Dinslaken. Dinslaken zahlt Unterhaltsvorschüsse nur verzögert aus. Eine Mutter sagt, was das für sie bedeutet. Wie viele Alleinerziehende betroffen sind.
In Dinslaken kann es derzeit zu Verzögerungen bei der Auszahlung von Unterhaltsvorschuss kommen. Neue Anträge können gar nicht gestellt werden. Die Stadt Dinslaken begründet das mit „krankheitsbedingten Personalausfällen“. Eine Betroffene berichtet der NRZ, was ausbleibender Unterhaltsvorschuss für sie bedeuten kann.
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„Alleinerziehende Mütter und Väter und ihre Kinder müssen besonders unterstützt werden“ – das schreibt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in einer Broschüre zum Unterhaltsvorschuss. Wenn unterhaltspflichtige Elternteile ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen und der Mindestunterhalt nicht gesichert ist, können Alleinerziehende seit Einführung des Unterhaltsvorschussgesetzes im Jahr 1980 Unterhaltsvorschuss beantragen. Es handelt sich um eine Pflichtaufgabe, die das Land auf die Kommunen übertragen hat. Diese holen sich das Geld anschließend von dem zahlungspflichtigen Elternteil zurück.
730 Alleinerziehende erhalten Unterhaltsvorschuss in Dinslaken
In Dinslaken verzögern sich diese Zahlungen nun. Wie lange – das sei noch nicht absehbar, erklärt die Stadt auf Nachfrage der NRZ. In dem Bereich gebe es zwei Vollzeitstellen – beide seien ausgefallen. Die Verwaltung arbeite „mit Hochdruck an Lösungen, um die offenen Fälle mit Anspruch auf Unterhaltsvorschuss noch innerhalb der nächsten Wochen auszubezahlen“, so Stadtsprecher Marcel Sturm. Mitarbeitende aus anderen Bereichen würden eingearbeitet, um im Unterhaltsvorschussbereich zu unterstützen. „Wir suchen auch nach Möglichkeiten mit anderen Behörden zusammen, um kurzfristige Lösungen herbeizuführen“, so Stadtsprecher Marcel Sturm. Aktuell gebe es rund 730 Auszahlungsberechtigte. „Knapp 700 Auszahlungen konnten erfolgreich durchgeführt werden, bei rund 40 Personen sind noch keine Auszahlungen erfolgt“, so der Stadtsprecher.
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Die Stadtverwaltung „bedauert diese Situation und entschuldigt sich bei allen Betroffenen für mögliche Unannehmlichkeiten“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Es werde „mit Hochdruck daran gearbeitet, die Auszahlungen so schnell wie möglich zu bearbeiten und den regulären Ablauf wiederherzustellen“. Alle Anspruchsberechtigten werden ihre Leistungen erhalten, verspricht die Stadt. Eine Hotline und eine Mailadresse für Notfälle wurden eingerichtet (s. Infobox).
Kontakt für Notfälle
Wenn entsprechende Zahlungen nicht erfolgt sind und Notlagen bestehen, Alleinerziehende ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können, können sich Betroffene an zwei Notfallkontakte der Stadt Dinslaken wenden, „ damit wir pragmatische Lösungen für die schnelle finanzielle Hilfe finden“, so Stadtsprecher Marcel Sturm. Für dringende Fälle steht die Unterhaltsvorschussstelle unter der E-Mail-Adresse uvg@dinslaken.de zur Verfügung. In Notfällen ist zudem eine telefonische Erreichbarkeit dienstags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie zusätzlich donnerstags von 13 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 02064/66-592 sichergestellt.
„Wie sollen Alleinerziehende ihren Zahlungen so nachkommen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten?“
Angela Schön ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder in Dinslaken. Dass sie von dem möglichen Ausfall der Zahlungen über einen Post auf Facebook erfahren musste, macht sie fassungslos. „Wie sollen Alleinerziehende ihren Zahlungen so nachkommen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten?“, so ihre erste Reaktion auf Facebook. „Niemanden interessiert es, weshalb Rechnungen nicht bezahlt werden“, erklärt sie: Die entsprechenden Mahnungen würden kommen, „so oder so“.
Wenn der Unterhaltsvorschuss ausbleibe, wäre das für sie „fatal“. Denn schon jetzt müsse sie „immer so haushalten, dass es den Monat über reicht.“ 650 Euro nicht oder verspätet zu bekommen – das sei „mit Kindern ein Unding“. Die Mutter hat den Eindruck, dass es in dem Bereich der Stadtverwaltung schon seit Jahren Probleme gibt. Die von ihr gewünschte Prüfung eines Sachverhalts stehe aus – weil die Stelle nicht besetzt sei.
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Das Problem kann für Betroffene schnell existenziell werden. Aber „die Kinder haben sicher Verständnis dafür, wenn kein Mittagessen auf dem Tisch steht und die Schule beim fehlenden Frühstück sicher auch“, so die Mutter ironisch. Das Schlimme sei, dass „die Stadt sich nicht verpflichtet fühlt, alle zu informieren und sei es nur per Mail“, findet Angela Schön.