Düsseldorf. Zum Start des Kita-Jahres gab es in Düsseldorf 28.000 Betreuungsplätze für Kinder. Weitere sollen noch folgen. Dennoch schlagen Verbände Alarm.

Für zahlreiche Düsseldorfer Kleinkinder hat am 1. August das Kita-Jahr begonnen. Und für knapp 7500 Kinder stand an diesem Tag der erste Tag in der Kita an. Wie eine Sprecherin der Stadt Düsseldorf auf Nachfrage erklärte, werden im Durchschnitt nämlich so viele Betreuungsverträge in Düsseldorfs Kindertageseinrichtungen pro Jahr geschlossen.

Zum diesjährigen Kita-Start stehen in den städtischen Einrichtungen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt nach Angaben der Stadt rund 28.000 Betreuungsplätze zur Verfügung. Davon 9019 Plätze für Kinder unter drei Jahre. Für Kinder ab drei Jahre bis zum Schuleintritt gibt es im Stadtgebiet 18.922 Kita-Plätze.

Wie die Stadt weiter mitteilt, steht damit für 52,7 Prozent aller U3-Kinder ein Betreuungsplatz in einer Kita oder in der Tagespflege zur Verfügung. Bei den über Dreijährigen liegt die Quote laut Stadt sogar bei deutlich über 100 Prozent. Und auch, wenn in Düsseldorf viele Betreuungsplätze angeboten werden, der personelle Engpass und der Fachkräftemangel in den Kitas ist weiterhin akut.

Tariferhöhung für 1300 städtische Mitarbeiter

Immerhin: Wie die Stadt nun vermeldet, werden aktuell in den 101 städtischen Kitas 202 Fachkräfte ausgebildet. Zudem werden in diesem Jahr noch weitere 108 Azubis ihre Ausbildung zum Erzieher aufnehmen. Außerdem gilt bei der Stadt Düsseldorf grundsätzlich: Wer sich während der Ausbildungszeit bewährt hat, wird anschließend in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.

Um den Personalnöten in der Einrichtungen entgegenzuwirken und den Job in den städtischen Einrichtungen attraktiver zu machen, gab es für die Mitarbeitenden der städtischen Kindertagesstätten bereits rückwirkend zum 1. April eine Tariferhöhung. Rund 1.000 Erzieherinnen- und Erzieher sowie 300 Kinderpflegerinnen und Pfleger in der Kinderpflege durften sich in ihren Entgeltgruppen über eine Höhergruppierung freuen. Fachkräfte mit mehrjähriger Berufserfahrung rückten im April in die Tarif-Entgeltgruppe 8b.

+++ Folgen Sie der NRZ Düsseldorf jetzt auch bei Instagram! +++

Fachkräfte bei den freien Trägern schauen hingegen aber in die Röhre. Zuletzt gerieten immer mehr Kita-Betreiber in NRW in Existenznöte, auch weil Tariferhöhungen bei privaten Einrichtungen laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW (GEW) nicht vom Land finanziert werden. Zwar gebe es einen Fördertopf, die Lohnsteigerungen für die Beschäftigten bei den freien Trägern werden daraus zumindest aktuell nicht bezahlt.

Nach Angaben der GEW haben die meisten Kita-Betreiber im vergangenen Jahr „bereits die ebenfalls tariflich vereinbarte Inflationsausgleichsprämie vorgestreckt und ihre Rücklagen aufgebraucht“. Zwar sei ein Rettungsschirm gespannt worden, „jedoch ist dieser erheblich zu klein und kommt viel zu spät. Das alles bringt vor allem kleinere Kitas in Existenznot“, heißt es in einer Stellungnahme der GEW NRW. 

Düsseldorfer FDP-Ratsfrau befürchtet „Ungleichgewicht“

Christine Rachner, Ratsfrau bei der Düsseldorfer FDP, befürchtet nun, dass viele Fachkräfte „die städtischen Kitas als Arbeitgeber bevorzugen werden, während eine Anstellung bei den freien Trägern noch unattraktiver wird“. Zwar sei es gut, dass die Angestellten in den Einrichtungen der Stadt ihre „verdiente Tariferhöhung bekommen“. Dies dürfe aber nicht zulasten eines Ungleichgewichtes in der Branche geschehen. Deswegen hofft Rachner, dass die Stadt und das Land gemeinsame Lösungen finden werden, um auch Erzieherinnen und Erziehern in nicht-städtischen Einrichtungen eine Tariferhöhung zu ermöglichen, oder den privaten Kita-Anbietern zumindest unter die Arme zu greifen: „Die freien Träger sind unsere Partner. Und das soll auch so bleiben.“

Neue städtische Kitas in Düsseldorf

Um den Betreuungsbedarf in allen Stadtteilen zu decken, entstehen nach Angaben der Stadt im gesamten Düsseldorfer Stadtgebiet weitere neue Kitas und Kita-Erweiterungsbauten. Auch Einrichtungen, deren Raumprogramm nicht mehr zeitgemäß ist, werden laut Stadt umgebaut, ertüchtigt oder ersetzt.

