Düsseldorf. Eine Frau schaffte es aus der 6. Etage gerade so ins Freie, eine andere Augenzeugin sah grauenhafte Szene. Wir sprachen mit zwei Betroffenen.
Claudia Seidensticker spricht mit der Redaktion am Telefon. Seit dem ganz frühen Donnerstagmorgen, 16. Mai, ist für sie nichts mehr, wie es war. Keine zehn Stunden vorher, gegen 2.30 Uhr, war in ihrem Haus an der Ecke Lichtstraße/Grafenberger Allee in Düsseldorf-Flingern die Hölle losgebrochen. Erst eine Explosion, dann ein schwerer Brand. „Ich bin von der sechsten Etage nur im Bademantel und mit Handy die Treppe heruntergerannt“, erzählt Seidensticker mit tränenerstickter Stimme, als sie schon längst bei einem ihrer drei Kinder in Köln untergekommen ist. „So schnell ich konnte“, ergänzt die Frau, die in Düsseldorf als Vorsitzende des Vereins Krass e.V. keine Unbekannte ist.
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Seidensticker ist eigentlich auf eine Gehhilfe angewiesen. Die hat sie, als die Flammen schon bis hoch ins sechste Obergeschoss schlugen, instinktiv in der Wohnung gelassen. „Ich dachte, du musst das jetzt bis nach unten schaffen, sonst ist es vorbei“, sagt Seidensticker am Telefon, ehe ihre Stimme erneut versagt. Als sie es mit Bademantel ins Freie geschafft hatte, wurde sie direkt vom Rettungsdienst versorgt und ins nahe gelegene Sana-Krankenhaus in Gerresheim gebracht. Nach ein paar Stunden konnte sie abgeholt werden.
Bei der Explosion in Düsseldorf hat das Bett gewackelt
Ebru Güvenc indes erlebte das Inferno glücklicherweise nicht im Brandhaus selbst mit, sondern aus einer oberen Etage im gegenüberliegenden Wohnhaus. Die Mutter von zwei Töchtern (16 und 12) berichtet am Donnerstagmorgen, wie sie die Explosion wahrgenommen hat.
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„Ich habe den Knall gehört, mein Bett hat gewackelt, dann haben wir sofort die Feuerwehr gerufen. Und dann konnten wir leider nur noch zugucken, was da auf der anderen Straßenseite passiert.“ Und das sei grauenhaft gewesen. „Ein paar Leute sind von ihren Balkonen aus der ersten Etage auf die Straße gesprungen. Das Bild bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf.“
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Güvenc kennt zudem die Besitzer des Kiosks, in dem der Brand ausgebrochen war und der von ihrem eigenen Haus keine 100 Meter entfernt liegt. „Ich gehe da oft Einkaufen, das ist eine sehr nette Familie. Ich habe heute Morgen versucht, den Besitzer telefonisch zu erreichen. Es ist niemand drangegangen“, sagt die Nachbarin und versucht, sich trotz der Bilder aus der Nacht zusammenzureißen. Sie nimmt ihren Hund „Zimt“ auf den Arm. „Meine Töchter sind heute Morgen auch aus dem Haus gegangen, die eine zum Praktikum, die andere musste in der Schule eine Englischarbeit schreiben“, erzählt Güvenc. „Wenn die beiden wiederkommen, müssen wir wohl länger reden.“
Das Haus gegenüber ist kaputt. Ausgebrannt. Auch die Wohnung von Claudia Seidensticker ist nicht mehr bewohnbar. Die Frau vom Verein Krass, der sich um benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert, ist bereits im Jahr 2019 während eines Griechenland-Aufenthalts knapp einer Feuerkatastrophe entkommen. „Als sich dort die Waldbrände immer mehr ausgebreitet hatten, mussten wir uns ins Meer retten“, erzählt Seidensticker unter Tränen. Jetzt ist sie zum zweiten Mal der Flammenhölle entkommen.
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