leer gekauft. Die Premiere im unterversorgten Stadtteil des Duisburger Südens beweist: Die neue Gelegenheit zur Nahversorgung ist gefragt. Und wie.

„Großartig“, finden Tobias und Kathrin Wiencek die Idee des Physiotherapeuten Holger Ostwald und seiner Frau Sabine Ostwald, den Kundenparkplatz jeden Samstag in einen kleinen, aber feinen Markt zu verwandeln. Nachdem der Edeka-Supermarkt in Rahm geschlossen hat, drohte der Stadtteil zur Servicewüste zu werden.

„Es sind ja nicht nur die Brötchen, die man schnell holen geht“, sagt Tobias Wiencek, „man trifft hier diesen und jenen, genau wie früher beim Edeka. Und zack, ist man schon wieder zwei Stunden unterwegs.“ Diese Mitte, der Treffpunkt, hat den Rahmern besonders gefehlt.

Rahmer Markt: Die Kunden wollen wiederkommen

Deshalb sind sie auch vom zentralen Standort ihres neuen Marktes nahe der Bushaltestelle „Rahmer Bahnhof“ begeistert. „Mitten im Dorf, so gehört sich das“, finden Stefanie und Andre Gellert. Sie räumen dem neuen Versorgungsangebot beste Chancen ein. „Wir werden das auf alle Fälle nutzen, ist doch gemütlich, ein bisschen rumschlendern, quatschen, Kaffee trinken und einkaufen“, legen sie ihr künftiges Programm für Samstagvormittage fest.

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Auch am Fischstand macht sich Zufriedenheit breit. „Nette, entspannte Kundschaft, ein schöner gepflegter Platz, da kommen wir Händler auch gerne wieder“, sagt die Bedienung und reicht das nächste Seelachsbrötchen über die Theke. Nur Muscheln hat sie heute nicht mitgebracht. „Macht nix“, sagt der Kunde gutgelaunt, „dann kaufe ich die halt nächste Woche.“

Wie stehen die Chancen für die Zukunft des Rahmer Markts?

Der eine oder andere Stand hat erstmal für zwei Markttage zugesagt, beim Bäcker sagt die Verkäuferin: „Wenn das nächste Woche wieder so läuft, dann kommen wir immer.“

An der mobilen Kaffeebar „ChrisCoffee“ unterbricht Barista Christian Homrighausen seinen Vortrag über Milchschaumkonsistenzen. Er sieht über die niedrige Tuja-Hecke den 940-er Bus heranfahren. „Haben der Cappuccino und der Chai Latte noch einen Moment Zeit?“, fragt er seine Kundschaft. „Ich bringe mal eben dem Busfahrer einen Becher Kaffee.“ Der schlürft und genießt den freundlichen Pausenservice.

Christian Homrighausen sorgt für das nötige Koffein auf dem Wochenmarkt in Duisburg-Rahm.
Christian Homrighausen sorgt für das nötige Koffein auf dem Wochenmarkt in Duisburg-Rahm. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Homrighausen kehrt zu seinem Thema zurück. „Die aufgeschäumte Milch muss aus der Kanne fließen wie Lackfarbe, nicht wie Bauschaum“, erklärt er und serviert die nächste samtige Kaffeespezialität, „wenn ich schon sehe, wie die in manchen Läden mit dem Löffel das flockige Zeug in die Tasse schaufeln, da vergeht mir alles.“ Für ihn ist der Kaffeestand ein „eskaliertes Hobby“, und an Tagen wie diesem hat er trotz Regenwetter Spaß unterm Marktschirm. „Handeln, sich treffen, ein bisschen Klatsch austauschen, das liegt seit dem Mittelalter in unserer DNA“, stellt er klar, „wo das fehlt, verliert ein Stadtteil seine Seele.“

Überschüsse durch den Rahmer Markt? Dann wird gespendet

So denkt auch Andrea Münch aus Wanheimerort, die extra mit dem Bus gekommen ist, um die gute Idee der Familie Ostwald zu unterstützen. „Für die Menschen vor Ort im Kleinen etwas auf die Beine zu stellen, das ist Lebensart und zeigt, was für ein sozialer Mensch der Holger Ostwald ist“, sagt sie.

Ihm verdanken die Rahmer ihren neuen Wochenmarkt: Physiotherapeut Holger Ostwald ist der private Organisator hinter dem Markt.
Ihm verdanken die Rahmer ihren neuen Wochenmarkt: Physiotherapeut Holger Ostwald ist der private Organisator hinter dem Markt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Der kleine Markt auf dem Parkplatz der Physiotherapiepraxis soll ab jetzt jeden Samstag von 8 bis 12 Uhr stattfinden. Wenn er die Kosten für die Herrichtung, Beleuchtung und Bepflanzung des gepflegten Geländes wieder drin hat, will Holger Ostwald anfallende Überschüsse des Wochenmarkts an die Rahmer Sportvereine und Kindergärten weiterreichen. mit kb