Duisburg. Um sich besser vor Sturzflutkatastrophen schützen zu können, haben internationale Experten in Ruhrort trainiert. Großaufgebot an der Mühlenweide.
Mit immer häufigeren hohen Niederschlagsmengen und Sturzflutkatastrophen rechnen Experten in der Zukunft. Um sich vor ihnen besser wappnen zu können, wurde die Mühlenweide Schauplatz einer internationalen Hochwasserübung. Eine Show der Superlative zeigte die Feuerwehr mit verschiedenen Partnern an der Mühlenweide.
Insgesamt 150 Fachleute, darunter viele Feuerwehrleute aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Irland trainieren hier den Ernstfall. Sind die Geräte der Niederländer kompatibel mit der Technik, die die Deutschen verwenden? Welche Maschinen setzen die Franzosen ein? Sandsäcke für den Hochwasserschutz helfen immer noch, aber wer hätte gedacht, dass die Niederländer anders stapeln als die Deutschen?
Viele Fragen können abgeklärt werden, Kolleginnen und Kollegen lernen sich kennen, denn alle europäischen Ländern haben mittlerweile dasselbe Hochwasserproblem. Und Hochwasser im Rhein macht nicht an der Grenze zu den Niederlanden halt. Die Federführung der gigantischen Übung, dem Projekt FlashFloodBreaker (Sturzflutbrecher), hat die Emschergenossenschaft. Länderübergreifende Zusammenarbeit steht dabei an erster Stelle.
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„Deich-Verteidigung“ mit moderner Technik
Überall dröhnen die Motoren, quer über den Wiesen liegen dicke Schläuche, ein riesiger, orangefarbener 40 Meter großer Hügel ist am Rheinufer aufgebaut, modernster Hochwasserschutz. „Dieser Mobildeich kann in zweieinhalb Stunden aufgebaut werden. Wenn man das mit Sandsäcken erreichen wollte, brauchte man ein Vielfaches an Zeit“, erläutert Christian von Spiczak. Er ist bei der Stadt Duisburg für das Hochwasserrisiko-Management und die Notfallplanung zuständig. „Deich-Verteidigung nennt man das.“
Marie-Edith Ploteau ist die Projektkoordinatorin des Interreg Nordwesteuropa Projektes und erklärt das länderübergreifende Zusammenspiel. „Das zwölf Millionen teure Projekt mit 13 Partnern ist auf vier Jahre angelegt und wird mit 60 Prozent gefördert.“ Auch in den Partnerländern werden Übungen stattfinden. Was die Wasserregulierung und vor allem Hochwasser anbetrifft, so ist natürlich in erster Linie die Emschergenossenschaft gefragt. Denn sie überwacht das Emscher-/Lippegebiet und ist bei Hochwasser genauso gefordert wie die Feuerwehr.
Wassergefüllte Barrieren können das Hochwasser zurückhalten
Mit vor Ort ist auch Frank Obenaus, technischer Vorstand der Emschergenossenschaft, der auch für den Bereich Hochwasser zuständig ist. Gezeigt werden unterschiedliche Systeme, die bei Hochwasser zum Einsatz kommen. Klar wird, wie weit die Technik fortgeschritten ist, damit die Hilfe im Notfall schnell und effektiv eingesetzt werden kann.
Die Emschergenossenschaft ist mit einem Notstromaggregat, einer mobilen Hochwasserpumpe, einer Drohne und einem mobilen Kran auf der Mühlenweide. Insgesamt ist der Wasserwirtschaftsverband mit 40 Kolleginnen und Kollegen aus der gesamten Emscher-Lippe-Region vor Ort. Und zwar aus allen Betriebsbereichen und Regionen. Auch die Wirtschaftsbetriebe der Stadt demonstrieren Hochwasserschutz.
Zum Beispiel gibt es den Flutschutz „Quellkade“, eine Konstruktion, die mit Wasser gefüllt wird zur „notfallmäßigen Deichverteidigung bei Hochwasserfällen“. Das System wird benutzt, wenn etwa aus einem Deich Wasser austritt und man vermeiden will, dass Erde weggespült wird und der Deich bricht. Dieser Flutschutz kann von zwei Personen in kürzester Zeit aufgebaut werden und ist sofort einsatzbereit.
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Hochwasserschutz benötigt in der Zukunft weniger Personal, dafür mehr moderne Technik
„Es geht immer mehr dahin, dass man mit weniger Personen und moderner Technik schnelle Hilfe leisten kann“, betont von Spiczak. Faszinierend wie professionell Wohnhäuser, Campingplätze, Tiefgaragen oder Industrieanlagen geschützt werden können. Es gibt viele Möglichkeiten, mit Plastikschläuchen oder -wänden einen Schutzwall zu ziehen, um das steigende Hochwasser abzuhalten.
Auch das Aquariwa wird vorgestellt. Es sind leichte, aber stabile Kunststoffplatten, die zu einem Zylinder gebogen, mit einer einfachen Verschlusseinrichtung zusammengefügt werden. Sie können in kürzester Zeit aufgestellt und mit Wasser oder Sand gefüllt werden, um eine Hochwassersperre zu errichten.
Aus Frankreich ist Sapeurs-Pompiers, also Feuerwehrmann Matthieu Oberhauser angereist und erklärt die Technik, die er und seine Leute mitgebracht haben. Bei allen Geräten, ob gepumpt oder Wälle aufgebaut werden, geht es in erster Linie um Schnelligkeit und Effektivität. Und immer wieder wird die Zusammenarbeit hervorgehoben, die zwischen den Ländern klappen muss. Eine Aussage machen alle Fachleute: „Die Technik ist weit fortgeschritten, aber auch dringend notwendig. Denn von Hochwasser werden alle Länder immer stärker und öfter betroffen sein.“
Hochwasserschutzübung: Straßensperrungen in Duisburg-Ruhrort
Sowohl die Mühlenweide selbst als auch Teile der Dammstraße und des Richard-Hindorf-Platzes oberhalb der Mühlenweide werden während der Übung bis etwa 17.30 Uhr für den Verkehr gesperrt. Der Rad- und Fußverkehr ist hiervon ebenfalls betroffen.
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