Dinslaken/Wesel. Michaela Meinz aus Dinslaken und Birgitt Weyer aus Wesel sind ehrenamtliche Sterbebegleiterinnen bei der Caritas. Was sie schon alles erlebt haben.
Sie hören zu, lesen und singen etwas vor oder halten auch einfach mal nur die Hand, um Trost zu spenden: Sterbebegleiterinnen und Sterbebegleiter sind für die Menschen da, die unheilbar krank sind. Den Sterbeprozess und den Tod so hautnah mitzuerleben, ist allerdings keine leichte Aufgabe. Doch für Michaela Meinz und Birgitt Weyer, die ehrenamtlich beim ambulanten Palliativ- und Hospizdienst der Caritas Dinslaken-Wesel arbeiten, ist es eine Herzensangelegenheit, kranke Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
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„Nachdem ich in Rente gegangen bin, habe ich schnell gemerkt, dass ich etwas Sinnvolles machen möchte“, erinnert sich Michaela Meinz aus Dinslaken. Als sie dann im Januar 2023 durch einen Bericht in der Zeitung auf das Hospizhelferseminar der Caritas aufmerksam geworden ist, hat sie die Infoveranstaltung, die im Vorfeld zum Seminar angeboten wird, besucht. „Da habe ich gemerkt, dass die Sterbebegleitung eine wichtige Arbeit ist. Danach habe ich mich auch für das Seminar angemeldet“, sagt sie.
Nach erfolgreichem Seminarabschluss ging alles dann Schlag auf Schlag. „Ich habe sofort meine erste Begleitung gemacht“, so Meinz. Mittlerweile blickt sie auf zwei relativ kurze Begleitungen zurück – „da war ich tatsächlich nur zwei bis vier Mal, weil die Personen bereits sterbenskrank waren“ – sowie eine längere Begleitung, die über ein ganzes Jahr ging. Nicht alle Menschen, die von den Sterbebegleiterinnen begleitet werden, seien nämlich von vorneherein sterbenskrank. „Seit Sommer 2024 begleite ich nun eine ältere Dame, die bereits 91 Jahre ist“, so die 65-Jährige.
Sterbeprozess kann manchmal sehr schnell gehen
Meinz betont: „Ich konnte bereits in sehr kurzer Zeit viel erleben. Vor meiner jetzigen Begleitung hatte ich beispielsweise eine andere Dame, die an den Rollstuhl gefesselt war und wegen eines Sturzes dann auch noch ins Krankenhaus musste, um operiert zu werden.“ Daraufhin habe sie die Frau im Krankenhaus besucht. „Ich war tatsächlich erstaunt, dass sie mich noch wiedererkannt hat“, beschreibt Meinz den Zustand der Frau. „Seit dem Tag hatte ich mich dann auch jedes Mal, bevor ich gegangen bin, von ihr verabschiedet.“ Kurz darauf kam die Dame zurück ins Seniorenheim. „Ich wollte sie auch da noch besuchen, doch am Telefon wurde mir gesagt, dass sie bereits verstorben sei. Der Sterbeprozess kann manchmal eben sehr schnell gehen.“
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Ähnliches hat auch schon Birgitt Weyer aus Wesel erlebt, die ebenfalls als ehrenamtliche Sterbebegleiterin bei der Caritas tätig ist. Das Thema Tod begleitet sie schon ihr ganzes Leben lang. „Meine Mutter ist leider sehr früh und auch sehr plötzlich verstorben“, so die heute 69-Jährige. „Wir Kinder haben die Sterbephase selbst miterlebt und unsere Mutter kaum wiedererkannt. Sie war für uns wie eine fremde Frau.“ Dieses Erlebnis habe sie viele Jahre lang beschäftigt. „Daher habe ich mir immer gesagt, wenn ich die Arbeit als Sterbebegleitung einmal machen kann, dann werde ich das auch tun.“
Gesagt, getan: Nachdem sie 2016 in Rente gegangen war, hat sie im Sommer des gleichen Jahres die Ausbildung zur Sterbebegleiterin gemacht. „In dem Hospizhelferseminar der Caritas habe ich auch vieles selbst verarbeiten können“, betont Weyer. Seither hat sie schon einige Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Wie viele, könne sie gar nicht mehr genau sagen. Aber auch sie habe die Personen schon bis zu ihrem letzten Atemzug begleitet.
