Dinslaken. Die Entführung eines Dinslakener Unternehmers wurde in der Sendung Aktenzeichen XY gezeigt. Zuschauer wollen auffälligen Täter erkannt haben.

Hat die Sendung Aktenzeichen XY den entscheidenden Hinweis zur Auflösung eines Verbrechens in Dinslaken gebracht? Die Zeichen stehen auf jeden Fall gut. In der Sendung ging es um ein Verbrechen wie aus dem Krimi: Ein Unternehmer aus Dinslaken wurde auf dem Weg zur Autobahn angehalten und entführt, um den Tätern zu Hause seine Wohnung samt Safe zu öffnen. Auf einen der Täter gingen konkrete Hinweise ein.

Der Fall sei „so unfassbar, dass er schon fast einem Thriller gleicht“, so kündigte Moderator Rudi Cerne das Video zu der Entführung des 48-jährigen Dinslakener Geschäftsmanns an. Die nachgestellten Szenen zeigen, wie mehrere Männer dem Dinslakener nach einem Treffen mit seiner Tochter am 26. Februar 2023 in Grefrath bei Wachtendorf-Wankum auflauern, ihn auf der Auffahrt zur A40 ausbremsen, aus dem Auto zerren und in einen Transporter werfen. Die Männer sehen schaurig aus: Sie tragen alle dieselbe glatzköpfige Fratze als Latexmaske, dazu Handschuhe. Masken, wie sie die Täter getragen haben, stehen nachher im Fernsehstudio aufgereiht.

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Die Täter müssen ihr Opfer „lange beobachtet haben und überließen nichts dem Zufall“, sagt Moderator Rudi Cerne. Sie setzen dem Unternehmer eine Dunkelbrille auf, fesseln und schlagen ihn. Drohen, seiner Tochter etwas anzutun, wenn er nicht die Codes für seine Haustür und den Safe herausgibt. „Gib uns den Code, sonst stirbt Corinna“, erklären sie dem Mann mithilfe einer metallischen Handystimme und fügen selbst hinzu: „Wenn nicht stimmt, Du tot.“

Dinslakener muss Todesängste ausgestanden haben

Die Täter hielten sich etwa eine Stunde in dem Haus an der Konrad-Adenauer-Straße in Dinslaken auf.
Die Täter hielten sich etwa eine Stunde in dem Haus an der Konrad-Adenauer-Straße in Dinslaken auf. © NRZ | aha

Der Film zeigt, die wie Täter das Haus an der Konrad-Adenauer-Straße, in dem der geschiedene Unternehmer allein lebt, durchwühlen. Eine Stunde lang sollen sie sich an dem Abend vor zwei Jahren dort aufgehalten haben. Die Beute ist beträchtlich: Bargeld, Schmuck und Waffen im sechsstelligen Bereich. Um das Diebesgut abzutransportieren, haben sie sogar eine Sackkarre dabei.

Den Unternehmer lassen sie blutend, in Unterhose und an ein Geländer gefesselt zurück. Damit keine Spuren bleiben, nehmen sie seine Kleidung mit, versprühen eine ominöse Flüssigkeit – mit der sie ihn auch übergießen. Der Dinslakener muss Todesängste ausgestanden haben, er hält die Flüssigkeit für Benzin: „Wollt Ihr mich abfackeln oder was“, schreit er in der Nachstellung des Falls. Als die Täter weg sind, kann er sich befreien und um Hilfe rufen.

Die Täter müssen sich sehr sicher gefühlt haben

Eine „irre Tat“, so Moderator Rudi Cerne, die Täter haben das wohl „nicht zum ersten Mal gemacht“. Kriminaloberkommissarin Annika Gießing von der Kriminalpolizei des Kreises Wesel bestätigt: Es habe sich um ein sehr „planvolles Vorgehen“ gehandelt, die Täter müssen sich „sehr sicher gefühlt“ haben, weil sie sich so lange am Tatort aufgehalten haben.

Nach Ermittlungen der Polizei seien die Täter extra für die Entführung aus den Niederlanden eingereist und auch über die Grenze wieder verschwunden. Überwachungskameras am Haus haben die Täter aufgezeichnet, die Bilder werden im Fernsehen gezeigt. Einer der Männer fällt durch eine „seltsame“ Gangart auf, möglicherweise um seine „natürliche Gangart zu verschleiern“, so die Kriminaloberkommissarin.

Das ergaben die ersten Hinweise

Genau diesen Mann wollen Anrufer an seiner Gangart erkannt haben, bestätigt Peter Reuters, Sprecher der Kreispolizei Wesel der NRZ. Sogar ein Name wurde genannt. Es seien 35 Hinweise eingegangen, die nun von der Polizei ausgewertet werden - auch zu ähnlich gelagerten Fällen. „Ob sich darunter eine Spur befindet, die zur Ergreifung der Täter führt, ist derzeit noch nicht absehbar“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Wir danken der Bevölkerung für die eingegangenen Hinweise und bitten weiterhin um sachdienliche Informationen. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0281-107 0 bei der Kreispolizeibehörde Wesel zu melden.“

Die Polizei hätte sich gewünscht, dass sie mit den Bildern früher hätte an die Öffentlichkeit gehen können – dafür seien aber Genehmigungen von Staatsanwaltschaft und Richter erforderlich, so Reuters.

