Dinslaken. Dirk (56) aus Dinslaken hat im Leben vieles richtig gemacht. Er war 30 Jahre unter Tage, hatte eine Familie. Wie er auf der Straße gelandet ist.

Dirk (56) steht am Heizpilz im Hof des Vereins Wunderfinder und wärmt sich die Hände an einem Becher Punsch. Es ist die 600. Essenausgabe des Vereins. Dirk sieht aus wie jeder andere Mittfünfziger auch: Pullover, Jeans, warme Schuhe - ordentlich. Bald wird er Opa. Darauf freut er sich. Trotzdem treten Tränen in seine Augen, als er von seinen Töchtern spricht. Denn dass Dirk Kontakt zu ihnen hat, ist nicht selbstverständlich.

„Ich habe eigentlich alles gemacht. Bundeswehr, Ausbildung in Walsum, 30 Jahre unter Tage gearbeitet, geheiratet, zwei Kinder großgezogen...“ Seine Stimme stockt. Denn Dirk ist auch krank. COPD im schwersten Stadium. Er klopft auf seinen Rucksack. Darin ist ein Sauerstoffgerät. Und er war oder ist „suchtkrank“, wie er sagt. Er hat Drogen genommen - aber dabei immer noch gearbeitet, damals bei einem Möbelgeschäft. „Ich habe ein Doppelleben geführt“, sagt er. Seine Frau konnte das irgendwann nicht mehr ertragen. Er sei nicht mehr „tragbar für die Familie“ habe sie eines Tages gesagt: „Und da habe ich meine Tasche gepackt und bin ausgezogen“, erzählt er und seine Stimme zittert dabei.

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Heute lebt Dirk ohne Drogen, ist im Substitutionsprogramm. Bezieht Erwerbsminderungsrente. Er ist immer bei Kollegen untergekommen - bis zum Sommer 2024. Da musste er auf der Straße leben. „Aber Platte, das ist nichts mehr für mein Alter.“ Eine neue Wohnung zu finden, sei ein Ding der Unmöglichkeit - obwohl er 400 bis 500 Euro zahlen könne. „Bei den Quadratmeterpreisen ist das nicht einfach“, sagt er. Im Moment kann Dirk bei einem Kumpel schlafen und bezahlt auch dafür. Aber für die Ewigkeit sei das nicht, hat der Kumpel gesagt. „Dass man mal in so einer Situation drinsteckt, das hätte ich vor zwanzig Jahren nicht gedacht“, sagt Dirk.

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Wenn die Wunderfinder Essen ausgeben, ist Dirk immer dabei. Wegen der Mahlzeit, natürlich, sagt er. Aber auch wegen der „Wärme“, wie er sagt. Der menschlichen Wärme. Die Wunderfinder hören zu. Und sie unterstützen, weit über die Mahlzeiten hinaus. Jüngst habe der Vereinsvorsitzende Ludger Krey mit ihm zusammen einen Behindertenausweis ausgefüllt. Das sei nicht selbstverständlich. Ohne die Wunderfinder „ginge es mir beschissen“, sagt Dirk.

Falls jemand eine Wohnung für Dirk hat, kann sich bei den Wunderfindern (0152/14597459) melden. „Das würden wir auf jeden Fall unterstützen“, sagt die zweite Vereinsvorsitzende Bianka Lakomski.