Düsseldorf. Seit 2009 sitzt CDU-Mann Thomas Jarzombek für Düsseldorf im Bundestag. Über seine Ziele bei der kommenden Wahl spricht er im NRZ-Interview.

Bereits seit 2009 vertritt Thomas Jarzombek (CDU) den Düsseldorfer Norden im Deutschen Bundestag. In Berlin saß der 51-Jährige in verschiedenen Ausschüssen und Komitees, war unter der letzten Großen Koalition unter anderem Koordinator für Luft- und Raumfahrt und beim Wirtschaftsministerium Beauftragter für Start-Ups und digitale Wirtschaft.

Nun, im Angesicht der vorgezogenen Bundestagswahlen, stellt er sich zum fünften Mal in der NRW-Landeshauptstadt zur Wahl. Im Interview mit der NRZ in der CDU-Landeszentrale am Schwanenspiegel in Unterbilk spricht der Unternehmer über Zukunftstechnologien in Düsseldorf, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, das Verhältnis von CDU und Grünen und warum es manchmal gar nicht so schlecht ist, als langweilig wahrgenommen zu werden.

Herr Jarzombek, wir sind hier im Herzen der nordrhein-westfälischen CDU. Warum treffen wir uns hier und welche Bedeutung hat die Parteizentrale für ihre tägliche Arbeit?

Nun ja, das hier ist mein Arbeitsplatz. Hier ist mein Büro und hier habe ich viele Termine. Aber wir sind auch ziemlich im Herzen der Stadt, was praktisch ist, wenn ich in Düsseldorf unterwegs bin. Wenn ich etwa mit dem Rad von einem Termin zum anderen fahre, komme ich immer wieder mit den Menschen hier ins Gespräch. Und wenn man im Zentrum der Stadt unterwegs ist, hilft das einem natürlich eine Rückkopplung zu den Menschen zu haben. Die kriegt man nicht dadurch, dass man den ganzen Tag im Büro sitzt.

Das bringt uns dann schon direkt zum Thema Wahlkampf. Mit dem Aus der Ampelkoalition können wir uns mit ziemlicher Sicherheit auf eine vorgezogene Bundestagswahl einstellen. Mit welchen Themen treten Sie und ihre Partei hier an?

Wir haben drei Themen, die für uns eine Kernrolle spielen. Und die hängen jeweils mit den großen Problemen zusammen, die wir in Deutschland jetzt lösen müssen. Das ist einmal der Aspekt Wirtschaft und Wohlstand, wo sich das Land in den letzten zwei Jahren in einer Seits- bis Abwärtsbewegung befindet. Zweitens wäre da die Frage nach der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands, gerade jetzt wo ein Donald Trump nochmal Präsident werden wird. Olaf Scholz hat zum Thema Zeitenwende stark geredet, aber am Ende nicht so viel gemacht. Und dann geht es uns drittens noch um die Innere Sicherheit. Bei diesem Thema haben wir mit Herbert Reul und Stephan Keller ja auch gerade hier in Düsseldorf gezeigt, was man tun kann, um die Sicherheitssituation zu verbessern.

Können Sie diese Punkte etwas weiter ausführen?

Naja, man könnte jetzt sagen, dass die Berlin gefühlt weit weg ist, aber die Auswirkungen der Politik wie die Inflation spüren wir auch hier. Wieviel Geld man am Ende des Monats noch auf dem Konto hat, beschäftigt auch in Düsseldorf jeden, und wenn man kein Wirtschaftswachstum hat, dann folgt auch spürbarer Wohlstandsverlust. Und dann gibt es da noch die andere Seite. Ich habe einen zehnjährigen Sohn und ich möchte nicht, dass der mit 18 irgendwo in einem Schützengraben an der polnischen Grenze liegen und Europa verteidigen muss. Das geht nur, wenn man jetzt in Wehrhaftigkeit und Verteidigungsfähigkeit investiert. Damit Putin gar nicht erst auf die Idee kommt, etwas zu versuchen. Es herrscht wieder Krieg in Europa und das sorgt für Unsicherheit.