An folgenden Standorten sind im ersten Halbjahr 2024 neue oder erweiterte Kitas baulich fertiggestellt worden:

• Völklinger Straße 4 in Unterbilk, neue Einrichtung mit 53 Plätzen, davon 11 U3 Plätze
• Völklinger Straße 4a in Unterbilk, Erweiterung um 30 Plätze, davon vier U3 Plätze
• Vagedesstraße 19 in Pempelfort, Erweiterung um 20 Plätze, davon sechs U3 Plätze

Im Kita-Jahr 2024/2025 werden zudem an folgenden Standorten neue oder erweiterte Kitas fertiggestellt:

• Am Gatherhof 41 in Rath, neue Einrichtung mit 63 Plätzen, davon 20 U3 Plätze
• Sermer Weg in Lichtenbroich, neue Einrichtung mit 60 Plätzen, davon 20 U3 Plätze
• Prinzenallee 3 in Heerdt, neue Einrichtung mit 80 Plätzen, davon 12 U3 Plätze
• Ulenbergpark in Bilk, neue Einrichtung mit 50 Plätzen, davon 16 U3 Plätze
• Radeberger Straße in Gerresheim, neue Einrichtung mit 105 Plätzen, davon 33 U3 Plätze
• Maxfrei/Ulmenstraße in Derendorf, neue Einrichtung mit 70 Plätzen, davon 22 U3 Plätze
• Moltkestraße in Pempelfort, Ersatzneubau mit 16 Plätzen, davon ein U3 Platz
• Deikerhöfe in Stockum, neue Einrichtung mit 50 Plätzen, davon 16 U3 Plätze
• Völklinger Straße 2 in Unterbilk, neue Einrichtung mit 50 Plätzen, davon 16 U3 Plätze

Für Elmar Borgmann, Vorstandsvorsitzender beim Verein Sozialdienst katholischer Frauen und Männer Düsseldorf (SKFM), sei es „ein Ärgernis“, dass die gestiegenen Personalkosten bei den freien Trägern seit März nicht durch das Land NRW refinanziert wurden. Zwar erhalten seit März auch die Fachkräfte bei den freien Trägern mehr Geld, ein Lohn wie in der Entgeltgruppe 8b erhalten sie aber nicht. Die Gehälter seien aber dennoch „nicht schlecht“, betont Borgmann und weiß dennoch, dass die Gehaltsunterschiede weitere Konsequenzen haben könnten.

Wie Christine Rachner glaubt auch Borgmann, dass Fachkräfte sich eher für ein Engagement bei städtischen Kitas entscheiden, auch weil eine weitere Tariferhöhung für die freien Träger nicht drin ist. „Das Problem ist, dass die Landesmittel dafür bereits so gut wie erschöpft sind.“ Dies könnte dafür sorgen, dass bei den Kitas der Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt (Awo) und weiteren Wohlfahrtsverbänden viele Stellen unbesetzt bleiben.

Nicht nur wegen des Fachkräftemangels, sondern auch, weil schlicht kein Mittel mehr da sind. Die Folge: Eltern, deren Kinder dort angemeldet sind, müssen sich darauf einstellen, dass die Betreuung in der Kita auch in den kommenden Monaten häufiger ausfallen wird. Mehr Geld für Personal sollte es eigentlich ab August geben. Weil bislang noch nichts passiert ist, „werden wir uns nach den Sommerferien in der Liga-Wohlfahrt abstimmen, um zu prüfen, wie wir weiter vorgehen können“, kündigt Elmer Borgmann an.

Kita-Plätze in Düsseldorf: Anmeldungen weiterhin möglich

Doch auch bei den städtischen Kitas in Düsseldorf gibt es noch erheblichen Handlungsbedarf. Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen ist nach wie vor hoch, dennoch fehlt es an Mitarbeitern. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche nennt einen Grund: Jetzt kommen „geburtenstarke Jahrgänge in das Renteneintrittsalter“. Deswegen will die Stadt „gemeinsam mit den freien Trägern vielfältige Anstrengungen unternehmen, um neues Fachpersonal zu finden und auszubilden“, so Hintzsche weiter.

Auch das Betreuungsangebot in Düsseldorf wird in den kommenden Monaten weiter ausgebaut. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres wurden bereits drei Einrichtungen erweitert beziehungsweise fertiggestellt. Neun weitere Kindertagesstätten sollen im Kita-Jahr 2024/25 noch folgen, kündigt die Stadt an.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf

Übrigens: Die Vergabe der Betreuungsplätze ist mit dem Beginn des Kita-Jahres nicht abgeschlossen, teilt die Stadt Düsseldorf mit. Einige neue Einrichtungen befinden sich derzeit noch in der baulichen Fertigstellung und nehmen erst nach Abschluss der Arbeiten die ersten Gruppen auf. Auch in einigen bestehenden Kitas und in den Kindertagespflegen stehen noch Betreuungsplätze zur Verfügung. Bei Bedarf können Eltern sich an den i-Punkt-Familie unter i-punkt-familie@duesseldorf.de oder 0211-8998870 wenden.