Für Hinweise, die zur Festnahme der Täter führen, ist eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt. Alle Hinweise finden sich auch unter zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest.

So sahen Täter und Fahrzeuge aus

Es hat sich um vier oder fünf Täter gehandelt, alle trugen eine Art Karnevalsmaske mit dem Gesicht eines Mannes ohne Haare. Zwei Täter wurden von den Überwachungskameras aufgezeichnet: Der Mann mit der auffälligen Gangart ist kräftig. Er trug weiße Sneakers, dunkelblaue Cargo- / Arbeiterhose mit einem dunklen, abgesessenen Fleck im Schienbeinbereich, dunkelblaue, langärmelige Jacke, grauer Kapuzenpullover, dunkles Gesichtstuch, das teilweise bis zu den Augen hochgezogen wurde.

Der zweite Mann ist deutlich größer, schlank, trug schwarz-weiße Sneakers (vermutlich Nike, Modell „Huarache“=, graue, enge Jeans, einen weißer Rollkragenpullover und eine dunkelblaue, langärmelige Jacke. Von zwei weiteren Gesuchten ist nur bekannt, dass sie Warnwesten mit zwei fluoreszierenden Querstreifen trugen.

Die Täter fuhren unter anderem einen dunklen Audi SQ7 mit Recklinghäuser Kennzeichen, die am Tag der Tat um 16 Uhr gestohlen wurden. Beim zweiten Fahrzeug handelt es sich um einen dunklen Transporter von Mercedes, Typ „Sprinter“, mit abgedunkelten Scheiben.

Für Hinweise, die zur Festnahme der Täter führen, ist eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt. Alle Hinweise finden sich auch auf zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest.

So berichtete die NRZ bisher

Ein brutaler Überfall wurde im Februar 2023 auf einen Dinslakener Geschäftsmann verübt. Trotz intensiver Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Duisburg und der Kriminalpolizei sind noch viele Fragen offen und die Täter nicht gefasst. Hinweise auf die Täter erhoffen sich die Ermittler durch die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY Ungelöst“. Am Mittwoch, 12. Februar, wird dort der Dinslakener Fall vorgestellt. Die Sendung, moderiert von Rudi Cerne, beginnt um 20.15 Uhr.

Rudi Cerne moderiert die Sendung Aktenzeichen XY ungelöst.
Rudi Cerne moderiert die Sendung Aktenzeichen XY ungelöst. © dpa | Sina Schuldt

Dunkler Transporter stellte sich quer

Was war passiert? Der Dinslakener hatte sich gegen 22.30 Uhr auf dem Heimweg von Grefrath nach Dinslaken befunden. Hierzu nutzte er die Autobahn 40. In Höhe der Anschlussstelle Wankum stellte sich vor ihm ein dunkler Transporter quer. Dahinter hielt ein zweites Fahrzeug und im selben Moment umzingelten mehrere Täter mit Latexmasken seinen Wagen. Sie schlugen die Scheibe der Beifahrerseite ein und zerrten das Opfer aus dem Auto. Die Täter schlugen ihn und zwangen ihn, in den Transporter zu steigen.

Danach fuhren die Täter direkt zum Haus des Unternehmers und zwangen ihn, die Codes der Alarmanlage und des Tresors preiszugeben. Die maskierten Männer durchsuchten das gesamte Haus nach Beute und nahmen Waffen, Goldmünzen, Bargeld und Schmuck mit. Am Ende besprühten sie alles mit einer unbekannten chemischen Substanz. Der Unternehmer wurde bis auf die Unterhose ausgezogen und angekettet. Dann flüchteten die Räuber. Das Opfer konnte sich wenig später aus eigener Kraft befreien und Hilfe holen.

Nach dem Überfall hatte sich eine Zeugin gemeldet

Die Polizei leitete kurz nach Bekanntwerden des Raubs eine Fahndung ein, an der auch ein Hubschrauber beteiligt war. Vor Ort meldete sich eine Zeugin bei den Beamten, die angab, gegen 22.30 Uhr zwei ca. 30 Jahre alte, dunkel gekleidete Männer gesehen zu haben, die das Haus des Dinslakeners verließen. Anschließend stiegen sie vermutlich in einen dunklen SUV, mit dem sie in Richtung B8 wegfuhren

In der Fernsehsendung am Mittwoch, 12. Februar, möchte die Kripo Wesel Folgendes von den Zuschauern wissen: Wem sind im Tatzeitraum die genannten Fahrzeuge im Raum Dinslaken/ Grefrath oder auch im Nachgang an anderer Stelle aufgefallen? Hat jemand verdächtige Beobachtungen an der Anschlussstelle Wachtendonk/Wankum gemacht? Kann jemand die Täter und deren Kleidung wiedererkennen, die im Beitrag gezeigt werden? Wurde jemand Zeuge eines Gespräches, in dem von der Tat erzählt wurde?

Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, hat die Staatsanwaltschaft Duisburg einen Betrag von 3000 Euro ausgelobt. Am Abend der Ausstrahlung wird ein Hinweistelefon unter der Rufnummer 02841 171-1700 eingerichtet sein. Sie ist in der Zeit von 20 Uhr bis 0 Uhr erreichbar.

Darüber hinaus werden sachdienliche Hinweise zur Aufklärung des Falls auch jetzt schon und im Nachgang unter der Telefonnummer 0281/107-0 entgegengenommen. (mt)