Duisburg. In Duisburg hat die Taskforce Problemimmobilien ein Haus unter die Lupe genommen. Schnell steht fest: Lebensgefahr! Mieter müssen sofort raus.

Die Duisburger Taskforce Problemimmobilien hat am Mittwoch das Haus an der Veilchenstraße in Neumühl unter die Lupe genommen, in dem Mieter seit Tagen mit vom Vermieter ausgebauten Fenstern und ohne Wohnungstür leben müssen (wir berichteten). Schon nach zwei Stunden steht fest: Das Haus ist in einem derart desolaten Zustand, dass alle Mieter rausmüssen.

Taskforce räumt Schrottimmobilie in Duisburg: Bewohner haben vier Stunden Zeit, das Nötigste zu packen

„Uns wurden vier Stunden gegeben, um das Nötigste zu packen“, sagt Karim Burian. Er sitzt gerade beim Frühstück, als es klingelt und das Ordnungsamt vor seiner provisorischen Tür steht. „Die Mitarbeiter haben sich meinen Personalausweis zeigen lassen. Meine Fragen haben sie nicht beantwortet.“ Sie haben ihm auch nicht erklärt, was da jetzt in seinem Haus passiert. „Nur die Feuerwehr hat mit mir geredet.“

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Tatsächlich ist die Szenerie vor dem Haus ein wenig skurril: Im engen Hauseingang haben sich fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes gedrängt. Mit mürrischen Mienen wachen sie offenbar darüber, dass niemand ins Haus gehen kann. Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig stehen gut zehn Männer und Frauen, teils mit Klemmbrettern unterm Arm. „Die eine Dame ist vom Jobcenter. Aber wer sind bloß die alle?“ Vorgestellt hat sich offenbar niemand. Burian, der selbst die Bauaufsicht über die schlimmen Zustände in seinem Zuhause informiert hat, fühlt sich sichtlich unwohl in seiner Haut.

Sarah Quabeck und Karim Burian haben vier Stunden, um zu packen. Dann wird das Haus in Neumühl versiegelt.
Sarah Quabeck und Karim Burian haben vier Stunden, um zu packen. Dann wird das Haus in Neumühl versiegelt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Das Paar kommt mit seinen Hunden und Katzen bei Verwandten unter

Der 22-Jährige wohnt mit seiner Freundin Sarah Quabeck, den beiden Hunden Schoki und Tobi und den Katzen Puma und Tiger im Erdgeschoss. Nach zwei Stunden erhält er die Nachricht: „Hier besteht Lebensgefahr, weil zum Beispiel der Brandschutz nicht gewährleistet ist.“ Burian ruft seine Freundin auf der Arbeit an, sie möge schnell nach Hause kommen. Das Paar hat Glück: Es wird erst einmal samt der Tiere bei Quabecks Schwester in Röttgersbach unterkommen.

Laut Stadt sind in dem Haus 14 Personen gemeldet. „Angetroffen wurden insgesamt zehn Personen, davon vier Minderjährige“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Die Mängel seien so gravierend, dass eine sofortige Nutzungsuntersagung ausgesprochen wurde, wie es im Amtsdeutsch heißt.

Diese Photovoltaik-Anlage im Garten werden sich die Statiker der Stadt ganz genau ansehen.
Diese Photovoltaik-Anlage im Garten werden sich die Statiker der Stadt ganz genau ansehen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Hiedels zählt auf: „Es wurden eine Vielzahl von gravierenden Brandschutzmängeln, baurechtlichen Mängeln sowie Mängeln nach dem Wohnraumstärkungsgesetz NRW vorgefunden. Dazu zählen nach ersten Erkenntnissen u. a. Brandschutzmängel, fehlende/defekte Wohnabschlusstüren, defekte/fehlende Fenster, fehlende Rettungswege, massiver Schimmelbefall sowie mangelhafte Sanitäranlagen. Quer durch den Hausflur im gesamten Gebäude befinden sich nicht fachmännisch verlegte Versorgungsleitungen.“

Weiter geht‘s im Garten: „Hinter dem Haus wurde eine Photovoltaik-Anlage mit zahlreichen Betonfundamenten und Metallverstrebungen installiert. Hier wird nun die Standsicherheit der Konstruktion durch einen Statiker überprüft.“ Insgesamt seien in dem Gebäude augenscheinlich viele Arbeiten durch den Eigentümer nicht fachmännisch durchgeführt worden, „sodass hier potenzielle Gefahren für die Mieter anzunehmen sind“.

Die Stadt bemängelt auch die Bäder. So sieht das Badezimmer im ersten Obergeschoss aus.
Die Stadt bemängelt auch die Bäder. So sieht das Badezimmer im ersten Obergeschoss aus. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der Eigentümer hat Sarah Quabeck und Karim Burian eine andere Wohnung angeboten, das Paar hat das Angebot aber nicht angenommen. Den anderen Mietern kann der Vermieter „keinen geeigneten Ersatzwohnraum zur Verfügung stellen“. Deshalb hat die Stadt allen Betroffenen Ersatzunterkünfte angeboten. Ob jemand davon Gebrauch gemacht hat, ist noch nicht bekannt.