Düsseldorf. Am Dienstag (17. Dezember) wurde der neue Krankenhausplan für Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Was das für die Düsseldorfer Kliniken bedeutet.
Am Dienstag (17. Dezember) stellte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in Düsseldorf den neuen Krankenhausplan vor, der ab 1. April 2025 in Kraft tritt. Dieser Plan soll eine umfassende Qualitätsoffensive für die nordrhein-westfälische Krankenhauslandschaft einleiten. Laumann selbst sprach von einer „historischen Reform“.
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Krankenhäuser sollen Qualität statt Quantität liefern
Und das ist wahr, denn der neue Krankenhausplan bringt viele Änderungen mit sich: Die bisherige Planung nach Bettenzahlen wird durch ein Leistungsgruppenmodell mit 32 medizinischen Leistungsbereichen und 64 Leistungsgruppen ersetzt. Vereinfacht gesagt bedeutet der neue Plan, dass Krankenhäuser ab dem 1. April nicht mehr nur nach Kapazitäten, sondern nach medizinischer Expertise und Fallzahlen bewertet werden.
Jedes Krankenhaus musste sich im Vorfeld für die angestrebten Leistungsgruppen bewerben und spezifische Qualitätskriterien erfüllen, um eine Zulassung zu erhalten. Bereits am Montag gingen in rund 330 Krankenhäusern in NRW die sogenannten Feststellungsbescheide ein, in denen ihnen mitgeteilt wurde, welche Leistungen – wie beispielsweise Geburtsbegleitung oder Krebstherapie – sie künftig übernehmen dürfen. Dies führt zu einer stärkeren Konzentration und Spezialisierung der medizinischen Versorgung.
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Besonders für komplexe Fachgebiete, wie beispielsweise Orthopädie oder Onkologie werden die Standorte reduziert, um Expertise zu bündeln. So hatten beispielsweise 236 Kliniken beantragt, Hüftoperationen durchführen zu dürfen. Genehmigt wurden davon nur 137 – ein Rückgang von 42 Prozent. Kritiker warnen jedoch vor möglichen Versorgungsengpässen in ländlichen Regionen. Die Konzentration von spezifischen Leistungen könnte die Erreichbarkeit medizinischer Angebote einschränken.
Diese Düsseldorfer Krankenhäuser sind betroffen
In der Landeshauptstadt Düsseldorf haben natürlich auch mehrere Kliniken zu Beginn der Woche ihre Bescheide erhalten. So ließ der Verbund katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD) – zu welchem gleich vier Krankenhäuser und ein Gesundheitszentrum gehören – auf Nachfrage verlauten, man hätte „bei der Krankenhausplanung insgesamt positiv abgeschnitten“. Beispielsweise erhielt das Marienhospital in Düsseldorf einen Auftrag für die Nephrologie – zu Deutsch: Nierenheilkunde.
Und auch sonst habe der Klinikverbund in eben jenen Bereichen einen Versorgungsauftrag erhalten, in denen die jeweilige Klinik spezialisiert sei. Dennoch gäbe „es auch in einigen Fällen Abweichungen zwischen den beantragten und den zugewiesenen Leistungsgruppen“. Allerdings solle man auch berücksichtigen, dass die Bescheide erst Anfang dieser Woche eingegangen sind und sich die genauen Auswirkungen erst noch zeigen werden.
Ebenfalls positiv äußerte sich das Uniklinikum Düsseldorf (UDK) auf Nachfrage. Dort heißt es: „Schon jetzt lässt sich aber sagen, dass die Düsseldorfer Krankenhäuser die Krankenhausreform bereits genutzt haben, um das Netzwerk der Zusammenarbeit zu festigen: Viele Kliniken kooperieren jetzt stärker in mehreren Leistungsbereichen.“ weiter heißt es, „Ein gutes Beispiel dafür ist der Einsatz von künstlichen Hüft- oder Kniegelenken, wo sich das UKD zukünftig stärker auf die Fälle mit höherem Risiko konzentrieren kann. Auch umgekehrt profitiert das UKD zukünftig von der Expertise von Kliniken mit ausgewiesenem Schwerpunkt.“ Am meisten profitieren würden aber die Düsseldorfer und Düsseldorferinnen, die sich auf eine gute Versorgung verlassen können.
Ähnliches gab es auch vom Florence-Nightingale-Krankenhaus zu hören. Dort seien die „Spezialisierungen in der Lungenheilkunde und der Thoraxchirurgie, der Wirbelsäulenchirurgie, dem Einsatz von künstlichen Hüft-/Knie- und Sprunggelenken, der Neonatologie sowie der Behandlung von Eierstockkrebs nun vom Ministerium mit Zuteilung der entsprechenden Leistungsgruppen honoriert“ worden. Dazu sagte Dr. Holger Stiller, Krankenhausdirektor und Vorstand der Kaiserswerther Diakonie, die Mitarbeiter des Krankenhauses würden „ihren Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Düsseldorfer Bevölkerung und darüber hinaus leisten und die Kooperationen und Netzwerke mit den Krankenhäusern Düsseldorfs und der Region weiterleben und weiterentwickeln“.
Grundversorgung in Düsseldorf bleibt gesichert
Vor allem die Grundversorgung der Düsseldorfer soll gesichert bleiben: Für allgemeine Innere Medizin und Chirurgie wurden fast alle Anträge bewilligt, sodass 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger diese Leistungen innerhalb von 20 Minuten erreichen können. Auch in der Kinder- und Jugendmedizin sowie in der Geburtshilfe wurden nahezu alle Anträge genehmigt, sofern die Mindeststandards an Personal und Ausstattung erfüllt waren. Trotz der Umstrukturierung soll der Plan eine flächendeckende medizinische Versorgung garantieren. 90 Prozent der Bevölkerung sollen weiterhin innerhalb von 20 Autominuten ein Krankenhaus mit Notaufnahme, Chirurgie und Intensivstation erreichen können.
Der Krankenhausplan NRW gilt als bundesweit wegweisend und könnte als Vorbild für andere Bundesländer dienen. Der neue Plan ähnelt den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums unter Karl Lauterbach (SPD), das ebenfalls auf eine stärkere Konzentration und Spezialisierung setzt. Bis Ende 2026 sollen alle Bundesländer ihre Kliniken nach einem ähnlichen Modell organisieren. Auch die VKKD findet „NRW kann ein gutes Beispiel für die gesamte Bundesrepublik sein, wenn es um die Reform der Krankenhauslandschaft geht.“
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