Düsseldorf. Dmytro Malakhov gehört zu den Lieblingen der Show „Crazy Candyland“ im Apollo Varieté. Warum der 29-Jährige ein ungewöhnlicher Artist ist.

Wie kann ein Mann, der seinen Körper im Handstand auf nur vier Fingern stemmt, denn einen so sanften Händedruck haben? Nach seinem Auftritt im Apollo Varieté, wo Dmytro Malakhov wie eine Kerze kopfüber auf einer zwei Meter hohen Sahnetorte thront und sich anschließend aus dem Spagat auf seinen Fingerspitzen in den Handstand stemmt, hätte ich eher eine Pranke aus Stahl erwartet. Der 29-Jährige streckt seine Finger in die Luft und lacht. Kein Fake – das sind ganz normale Hände, die dieses Kunststück vollbringen können.

So sieht Körperbeherrschung aus: Dmytro Malakhov bei seiner legendären Akrobatik auf vier Fingern im Apollo Düsseldorf.
So sieht Körperbeherrschung aus: Dmytro Malakhov bei seiner legendären Akrobatik auf vier Fingern im Apollo Düsseldorf. © Blendfabrik | Jens Howorka

Wir sitzen im Foyer des Apollo Theaters und Dmytro Malakhov trinkt einen Schluck stilles Wasser. 11 Uhr ist eigentlich noch ein bisschen früh für den Artisten. Er dehnt seinen Nacken nach links und rechts. Ein leises Knacken ist zu hören. Sein Körper ist noch im Erholungsmodus. Seit der Zirkuskünstler Teil der Show „Crazy Candyland“ ist, hat er einen späten Schlaf-Wach-Rhythmus und startet morgens langsam in den Tag. Bis zum Aufwärmen für die nächste Show am Abend sind noch ein paar Stündchen Zeit.

Beeindruckende Handstandakrobatik in Düsseldorf

Von August bis Oktober hat der Ukrainer mit seiner beeindruckenden Handstandkunst ein Engagement in Düsseldorf. Sechs bis sieben Vorstellungen gibt er gemeinsam mit seinen Kollegen pro Woche und sorgt für erstaunte Gesichter, wenn er seinen Körper nur mit Muskelkraft und eisernem Willen in der Luft verbiegt. Sein Auftritt ist ähnlich sanft wie der Händedruck. Wie in Zeitlupe formt er geschmeidige Figuren; mal auf vier Fingern, mal nur auf einer Hand und meist mit den Füßen in der Luft.

Dmytro Malakhov ist ein ungewöhnlicher Artist, denn er stammt nicht aus einer Zirkusfamilie. „Ich habe mir das alles selbst beigebracht“, erzählt der 29-Jährige. Wir sprechen Englisch – auch das hat er in Eigenregie gelernt. Sportlich war er schon immer. Liegestütze und Sit-ups gehörten für ihn bereits als Jugendlicher zum Alltag. Als 14-Jähriger hat er Geld damit verdient, dass er stundenlang Lkw mit Wassermelonen ausgeladen hat. „Meine Freunde haben damals den Scherz gemacht, dass ich daher meine Muskeln hätte.“

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Doch die imposanten Oberarme, die jetzt aus seinem T-Shirt ragen, sind das Ergebnis jahrelanger Disziplin. Als Dmytro Malakhov spürte, dass er mit seinem Körper viel mehr als Liegestütze machen kann, da hat er sich ein strenges Trainingsprogramm verordnet und es in der Ukraine zum mehrfachen Meister in Calisthenics gebracht. Die Sportart, bei der man kunstvoll mit dem eigenen Gewicht trainiert, brachte ihn irgendwann dazu, noch einen Schritt weiterzugehen.

Morgens um 11 Uhr vor dem Apollo-Theater Düsseldorf: Dmytro Malakhov macht einen Handstand auf der Wiese. Diesmal auf der ganzen Hand - die Finger sind noch nicht aufgewärmt.
Morgens um 11 Uhr vor dem Apollo-Theater Düsseldorf: Dmytro Malakhov macht einen Handstand auf der Wiese. Diesmal auf der ganzen Hand - die Finger sind noch nicht aufgewärmt. © NRZ | jum

Er war auf der Suche nach einer Möglichkeit, sein Talent und die sportliche Leidenschaft zum Beruf zu machen. „Ein Freund hat mich darauf gebracht, es mit Zirkusartistik zu probieren.“ Auch das hat er komplett in Eigenregie gelernt. Auf Videos im Internet hat er sich den Handstand auf vier Fingern abgeschaut. „Ich habe acht Stunden pro Tag trainiert.“

Kurz vor dem Krieg die Ukraine verlassen

Fünf Tage bevor der Krieg in der Ukraine ausbrach, hat er sein Heimatland verlassen. Freunde, die in Amerika leben, hatten ihn mit Informationen aus dem Westen versorgt und geraten, nicht länger in der Ukraine zu bleiben. Er wagte den Schritt, nur mit einem Rucksack, zwei Taschen und seinen Talenten in die Welt hinauszuziehen. „Ich habe Glück gehabt“, sagt er. Seitdem hangelt er sich von einem Engagement zum nächsten und ist erfolgreich mit seiner Kunst unterwegs.

Die Show „Crazy Candyland“

Der Handstandakrobat Dmytro Malakhov ist Teil der aktuellen Show „Crazy Candyland“ im Düsseldorfer Apollo Varieté am Rheinufer. Noch bis zum 6. Oktober ist das Programm zu sehen.

Vorstellungszeiten: Mittwoch: 19.30 Uhr (zweimal monatlich), Donnerstag und Freitag: 20 Uhr, Samstag: 16 und 20 Uhr, Sonntag: 14 und 18 Uhr.

Karten kosten 22 bis 72 Euro. Mehr Information telefonisch unter 0211/828 90 90 oder im Internet unter www.apollo-variete.com.

Mehrfach schon wurde der Ukrainer für das Unterhaltungsprogramm auf Kreuzfahrtschiffen gebucht. Dazu kommen Engagements in Weihnachtszirkussen und Varietés. Außerdem bietet er über seine eigene Webseite Onlinekurse in Calisthenics und der Kunst des Handstands an. Er gibt auch Workshops vor Ort. In Düsseldorf zum Beispiel im Fitnessstudio „Crossfit“ und im „Pole Land“. Seine Zeit hier am Rhein genießt der 29-Jährige. „Ich mag Düsseldorf sehr.“ Aber lange an einem Ort war er bisher noch nie. Wenn das „Crazy Candyland“ am 6. Oktober endet, dann packt er auch schon wieder seine Tasche für den nächsten Job auf einem Schiff. Diesmal schippert er in die Karibik.

Bis zum 6. Oktober geht das Programm im Apollo Varieté Düsseldorf

Aber auch wenn ihm das Vagabundenleben der Artisten gefällt, so arbeitet er momentan doch daran, sesshaft zu werden. Denn seine Künste haben ihm nicht nur spannende Engagements beschert. Er hat bei einem Sportevent in Barcelona sozusagen im Handstand die Liebe seines Lebens kennengelernt. Seine Freundin ist auch Sportlerin und die beiden planen, gemeinsam in Spanien ein Fitnessstudio zu eröffnen, in dem Dmytro Malakhov dann seine Körperkunst unterrichten wird. Wer ihn vorher in Düsseldorf noch erleben möchte, der muss sich also sputen: Bis zum 6. Oktober tritt er im Apollo auf.

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