Düsseldorf. An der Jugendverkehrsschule in Rath fand ein Pedelec-Training statt, das sich vor allem an Senioren richtete. Welche Tipps die Polizei gab.

Die Gruppe der Seniorinnen und Senioren ist etwa 15-köpfig. Karin Rinklake traut sich, tritt aus der Gruppe hervor und zeigt, wie man mit dem Pedelec die Straße Richtung Bürgersteig verlässt. Was nach einer Fingerübung aussieht, stellt sich in der Umsetzung als gar nicht so leicht dar. Denn so ein E-Bike wiegt eine ganze Menge. In dem von Karin Rinklake ist am Gepäckträger der Akku und im Rahmen der Motor verbaut. 25 Kilo ist das Rad schwer, so ein Gewicht gilt es erst, auf den Bürgersteig zu hieven. Für eine ältere Dame auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber: Nach erledigter Aufgabe erhält sie Lob von Michael Knapke, Verkehrssicherheitsberater bei der Düsseldorfer Polizei.

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Am Donnerstag (25. Juli) fand auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule am Rather Broich ein Pedelec-Training für Seniorinnen und Senioren statt. Es ist das zweite in diesem Jahr. Die Düsseldorfer Polizei begrüßte dabei Teilnehmende aus allen Ecken der Stadt. Dass ein solches Training wichtig ist, gerade für ältere Menschen, das bestätigt Sonja Martin, bei der Polizei ebenfalls als Verkehrssicherheitsberaterin tätig. „Die meisten Leute, die bei uns ein solches Training absolvieren, haben bereits Unfallerfahrung – selbst, wenn es dabei glücklicherweise nur kleine Blessuren gab“, sagt sie. „Gerade die Geschwindigkeit der Fahrräder wird von älteren Menschen oft unterschätzt.“

Beim Pedelec-Training auf dem Verkehrsübungsplatz in Rath waren viele Hütchen aufgebaut, eine Ampelkreuzung und Slalomstangen.
Beim Pedelec-Training auf dem Verkehrsübungsplatz in Rath waren viele Hütchen aufgebaut, eine Ampelkreuzung und Slalomstangen. © Polizei Düsseldorf | Polizei Düsseldorf

Das Training beinhaltet deshalb auch oft eine Auffrischung des Basiswissens. „Wir wollen die Radfahrer sensibilisieren, sich noch einmal mit den Grundlagen im Verkehr vertraut zu machen“, sagt Trainer Knapke. „Man sieht dann auch hier auf dem Übungsplatz, dass Fehler gemacht werden. Es ist ja wie beim Führerschein. Den hat man vor ewig langer Zeit mal gemacht, aber viele grundlegende Sachen nicht mehr auf dem Schirm.“

Zu den „Basics“ beim Radfahren gehören eben: in den Rückspiegel schauen, Handzeichen geben, Schulterblick – und laut Knapke vor allem auch, auf das Tempo zu achten. „Gerade, wenn man lange Zeit kein Rad gefahren ist, dann kann man eine Trittunterstützung beim Pedelec schon unterschätzen. Es ist ja auch so, dass das Tempo der E-Bikes oft von den Autofahrern unterschätzt wird.“

Die meisten Unfälle mit Pedelec geschehen tatsächlich aufgrund überhöhter Geschwindigkeit. Wobei die Zahlen in Düsseldorf leicht rückläufig sind – übrigens entgegen des NRW-Trends. Während es 2022 noch 35 und im Jahr 2023 insgesamt 38 Crashs in Düsseldorf mit E-Bike-Beteiligung gab, registrierte die Polizei im ersten Halbjahr 2024 „nur“ noch 12 Unfälle, fünfmal war der Unfallverursacher der Radfahrer selbst. „Dass es in diesem Jahr weniger sind, könnte auch damit zusammenhängen, dass das Wetter nicht so berauschend war“, so Polizeisprecher Daniel Dammann. „Aber das wäre Kaffeesatzleserei.“

Pedelec-Training: Zu hohes Tempo macht in Kurven Probleme

Auf dem Verkehrsübungsplatz in Rath sind viele Hütchen aufgebaut, eine Ampelkreuzung, Slalomstangen – einmal auf Asphalt, einmal auf einer Schotterpiste – stellen die Teilnehmenden vor eine Herausforderung. Einige fahren mitten auf der Straße, andere driften aufgrund zu hoher Geschwindigkeit aus der Kurve, ein Mann auf einem City-Bike vergisst beim Abbiegen das Handzeichen. Karin Rinklake absolviert den Parcours indes relativ sicher. „Nur bei den höheren Slalomstangen macht der Kopf nicht ganz mit“, sagt die Lörickerin. „Da habe ich ein bisschen Angst.“

Pedelec-Training in Düsseldorf: Die Polizei erklärte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf dem Verkehrsübungsplatz in Rath, worauf es ankommt, um sicher mit dem E-Bike unterwegs zu sein.
Pedelec-Training in Düsseldorf: Die Polizei erklärte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf dem Verkehrsübungsplatz in Rath, worauf es ankommt, um sicher mit dem E-Bike unterwegs zu sein. © Polizei Düsseldorf | Polizei Düsseldorf

Die Frau aus dem Linksrheinischen ist, wie sie uns auf dem Tacho zeigt, auf ihrem E-Bike der Marke Riess + Müller in den vergangenen sechs Jahren 7830 Kilometer gestrampelt. „Ich bin viel mehr mit dem Rad unterwegs als mit dem Auto, auch wenn Düsseldorf nicht unbedingt ein Paradies für Radfahrer ist“, sagt Rinklake. Den neuen Radweg auf der Luegallee, den findet sie toll. „Aber der Weg vom Seestern hoch zur Theodor-Heuss-Brücke, der ist eine Katastrophe“, kritisiert die Seniorin. „Da wächst das Unkraut meterhoch, da kommen Fußgänger entgegen, da hast du als Radfahrerin oft nur 40 Zentimeter Platz.“ Für solch knifflige Situationen sei so ein Training wirklich gut.

Auch die anderen Teilnehmer in Rath sind nach zweieinhalb Stunden Übungseinheit zufrieden. Am Ende steht man noch mit den Trainern im Kreis zusammen. Eine Frau fragt noch einmal nach, wie es sich beim Zebrastreifen verhält. „Es ist doch richtig, dass man als Radfahrer absteigen muss?“ Verkehrssicherheitsberater Knapke nickt. Auffrischung kann nie schaden. In diesem Jahr wird es im Herbst und Winter weiter Pedelec-Trainings der Polizei in Rath geben.

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