Kleve/Texas. Die Kleverin Nele Venmanns (16) ist gerade für ein Stipendium in Texas. Wie sie die US-Wahl erlebte – und warum sie sich sorgt.

In den vergangenen Wochen drehte sich Nele Venmanns‘ Welt vor allem um einen Mann: Donald John Trump. Nachbarn liefen in Fan-Shirts herum oder schmückten ihre Vorgärten mit imposanten Flaggen, auf denen das Gesicht des Republikaners zu sehen ist. „Bei einem Haus in der Nähe“, berichtet die 16-Jährige, „stehen gleich sieben Fahnen im Garten, auf denen Trump ein Maschinengewehr in der Hand hält.“

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Die Klever Schülerin ist seit August dieses Jahres als Stipendiatin über das Parlamentarische Partnerschaftsprogramm (PPP) des Bundestags und des US-Kongresses in den USA. Ausgerechnet in der Stadt Katy, im Bundesstaat Texas: Ein konservativ geprägter Staat, der bei Wahlen traditionell an die Republikaner geht. „Ich bin sehr politikinteressiert, deswegen habe ich mich richtig gefreut, während der Wahlen hier sein zu dürfen“, erzählt die Gymnasiastin. Pünktlich um 18 Uhr am „Election Day“ saß sie also auf der Couch und verfolgte gemeinsam mit ihren Gasteltern die Nachrichten im Fernsehen.

Klever Austauschschülerin in Texas: „Habe das Ergebnis noch nicht verarbeiten können“

Selbst als die Jugendliche später im Bett lag, war an Schlaf kaum zu denken. „Um zwei Uhr nachts bin ich wach geworden und habe gesehen, dass Pennsylvania plötzlich rot wurde, da war mir dann alles klar“, berichtet die Schülerin mit Blick auf den Wahlerfolg Trumps. „Vor den Wahlen waren hier alle sehr angespannt. Das hat man gemerkt.“

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Wir erreichen die Niederrheinerin um 6.30 Uhr morgens ihrer Zeit, da ist sie gerade auf dem Weg in die Schule. Am Morgen nach Trumps Wahlsieg kann sie es nicht fassen: „Ich habe das Ergebnis noch nicht richtig verarbeiten können“, erklärt Nele. „Ich glaube, ich werde mich mit Freunden darüber austauschen und vielleicht wird es auch Thema im Geschichtsunterricht. Aber es ist tatsächlich so, dass hier insgesamt kaum über Politik gesprochen wird.“

Kleverin Nele Venmanns ist kurz nach der Vereidigung Ende Januar in Washington

„Es gibt auch viele, die Angst haben, ihre Meinung frei zu äußern“, betont sie. Mit ihren Gasteltern habe sie selten über den Wahlkampf gesprochen. „Ich weiß, dass sie eher demokratisch eingestellt sind. Aber Harris wollten sie nicht wählen. Vor allem wegen ihrer Israel-Politik.“ Wen die Gasteltern gewählt haben, weiß die 16-Jährige nicht. „Ich glaube aber auf keinen Fall, dass es Donald Trump war.“ Und trotzdem schaffte der Republikaner es, zum zweiten Mal die Wahlen für sich zu entscheiden. „Ich habe mich in letzter Zeit häufiger mit Republikanern unterhalten, weil ich die Gründe wissen wollte, warum Menschen für Trump stimmen. Oftmals geht es dabei um die finanziellen Sorgen“, weiß die Kleverin.

Texas vor den US-Wahlen: Die Republikaner trommeln für Trump.
Texas vor den US-Wahlen: Die Republikaner trommeln für Trump. © Privat | Privat

Mit Sorge blickt Nele auf die nächsten Wochen. Ende Januar besucht die Stipendiatin kurz nach der Vereidigung des neuen Präsidenten die „Civic Education Week“ in Washington und trifft dort mit Parlamentsmitgliedern zusammen. „Das wird auf jeden Fall nochmal spannend.“ Mitte Juni fliegt sie dann wieder zurück in ihre niederrheinische Heimat. Sie hat Angst vor dem, was in den nächsten Monaten und Jahren passieren könnte. Auch in Deutschland.

Dass die Trump-Flaggen jetzt aus den Vorgärten verschwinden, glaubt Nele nicht. „Ich kann mir vorstellen, dass die großen Unterstützer jetzt noch mehr schmücken, um ihre Macht zu demonstrieren“, sagt sie. „So nehme ich das auf jeden Fall wahr.“