Düsseldorf. Die Düsseldorferin Monika Bröcker lebte 25 Jahre lang in den USA. Auf die Wahlergebnisse blickt sie mit Trauer. Trumps Erfolg habe sie jedoch vorhergesehen.

Schon früh an diesem Mittwochmorgen ist Monika Bröcker aufgestanden und hat die Nachrichten angeschaltet. „Traurig, enttäuscht, aber nicht überrascht“, beschreibt die 55-Jährige ihre Gefühlslage am Morgen nach der US-Wahl. Erst seit Sommer lebt die gebürtige Düsseldorferin gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Tochter wieder in der Landeshauptstadt. 1998 zog es sie der Ausbildung wegen in die USA, erst für zwei Wochen, daraus wurden drei Monate und schließlich 25 Jahre. Seit 2014 ist die Rheinländerin offiziell US-Staatsbürgerin und arbeitet als Familienberaterin und Coachin.

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In den vergangenen 25 Jahren baute sie sich ihr Leben in Berkeley (Kalifornien) auf – ausgerechnet in der Stadt, in der Kamala Harris den Großteil ihrer Kindheit verbrachte. „Ein absolut liberales, demokratisches Zentrum“, sagt sie. Dass die Demokraten den klassischen „Blue State California“ auch bei den Wahlen 2024 für sich gewinnen würden, sei abzusehen gewesen. „Die Wahl war dort bereits entschieden.“ Erst am Dienstag schickte Bröcker ihren Stimmzettel per Fax über den großen Teich. Nicht an der Wahl teilzunehmen, sei für sie nicht infrage gekommen.

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US-Auswanderin aus Düsseldorf: „Barack Obama hätte ich gerne gewählt“

Doch für Kamala Harris stimmte sie nicht. Wie bereits bei der letzten US-Wahl entschied sie sich zur „Protestwahl“ und wählte die in Deutschland kaum bekannte Peace and Freedom Party. Auch viele ihrer Bekannten hätten sich zur Protestwahl entschieden. „Das sind Werte, für die ich einstehe, und es ist ein Zeichen an die Demokraten, dass es so nicht weitergehen kann. In einem blauen Staat wie Kalifornien kann man das machen, in einem Swing State hätte ich das natürlich niemals gemacht.“

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Denn eigentlich, so sagt Bröcker, hat sie ihre Stimme immer gerne den Demokraten gegeben. „Barack Obama habe ich total unterstützt und hätte ihn gerne gewählt. Leider durfte ich damals noch nicht wählen. Er ist ein Demokrat durch und durch.“ Doch mit Kamala Harris habe die Partei keine passende Kandidatin gefunden.

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„Es ist zwar super, dass sie eine Frau, eine ‚woman of color‘ ist, aber da sticht strategisch nichts heraus, wo ich hinter stehen kann und die Themen, die mir wirklich am Herzen liegen, bleiben unberücksichtigt. Für mich ist Harris nicht wirklich progressiv. Ich denke an die zukünftigen Generationen, die Kinder meines Kindes. Dazu kommen Punkte, die ich nicht unterstützen kann, unter anderem die Israel-Politik.“ Auch Joe Biden bekam ihre Stimme damals nicht. Ein grundsätzliches Problem: „Die Demokraten schaffen es einfach nicht, attraktiver zu werden. Daher ziehen Menschen dann in Betracht, Trump zu wählen.“ Ein Schritt, der ihr „niemals eingefallen wäre“.

US-Wahl: „Trump gibt den Menschen Hoffnung, die finanziell schlecht dastehen“

„Ich verstehe sowieso nicht, wie jemand, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte, überhaupt Kandidat werden kann“, ärgert sich die gebürtige Düsseldorferin. „Und trotzdem habe ich vorausgesagt, dass Trump gewinnt.“ Womit Trump ihrer Meinung nach punkten konnte? „Trump gibt den Menschen Hoffnung, die finanziell schlecht dastehen. Er verspricht den Menschen einen Aufschwung der Wirtschaft.“ Es sei frustrierend, dass dafür Menschen- und vor allem Frauenrechte in den Hintergrund rückten.

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Grundsätzlich hat die 55-Jährige in den vergangenen Jahren eine starke Spaltung der Gesellschaft bemerkt, der Ton sei rauer und die Gewaltbereitschaft größer geworden. „In Berkeley bekommt man das nicht unbedingt mit, aber wenn man mal etwas weiter reist, merkt man, wie die Politik das Land verändert hat.“ Ein Zustand, der sie auch mit Blick auf ihre Tochter besorgte: „Ich habe sie in eine private Schule geschickt und wollte, dass sie sicher ist. Auch in unserer Umgebung hat es an Schulen schon Waffengewalt gegeben. Ich habe dafür extra härter gearbeitet, damit ich es mir leisten kann, sie in eine sichere Schule zu schicken.“

Die Entscheidung, nach Deutschland zurückzukehren, habe sie vor allem getroffen, um der Sechsjährigen mehr Zeit mit den Großeltern zu ermöglichen. Seit drei Monaten lebt sie nun in Düsseldorf – und ist froh, hier zu sein. Vor allem mit Blick auf die jüngsten Wahlergebnisse. „Erst war es eine Rückkehr auf Probe, aber ich glaube, wir bleiben.“