„Ich habe einen zehnjährigen Sohn und ich möchte nicht, dass der mit 18 irgendwo in einem Schützengraben an der polnischen Grenze liegen und Europa verteidigen muss.“

Thomas Jarzombek
CDU-Bundestagsabgeordneter

Und das merke ich auch bei der inneren Sicherheit. Es kommen immer wieder Menschen auf mich zu, gerade Frauen, die mir sagen, ich bin mir nicht so sicher, ob ich mich noch abends in der Altstadt bewegen oder in einer U-Bahn-Station umsteigen will. Und dem müssen wir entgegentreten. Etwa mit zusätzlichen Kräften beim Ordnungs- und Sicherheitsdienst, Videoüberwachung oder einem Staatsanwalt, der sich schwerpunktmäßig um die Altstadt kümmert. Das sind alles Maßnahmen, die Erfolg gezeigt haben. Aber neben diesen drei Themen ist für mich persönlich auch der Klimaschutz weiter ein wichtiges Thema, das ich auch in der Vergangenheit immer wieder adressiert habe.

Wenn wir über ihre persönlichen Kernthemen wie Start-Ups und auch über Zukunftstechnologien sprechen, welche Potenziale sehen Sie hier in Düsseldorf?

Wir haben in Düsseldorf ein ganzes Start-Up-Ökosystem. Ich komme gerade von einem Termin an der Heinrich-Heine-Universität. Da ist ein Unternehmen gegründet worden, das an einem Mittel gegen Alzheimer arbeitet. Da konnte die Sprungagentur SPRIND, die noch zur Zeit der Großen Koalition entstanden ist, mehr als 50 Millionen Euro für eine klinische Studie bereitstellen. Dieser ganze Bereich der pharmazeutischen Biotechnologie, hat in Düsseldorf, meiner Meinung nach, ganz großes Potenzial. Und hier gibt es auch bereits erfolgreiche Unternehmen, die wiederum in andere Start-Ups investieren. Und nicht nur hier in Düsseldorf, auch an anderen Standorten im Land können so Keimzellen für neue Technologien entstehen – zum Beispiel Fusionsenergie und bessere Solarzellen. Aber auch künstliche Intelligenz und Quantencomputer sind super wichtige Themen.

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IT-Experte und Gründer

Thomas Jarzombek wurde 1973 in Düsseldorf geboren, ist verheiraten und Vater eines Sohnes. 1996 gründete er hier die releon GmbH & Co. KG – ein Unternehmen für IT-Dienstleistungen. Ein Studium der Wirtschaftswissenschaften beendete er mit Vordiplom. Bereits seit 1991 ist er CDU-Mitglied und übernahm im Laufe der Jahre Ämter und Funktionen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Oftmals mit Fokus auf Digital- und Wirtschaftsschwerpunkte. Aktuell ist er Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss für Bildung und Forschung .

Seit 2009 hält er das Bundestagsmandat für den Wahlkreis 106 im Düsseldorfer Norden. Jarzombek lebt mit seiner Familie in Düsseldorf-Golzheim.

Die NRZ Düsseldorf stellt in den nächsten Wochen in loser Reihenfolge die Düsseldorfer Bundestagskandidaten der für uns relevanten Parteien vor.

Nochmal zurück zum Thema Wahlkampf. Während die CDU in Nordrhein-Westfalen sehr partnerschaftlich mit den Grünen zusammenarbeitet, schärft Friedrich Merz auf Bundesebene ja das Profil Ihrer Partei gerade im Gegensatz zu den Grünen. Sie selbst waren hier in Düsseldorf an den Verhandlungen zwischen den Parteien beteiligt. Entwickelt man da nicht eine gewisse Dissonanz, wenn man in Berlin ist?