Sterbebegleiterinnen berichten: Jeder Sterbeprozess sei anders
„Jeder Sterbeprozess ist dabei jedoch anders. Jeder Tod ist nämlich auch individuell und ein ganz persönlicher Moment“, so Annette Durchleuchter vom ambulanten Palliativ- und Hospizdienst der Caritas Dinslaken-Wesel. Das bestätigen auch Michaela Meinz und Birgitt Weyer. „Nicht jeder kann den Gedanken aushalten, bald die Welt zu verlassen“, berichten die ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen. „Manche Menschen können einfach noch nicht loslassen, so wie meine jetzige Dame. Sie ist deswegen auch schon mal traurig und verzweifelt. Da weint sie dann auch schon mal. Solche Erlebnisse gehen da natürlich unter die Haut“, so Meinz.
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Andere wiederum hätten selbst in den Phasen, in denen es ihnen schlecht geht, noch beste Laune. „Man sieht aber eben auch, dass der Tod in einer gewissen Art und Weise eine Erlösung für die Menschen sein kann“, so Weyer. „Viele sind nämlich bettlägerig, können nicht mehr sprechen und manchmal noch nicht mal mehr auf Toilette gehen. Durch den Tod werden sie dann von ihrem Leid befreit“, so die Sterbebegleiterinnen.
Den Sterbebegleiterinnen wird viel Dankbarkeit entgegengebracht
Wenn die Person dann gestorben ist, „überkommt einen natürlich auch mal die Traurigkeit“, betont Michaela Meinz. Doch das sei für sie, wie auch für Birgitt Weyer, noch lange kein Grund, mit der ehrenamtlichen Tätigkeit aufzuhören. Es gebe nämlich auch viele Momente, die den Sterbebegleiterinnen und auch den Personen, die sie begleiten, eine Freude bereiten würden.
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„Man bekommt sehr viel von den Menschen zurück, sei es ein Lächeln oder dass, obwohl die Personen kaum noch sprechen können, auf einmal doch eine Antwort auf eine Frage kommt“, so Weyer. „Viele bedanken sich auch einfach bei uns. Und obwohl es natürlich manchmal schwer ist, sind das die Momente, die einen wiederkommen lassen und die einem zeigen, dass es sich lohnt“, betont Meinz.
Der Caritasverband Dinslaken-Wesel sucht weitere Ehrenamtler für die Sterbebegleitung
Aktuell verfügt der ambulante Palliativ- und Hospizdienst des Caritasverbandes Dinslaken und Wesel über 46 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler, die insgesamt etwa 80 bis 100 Personen kostenfrei begleiten. Es werden aber weitere Ehrenamtler gesucht, die sich zum Sterbebegleiter bzw. zur Sterbebegleiterin ausbilden lassen.
Daher lädt die Caritas alle Interessierten dazu ein, an dem Hospizhelferseminar teilzunehmen, das am Mittwoch, 12. Februar, beginnt. Darauf folgen insgesamt elf weitere Seminareinheiten, die jeweils mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr sowie an zwei Samstagen stattfinden. Zuvor gibt es am 29. Januar, von 17.30 bis 18.30 Uhr eine Infoveranstaltung im Hildegard-von-Bingen Haus, Tillmannsweg 6 in Voerde.
Anmeldungen und weitere Infos gibt es bei Beate Herdina, Annette Durchleuchter oder Christa Testroet per Mail an hospizdienst@caritas-dinslaken.de oder telefonisch unter 02064/47540824.
Durch die Sterbebegleitung konnten Michaela Meinz und Birgitt Weyer auch selbst noch einiges lernen. „Man schaut mittlerweile anders auf das Leben und hat einen anderen Blickwinkel darauf, wie vergänglich das Leben sein kann“, so Meinz. „Ich würde außerdem sagen, dass ich dadurch nochmal dankbarer dafür bin, was ich eigentlich habe.“ Deshalb raten die beiden Frauen allen, die über so ein Ehrenamt nachdenken, es einfach mal auszuprobieren. Die Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen noch eine Freude zu schenken, sei nämlich ein ganz großes Geschenk.