Düsseldorf. 2024 haben in Düsseldorf viele Arbeitnehmer einen befristeten Arbeitsertrag erhalten. Was das für sie bedeutet und wer besonders betroffen ist.

Viele Arbeitsverträge in Düsseldorf werden befristet. Das bringt für Betroffene viele Unsicherheiten mit sich. Hat der Arbeitsvertrag ein Auslaufdatum, werden schon essenzielle Dinge erschwert. So kann ein befristeter Arbeitsvertrag beispielsweise schon bei der Wohnungssuche oder dem Autokauf eine große Hürde sein.

Knapp ein Drittel der Arbeitsverträge in Düsseldorf Befristet

In den ersten drei Monaten des Jahres 2024 wurden in Düsseldorf etwa 40.000 Arbeitsverträge abgeschlossen. Mehr als ein Drittel dieser Verträge war befristet. Auf Bundesebene sind es laut Hans-Böckler-Stiftung sogar fast 38 Prozent. „Es gibt zwar einen Fachkräftemangel. Trotzdem verzichten einige Betriebe in der Landeshauptstadt nach wie vor darauf, ihre Beschäftigten zu binden: Sie drücken ihnen Verträge mit Zeitlimit in die Hand“, sagt Zayde Torun, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Speziell in der Wissenschaft sind befristete Verträge scheinbar an der Tagesordnung. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts, macht deutlich: „Dabei sticht unter anderem der Wissenschaftsbereich besonders negativ heraus.“ Laut Berichten des „Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft“ sind bundesweit 92 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeitenden an Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Bereits im Jahr 2021 wurde unter dem Hashtag #IchBinHanna eine Debatte über diesen Zustand angeschoben.

ungelernte und junge Menschen besonders von befristeten Verträgen betroffen

Ganz besonders junge und ungelernte Arbeitnehmer sind von Befristungen betroffen. Nahezu jede zweite Einstellung eines unter 25-Jährigen war im letzten Jahr befristet. Ebenso wie die Hälfte aller Einstellungen von ungelernten Arbeitskräften. Darüber hinaus sieht die Gewerkschaft große Probleme in der befristeten Übernahme von Arbeitnehmern nach der Ausbildung. Von Torun heißt es dazu: „Junge Menschen lassen sich nicht auf der ‚beruflichen Warmhalteplatte‘ parken“.

Die NGG rät Arbeitnehmern bei einer befristeten Einstellung nachzuhaken, warum die angetretene Stelle denn befristet sei. Und auch Verdi in Düsseldorf stellt sich gegen Befristungen: Bereits vor über zehn Jahren hat sich hier die Arbeitsgemeinschaft Befristungen gebildet, um auf die Missstände aufmerksam zu machen und dagegen anzukämpfen.

Ampelregierung wollte Befristungen angehen

Die mittlerweile getrennte Ampel-Koalition hatte sich das Ziel gesetzt, sogenannte „Ketten-Befristungen“ einzuschränken und dadurch die Anzahl von Zeitverträgen zu verringern. Laut Koalitionsvertrag sollten befristete Arbeitsverträge mit Sachgrund auf maximal sechs Jahre limitiert werden.

Aufgrund des Aus der Ampel-Koalition konnte dieser Plan allerdings nicht in die Tat umgesetzt werden. „Das ist nur eine von vielen liegengebliebenen Aufgaben der Ampel. Aber eine, die für die Beschäftigten wichtig ist“, so Zayde Torun. Um die Reduzierung von befristeten Arbeitsverträgen müsse sich daher die nächste Bundesregierung und der neue Bundestag kümmern.

Dennoch scheinen die Arbeitgeber langsam zu reagieren. Im Jahr 2021 lag Anteil befristeter Verträge an allen Neueinstellungen, laut Hans-Böckler-Stiftung noch bei 42 Prozent. Ein Mitarbeiter der Agentur für Arbeit Düsseldorf bestätigte der NRZ: „Blicken wir auf die Statistiken zu neu begonnenen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, erkennen wir im Befristungsanteil, dass sich Arbeitgeber aufgrund des zunehmenden Fachkräftebedarfs umstellen: 2019 beispielsweise hatte der Anteil in Düsseldorf noch bis zu drei Prozentpunkte höher als aktuell gelegen.“

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