Also ich glaube erstmal, dass der Wahlkampf eine Zeit ist, in der man herausstellt, wohin man politisch will und welche Themen man in den Mittelpunkt stellen möchte. Daraus folgen ja die Wahlentscheidungen, die von den Bürgern getroffen werden. Bekommt man für seine Themen eine Mehrheit, ist es umso besser, und wenn nicht, sucht man nach Partnern, mit denen man möglichst viele der Ziele umsetzen kann. Bei beiden Verhandlungen mit den Grünen – in Düsseldorf und auf Landesebene – hatte ich immer den Eindruck, es mit fairen und zuverlässigen Verhandlungspartnern zu tun zu haben. Diese positiven Punkte nehme ich auf jeden Fall mit.

Betrachtet man in dem Zusammenhang jetzt auch, dass ein Hendrik Wüst in NRW sehr beliebt ist und ein Friedrich Merz sich hier in den Umfragen schwertut, kann dann die Bundes-CDU was von den Kollegen in NRW lernen?

Also zuerst mal muss ich sagen, dass uns das, was Hendrik Wüst hier auf Landesebene tut, uns unheimlich hilft. Was er geleistet hat, ist großartig. Gleichzeitig muss man aber auch immer schauen, um welche Politik es eigentlich geht. Denn solche Sympathiebetrachtungen sind zuweilen auch recht oberflächlich. Und das weicht dann den tieferen Fragen: Wer hat denn eigentlich welche Programme, wo sind die Probleme und wer kann die denn wirklich lösen. Und hier glaube ich, sind wir wirklich gut aufgestellt.

Können Sie hier ein Beispiel geben?

Nehmen wir mal den Klimaschutz. Wir wollen einen anderen Weg gehen als beispielsweise die Grünen mit ihren vielen kleinteiligen Förderprogrammen. Die bürokratischen Hürden dabei wirken meiner Meinung nach eher abschreckend. Wir wollen raus aus dieser umständlichen Förderbürokratie mit aktuell über 150.00 Förderprojekten und endlosen Antragsformularen und Genehmigungszeiten. Stattdessen wollen wir, dass man beispielsweise eine klimafreundliche Heizung einfach von der Steuer absetzen kann, gegebenenfalls zusätzlich mit automatischen Steuerzuschüssen. Es braucht einfach Konstanz und Verlässlichkeit. Und ja, manchmal wirken wir dann vielleicht langweilig, aber das Langweilige hat uns in Deutschland auch nach vorne gebracht. Und wir müssen den Menschen wieder zeigen, dass der Staat berechenbar, verlässlich und solide ist.

Wenn Sie weitere vier Jahre Düsseldorf vertreten, welche Themen nehmen sie dann mit nach Berlin?

Ich bin verantwortlich für den Bereich Forschungs- und Wirtschaftspolitik. Ein wichtiger Punkt für mich ist, dass wir hier Innovation ankurbeln und Bürokratie abbauen. Eine freiere Forschung ist ja kein Selbstzweck, sondern sorgt dafür, dass zum Beispiel neue Therapien, bessere Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten entwickelt werden können, für ein besseres leben, gerade im Alter. Zweitens will ich auch im Bereich Klimaschutz neue Technologien voranbringen und drittens mehr für Düsseldorf erreichen.

Was meinen Sie mit „Mehr für Düsseldorf“? Aspekte wie den Wohnungsmarkt, Verkehr und die Versorgung, gerade in den äußeren Stadtteilen, haben Sie jetzt noch gar nicht angesprochen.

Das stimmt, das sind wichtige Themen, die viele Menschen interessieren und betreffen. Und wenn hier zur Umsetzung von Projekten Unterstützung vom Bund gebraucht wird, dann kämpfe ich für die Interessen unserer Stadt. Dabei sage ich aber auch, dass man immer zuerst schauen muss, welche realistischen Versprechen man als Bundespolitiker tatsächlich abgeben kann. Vieles liegt hier auch in der Hand der kommunalen und der Landespolitik, hier ist mir ein seriöses Herangehen wichtig.

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