Düsseldorf. Maria Kostian arbeitet im Kinder- und Jugendhospiz „Zum Regenbogenland“. Kein einfacher Job, sagt sie. Wie sie trotzdem Erfüllung darin findet.
Dass ihr dieser Beruf liegt, das hat Maria Luise Kostian gleich gemerkt. „Ich habe in der zwölften Klasse hier hospitiert und da hat es sofort Klick gemacht“, erzählt die 25-Jährige. Die junge Pflegefachkraft arbeitet im Düsseldorfer Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland. Betreut also, so beschreibt es die Einrichtung selbst, schwerstmehrfach behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer lebensverkürzenden Erkrankung. Doch hier im Regenbogenland geht es nicht nur um die Begleitung der Gäste und ihrer Familie in der letzten Lebensphase, es sollen schöne Momente und Lebensfreude im Mittelpunkt stehen.
Pflegefachkraft im Hospiz: Was Maria (25) aus Düsseldorf zum Beruf gebracht hat
Dass sie sich schon so früh dazu entschied im Regenbogenland zu hospitieren, ergab sich für Kostian aus mehreren Gründen. „Ich hatte schon in der Schule ein großes Interesse an Pädagogik und war mir sicher, dass ich was im sozialen Bereich machen will“, erinnert sie sich. Wo genau in diesem Bereich, dass ließ sich zunächst gar nicht so einfach beantworten. „Ich glaube, viele in meiner Generation erleben die Berufswahl als etwas enorm Schwieriges.“ Das sie sich noch in ihrer Schulzeit testweise zu einer Hospitation im Regenbogenland entschloss, ist für sie heute ein sehr glücklicher Zufall.
Denn trotz der sehr anspruchsvollen Arbeit, ist Maria Kostian dem Kinder- und Jugendhospiz stets treu geblieben. So führte sie nach dem Abitur 2018 ihr Bundesfreiwilligendienst wieder ins Regenbogenland. Und auch als sie ihre Pflegeausbildung abbrach, um ein Pflegestudium zu machen, arbeitete sie weiter in der Einrichtung in Gerresheim. Und auch jetzt acht Jahre nach ihren ersten Erfahrungen in dem Hospiz arbeitet sie als examinierte Pflegefachkraft im Regenbogenland.
Fachkräftemangel auch im Düsseldorfer Kinder- und Jugendhospiz spürbar
Dass das nicht unbedingt alltäglich ist, weiß auch die Pflegedienstleiterin des Regenbogenlandes, Susanne Klösener. „Auch wir haben den Fachkräftemangel in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen“, erklärt sie. Man sei an strenge Regelungen gebunden, welche Qualifikationen Bewerberinnen und Bewerber mitbringen müssten. „Außerdem ist es uns wichtig, dass die Bewerber ins Team und zu unserem Haus passen. Wir arbeiten hier mit Kindern und Jugendlichen, die nochmal ganz besondere Bedürfnisse haben. Nicht jeder kann das“ Deshalb sei auch eine Hospitation vor Einstellung Pflicht.
Daher könne man die vollen Kapazitäten des Regenbogenlandes gerade auch nicht ausschöpfen. „Wir haben hier zehn Betten im Haus“, so Klösener. „Von denen sind aktuell aber nur acht belegt.“ Insgesamt bietet das Hospiz für viele Familien bundesweit neben der Versorgung und Betreuung vor Ort noch weitere Unterstützungsangebote an. Zudem gibt es eine Warteliste für Familien, falls kurzfristig Aufenthalte durch andere Familien abgesagt werden.
