Düsseldorf. 20 Jahre lang arbeitete George Neagu in der Tagesklinik in Düsseldorf. Ursprünglich sollte er nur ein paar Monate bleiben. Was ihn dort hielt.
Zielstrebig läuft George Neagu durch den Gang im zweiten Stock. „Hier haben wir unseren Gruppen- und Teamraum“, erzählt der 72-Jährige, während er auf den Stuhlkreis zeigt. Die Räumlichkeiten der Tagesklinik für Suchtkranke in Düsseldorf sind sein zweites Wohnzimmer. Nicht etwa als Patient, sondern als ärztlicher Leiter war er hier 20 Jahre lang im Einsatz. Das wird sich bald ändern: Ab Ende des Jahres ist Schluss, der 72-Jährige geht in den wohlverdienten Ruhestand.
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Seit 2003 war der Facharzt für Psychotherapie mit an Bord. Hat in den vergangenen Jahren Menschen mit Alkohol-, Medikamenten- oder Drogensucht betreut und mehr als 1000 Patienten dabei unterstützt, ein neues Leben zu beginnen. Damals sollte der 72-Jährige, der in Ratingen lebt, nur für ein paar Monate in der Tagesklinik, die im Jahr 2000 aufgebaut wurde, aushelfen. „Dann gab es hier keinen richtigen Nachfolger und ich hatte das Team bereits ins Herz geschlossen – und bin dann 20 Jahre geblieben“, erinnert sich der Arzt und lacht.
Düsseldorfer Tagesklinik: Ärztlicher Leiter George Neagu geht in Rente
Kein Wunder also, dass Neagu einiges erlebt hat in seiner Laufbahn. Besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm dabei eine alkoholabhängige Patientin, die im Rollstuhl saß. „Die 60-jährige Dame kam zu mir und fragte mich, ob sie jemals wieder laufen könne“, erzählt der 72-Jährige.
Im Rollstuhl saß sie aufgrund einer durch die Alkoholsucht ausgelösten Neuropathie. Sie lebte auf dem Dorf, war also auf ihr Auto angewiesen. Er erklärte ihr, dass sie wieder laufen könne, wenn sie endgültig aufhört zu trinken – und sich aus dem Rollstuhl traut. Denn, so erklärt Neagu, Menschen, die längere Zeit im Rollstuhl sitzen, hätten öfter Angst, wieder aufzustehen.
Tagesklinik Diakonie Düsseldorf: Alle Infos
Als die Tagesklinik in Düsseldorf im Jahr 2000 eröffnet wurde, gab es in Deutschland nur wenige Einrichtungen, die ohne Anbindung an eine stationäre Klinik teilstationäre Rehabilitationen, wie man es damals nannte, anboten. Hauptkostenträger sind die Deutsche Rentenversicherung Bund und die Deutsche Rentenversicherung Rheinland. Die Belegung erfolgt aber auch über die gesetzlichen Krankenkassen sowie weitere öffentliche und private Versorgungsträger.
Wer an der Nachfolge des ärztlichen Leiters interessiert ist, findet mehr Informationen zum Stellenangebot im Internet unter www.diakonie-duesseldorf.de/karriere. „Die Stelle (Voll- oder Teilzeit) eignet sich auch für die Ärzte oder Ärztinnen, die nach dem Renteneintritt weiter arbeiten möchten und die psychotherapeutische Arbeit in einer kleinen Einrichtung in einem hoch motivierten Team schätzen“, heißt es seitens der Tagesklinik.
Nach 20 Jahren in den Ruhestand: „Für mich war das ein sehr besonderer Moment“
Doch sie stand auf, absolvierte eine Therapie und lief erst auf Krücken, später dann wackelig auf ihren eigenen Beinen. Zwei Jahre nach der Therapie in Düsseldorf besuchte sie George Neagu wieder – und war mit ihrem Polo angereist, konnte also wieder laufen. „Für mich war das ein sehr besonderer Moment“, erzählt er.
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In der Regel betreut George Neagu 18 Patientinnen und Patienten im Zeitraum von 12 bis 20 Wochen, bildet außerdem die Schnittstelle zwischen Patientenschaft und Hausarzt. Und das bedeutet dem 72-Jährigen viel. „Man kann sich Zeit für Sorgen und Nöte nehmen.“ Ein weiterer Pluspunkt: „Wer sich in einer Tagesklinik anmeldet, hat bereits die Entscheidung getroffen, von seiner Sucht loszukommen. Da kann ich wirklich etwas bewirken“, erklärt der Ratinger.
Tagesklinik für Suchtkranke in Düsseldorf: George Neagu wollte längst in den Ruhestand
Fast von Anfang an, seit Öffnung der Tagesklinik der Düsseldorfer Diakonie im Jahr 2000, ist George Neagu im Dienst – und ist über die letzten Jahre mit seinem Humor, seiner Art und seinem tiefen Verständnis eine echte Institution in der Düsseldorfer Suchthilfe geworden. Ursprünglich wollte der 72-Jährige schon lange in den Ruhestand gehen, aber weil Not am Mann war, ist er doch länger geblieben. „Ich konnte das Team doch nicht alleine lassen“, sagt er und lacht.
Dass er hinter dem Konzept der Tagesklinik, das Menschen eine wohnortnahe Therapie ermöglicht, voll und ganz steht, wird sofort klar, wenn man mit dem Arzt spricht. „Diese Einrichtung ist einzigartig. Hier können wir alles anbieten, was die Patienten brauchen. Es gibt hier unter anderem die Beratung, die Fachambulanz und die Nachsorge. Wir können alles bereitstellen, was die Menschen brauchen, die zu uns kommen“, erklärt Neagu.
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„Anders als bei einem stationären Klinikaufenthalt können die Patientinnen und Patienten in ihrem gewohnten Umfeld bleiben und das, was sie in der Therapie gelernt haben, direkt zu Hause umsetzen“, ergänzt Geschäftsbereichsleiterin Anja Vennedey. Vennedey hofft nun, schnell einen geeigneten Nachfolger oder eine geeignete Nachfolgerin für die Tagesklinik der Diakonie zu finden. Denn noch länger bleiben kann George Neagu nicht. Für den 72-Jährigen wird es Zeit, Abschied zu nehmen.