Duisburg. Ein Paar musste in nur vier Stunden seine Wohnung verlassen. Eine neue Bleibe hat es gefunden, jetzt gibt es aber Probleme mit der alten Kaution.
Sarah Quabeck und ihr Freund Karim Burian haben schwere Zeiten hinter sich: Im August musste das Paar in nur vier Stunden seine Wohnung in Neumühl verlassen. Die Taskforce Problemimmobilien hatte das Wohnhaus an der Veilchenstraße zur Schrottimmobilie erklärt. Lebensgefahr für die Mieter! Die beiden haben schnell eine neue Wohnung gefunden und konnten endlich durchatmen. Doch jetzt holt sie die belastende Geschichte schon wieder ein: Der Vermieter zahlt die Kaution nicht zurück.
Das Problem: Das Jobcenter hat Quabeck die Kaution als Darlehen gewährt. Beim neuen Vermieter wird natürlich eine neue Kaution fällig. Die liegt bei knapp über 1000 Euro. Eine Summe, die das Paar nicht aus eigener Kraft bezahlen kann. „Uns ist es am liebsten, die neue Kaution wird mit der alten bezahlt“, sagt Kathrin Hugenberg, Sprecherin des Jobcenters.
Duisburger haben Angst, ihre neue Wohnung wieder zu verlieren
Die Situation bedeutet wieder Stress für Quabeck und Burian. „Wir fühlen uns in der neuen Wohnung super wohl und haben Angst, dass unser neuer Vermieter uns kündigt, wenn wir die Kaution nicht zahlen können“, sagt der 22-Jährige. Das Paar hat schon länger einen Anwalt, der es wegen der vielen Probleme, die mit dem alten Vermieter an der Veilchenstraße aufgetreten sind, vertritt. Unter anderem hatte er seinen Mietern die Wohnungstüre und zwei Fenster ausgebaut (wir berichteten).
Auch interessant
„Wir werden die Abrechnung und Auszahlung der Kaution beim Amtsgericht einklagen“, sagt ihr Rechtsanwalt Thomas Adam. Streng genommen müsse ein Vermieter seine Ex-Mieter unmittelbar nach dem Auszug schriftlich darüber informieren, wie hoch die Kaution durch die erwirtschafteten Zinsen inzwischen sei. „Er muss die Kaution abrechnen. Der Mieter hat einen Anspruch auf diese Dokumentation. Die Auszahlung kann der Vermieter bis zu sechs Monate zurückhalten, wenn Gründe dafür vorliegen“, so der Anwalt. Das können zum Beispiel Mietrückstände sein.
Rechtsanwalt Thomas Adam: „Manche Vermieter meinen, sich ihr eigenes Recht machen zu können“
Die Redaktion hat den Vermieter um Stellungnahme gebeten. Warum zahlt er die Kaution nicht zurück? Eine Antwort auf die Frage bleibt er schuldig. „Manche Vermieter meinen, sich ihr eigenes Recht machen zu können. Denen muss man Grenzen setzen“, kommentiert Rechtsanwalt Adam. Auch beim Thema Kaution gebe es regelmäßig Ärger: „Das erlebe ich jede Woche“, so der Fachanwalt für Mietrecht, „50 Prozent der privaten Vermieter legen das Geld ihrer Mieter nicht ordnungsgemäß an.“
- Die WAZ-Lokalredaktion Duisburg hält Sie auch hier auf dem Laufenden: zum WhatsApp-Kanal +++ Duisburg-Newsletter gratis ins E-Mail-Postfach schicken lassen +++ WAZ Duisburg bei Instagram +++ WAZ Duisburg bei Facebook
Dabei sei das Gesetz eindeutig: „Vermieter müssen das Geld getrennt vom eigenen Vermögen insolvenzsicher anlegen. Und zwar so, dass sie Zinsen erwirtschaften, die gerade üblich sind. Sie dürfen nicht mit der Kaution zocken.“ Was können Mieter tun, um sich zu schützen? Da hat Rechtsanwalt Adam einen Rat: „Vier Wochen nach Einzug sollte man den Vermieter bitten, schriftlich mitzuteilen, wo und wie er das Geld angelegt hat.“ So würde zumindest sein Vorgehen nachvollziehbar. „Viele Vermieter antworten auf eine solche Bitte allerdings nicht. Dann sollte man den Mieterschutzbund einschalten.“
Sarah Quabeck und Karim Burian sind mit ihrem Problem also nicht allein und werden nun den Rechtsweg bestreiten – und der kann Monate dauern. Der neue Vermieter ist recht gelassen: „Es ist nun einmal so, dass die Rückzahlung der Kaution sehr lange dauern kann“, sagt er gegenüber der Redaktion. Und wenn es hart auf hart kommt, wird auch das Jobcenter Betroffene nicht im Regen stehen lassen. „Bevor jemand auf der Straße landet, werden wir ein zweites Darlehen für die Kaution gewähren“, erklärt Kathrin Hugenberg.
Grundsätzlich gute Nachrichten für Sarah Quabeck und Karim Burian. Doch die Anspannung bleibt. Sie wollen endlich mit den Erlebnissen in ihrer alten Wohnung abschließen. Aber das wird noch eine Zeit lang dauern.