Düsseldorfer Kinder- und Jugendhospiz: Eine „Rettungsinsel“ für Familien am Limit
„Unsere Gäste kommen immer wieder für eine kurze Zeit hierher“, erklärt sie die Funktionsweise des Regenbogenlandes. „Wir erleben, wie einige am Limit sind und wir können hier eine kleine Rettungsinsel bieten, wenn alles zu viel wird.“ So organisiert das Team des Regenbogenlandes verschiedene Angebote mit Musik- und Hundetherapeuten, Reiten mit dem Therapiepony Avalon, den Clowns u.v.m., auch Geburtstage für die Gäste vor Ort oder feiert mit ihnen Silvester. „Die Familien müssen sich dann um nichts kümmern.“ So entstände über die Zeit auch eine Vertrauensbasis zwischen dem Team vor Ort und den betroffenen Familien. Diese helfe, wenn es absehbar werde und sich das Team auf die finale Phase der Sterbebegleitung einstellen müsste.
Für das Pflegeteam müsse in diesen Fällen die Trauer in den Hintergrund treten. „Wir betreuen hier letztlich immer die Kinder einer fremden Familie“, betont Maria Kostian. Hier müsse dann Professionalität gewährleistet bleiben. „Wir bemühen uns bis dahin positive Erfahrungen für unsere Gäste und deren Familie zu schaffen. Aber wir müssen uns trotzdem unserer Verantwortung bewusst sein“, so Kostian. Einfach mache das den Beruf aber natürlich nicht.
„Niemals stehen bleiben“: Das wünscht sich Pflegerin Maria Kostian für die Zukunft
So sei man zwar routiniert im Beruf, jedoch stelle die Kinderhospizarbeit nochmal ganz eigene Herausforderungen. „Wir haben Gäste in einer weiten Alterspanne hier“, erklärt die 25-Jährige. Bis zum 27. Lebensjahr werden Gäste im Regenbogenland aufgenommen. Daneben seien auch die Krankheitsbilder der einzelnen Gäste sehr unterschiedlich. „Es ist am besten, offen auf die Situationen zuzugehen und herauszufinden, was die einzelnen Personen brauchen“, so Kostian. „Das kann bei den Jüngeren sein, etwas vorzulesen. Manche sind in einem ähnlichen Alter wie ich. Da versucht man natürlich andere, angemessenere Erlebnisse zu schaffen.“
Trotz aller Herausforderungen will sich Maria Kostian aber auf die Möglichkeiten konzentrieren. Nicht nur in der täglichen Arbeit, sondern auch darüber hinaus in der Pflege als Ganzem. Schon im Studium beschäftigte sie sich mit der Zukunft ihres Berufsfeldes. Besuchte mit einer Kommilitonin die Schulen an Berufsbildenden Tagen und habe für den Beruf Pflege geworben. Für ihr Engagement und ihre Leistungen wurde sie im vergangenen Jahr mit dem neuen Pflegestudiumspreis ausgezeichnet.
Fragt man sie, was sie sich für die Zukunft wünscht, muss sie einen Moment überlegen. „Zunächst einmal möchte ich weiter Erfüllung im Berufsleben finden. Und ich will niemals stehen bleiben, wenn vor mir Herausforderungen liegen, sondern neue Wege finden. Auch für diejenigen, die nach mir in diesen Beruf kommen.“
Das Regenbogenland
Der Verein hinter dem Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland besteht seit etwas mehr als 25 Jahren. Im Verlauf dieser Zeit, wurde nicht nur das Kinderhospiz in Düsseldorf etabliert, sondern auch Schritt für Schritt im Jahre 2017 um das Jugendhospiz erweitert. Heute arbeiten hier mehr als 100 hauptamtliche Mitarbeitende und viele Ehrenamtliche.
Während der Aufenthalt und die Versorgung der Gäste des Hospizes von den Krankenkassen übernommen wird, finanziert sich der Großteil der Arbeit aus Spenden. Das Kinder- und Jugendhospiz Regenbogenland wird immer noch zu 60 % Spenden finanziert. Alle Informationen zu den Möglichkeiten hierfür, sowie weitere Informationen zur Arbeit des Regenbogenlandes finden sich unter kinderhospiz-regenbogenland.de.