Düsseldorf. Fünf Unfälle mit Toten und Schwerverletzten in Serie, eine hohe Belastung für die Fahrerinnen und Fahrer der Rheinbahn. Wie ergeht es ihnen danach?
Es ist ein Alptraum für die, die im Auftrag der Rheinbahn am Steuer sitzen: ein Unfall mit Menschen, die schwer verletzt werden oder sogar sterben. Für die Fahrerinnen und Fahrer des Düsseldorfer Verkehrsunternehmens gehören solche Unglücke aber fast zum Alltag. Es ist ihr Berufsrisiko. Der vergangene November war für die Rheinbahn ein schlimmer Monat mit einer tragischen Unfallserie.
Innerhalb von einer Woche gerieten Ende November gleich zweimal Fußgänger unter eine Straßenbahn. Ein Mann wurde lebensgefährlich verletzt, eine Frau starb noch an der Unfallstelle. Außerdem verlor ein Busfahrer am 25. November während der Fahrt das Bewusstsein und fuhr in eine Haltestelle. Dabei wurde eine Frau schwer verletzt. Nur einen Tag später kollidierte in Oberkassel eine U-Bahn mit einem Pkw – der Autofahrer starb im Krankenhaus an seinen Verletzungen, die Beifahrerin überlebte schwer verletzt. Und nur weitere zwei Tage später knallte es schon wieder zwischen einem Auto und einer Straßenbahn. Diesmal an der Berliner Allee. Auch hier wurde ein Mensch zum Opfer des Straßenverkehrs und verletzte sich schwer.
Nach Rheinbahn-Unfällen kümmern sich Notfallhelfende um die Fahrerinnen und Fahrer
Bei Unfällen wie diesen kümmern sich die Rettungskräfte um die Verletzten. Aber was ist mit den nicht sichtbaren seelischen Wunden, die die Fahrerinnen und Fahrer der Rheinbahn nach dem Unglück mit nach Hause nehmen? Wie begleitet das Unternehmen die Mitarbeiter in einer solchen Krise? Wer als Fahrer erleben muss, wie ein Fußgänger unter die Straßenbahn gerät und stirbt, der setzt sich am nächsten Tag nicht unbeschwert ans Steuer. Egal, wer Schuld an dem Unfall trägt. Die Angst fährt danach bei vielen mit.
Für die Unterstützung der Fahrerinnen und Fahrer nach schlimmen Unfällen hat die Rheinbahn seit 25 Jahren das Programm der Notfallhelfenden. In den 1990er Jahren, so die Rheinbahn, habe das Unternehmen erkannt, dass man bis dahin hauptsächlich auf körperliche Verletzungen der Fahrerinnen und Fahrer nach Unfällen oder Übergriffen geachtet hatte, nicht aber auf das seelische Leid. Daraufhin entstand das Projekt der Notfallhelfenden, das von Mitarbeitenden der Rheinbahn aus allen Bereichen getragen wird.
Die Notfallhelfenden der Düsseldorfer Rheinbahn sind nach Unfällen für die Fahrer im Einsatz
„Unsere Betriebspsychologin bildet sie darin aus, unsere Fahrerinnen und Fahrer direkt nach einem Vorfall zu unterstützen, zu begleiten und ihnen psychologische Hilfe zu leisten, um das Erlebte zu bewältigen“, berichtet eine Sprecherin des Unternehmens. „Sie haben abwechselnd eine Woche lang rund um die Uhr Bereitschaft und werden bei Bedarf über die Leitstelle der Rheinbahn koordiniert.“ So könnten sie innerhalb kürzester Zeit zum Ort des Geschehens fahren und sich um die in einen Vorfall verwickelten Fahrerinnen und Fahrer kümmern.
Zu den Aufgaben der Notfallhelfenden gehört laut Rheinbahn, die Betroffenen nach Hause oder zum Arzt zu begleiten. „Sie erkundigen sich auch in der Folgezeit nach dem Befinden, lassen die Kolleginnen und Kollegen nicht allein.“ Zusätzlich habe die Rheinbahn einen psychologischen Dienst, den Betroffene in Anspruch nehmen können. Auch der Werksarzt stehe für die Nachsorge zur Verfügung.
Ist der November in Düsseldorf ein Unfallschwerpunkt im Straßenverkehr?
Und warum gab es im November so viele Unfälle mit Beteiligung von Bussen und Straßenbahnen? Die Häufung ist laut Rheinbahn nicht ungewöhnlich. „Unsere Statistik und die der Polizei zeigt, dass es, bedingt durch die Dunkelheit und das oftmals schlechte Wetter, im Winter häufiger zu Unfällen im Straßenverkehr kommt – das bezieht sich auf alle Unfälle, nicht nur auf Unfälle mit Beteiligung unserer Fahrzeuge.“
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Der November sei außerdem ein Monat mit sehr hohem Verkehrsaufkommen, „da keine Ferien sind, wenige Menschen verreisen und viele Radfahrende auf das Auto oder andere Verkehrsmittel umsteigen“. Hinzu komme, dass schlechte Straßen- und Sichtverhältnisse bei vielen Menschen zu unsicherem Verhalten im Straßenverkehr führen würden. Für die Polizei Düsseldorf hat die Häufung der Verkehrsunfälle mit Beteiligung der Rheinbahn mit Zufall zu tun. „Die Unfälle waren alle völlig unterschiedlich“, sagt Polizeisprecherin Anja Kynast. Außerdem seien sie auch an sehr unterschiedlichen Orten gewesen.
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Die Polizeisprecherin hat sich die Unfallstatistik im Hinblick darauf angeschaut, ob die Jahreszeit bei der Häufung von Unfällen mit Straßenbahnen eine Rolle spielt. Ausgewertet wurden nur die Verkehrsunglücke, bei denen es Verletzte gab. Im Oktober waren es insgesamt 14 Unfälle mit zwei Schwerverletzten, im September 20 mit sechs Schwerverletzten. Im Vergleich dazu gab es im Juni 2024 neun Straßenbahnunfälle mit zwei Schwerverletzten und im Juni 14 Unfälle mit ebenfalls zwei Schwerverletzten. Im gesamten Jahr 2023 zählte die Polizei Düsseldorf 118 Unfälle mit Straßenbahnen, schwer verletzt wurden 23 Menschen, einer starb.
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Eine eindeutige Tendenz lässt sich daraus allerdings nicht ableiten. Zwar ist die Zahl der Unfälle im September deutlich höher als im Sommer, aber Juni und Oktober haben die identische Anzahl. Unabhängig davon, zu welcher Jahreszeit es denn nun die meisten Unfälle mit Straßenbahnen gibt, rät Polizeisprecherin Kynast aber allen Verkehrsteilnehmenden dazu, das Fahrverhalten und die Ausstattung der Fahrzeuge an die dunkle Jahreszeit anzupassen. „Dazu gehört natürlich, dass man auf dem Fahrrad nicht komplett in Schwarz gekleidet unterwegs ist.“ Für Autofahrer gilt: Ab Oktober die Winterreifen aufziehen, bei Laub auf der Straße langsam fahren, Scheinwerfer vom Schnee befreien – also all das, was jeder mit dem Führerschein lernt.