Dinslaken/Hünxe. Katharina Bous und Sarah Ostermann starten im Januar einen Trauertreff für junge Menschen. Ihr Konzept ist besonders - was dahinter steckt.

Der kleine, schwarze Flyer mit der weiß-goldenen Gesichtsmaske liegt auf dem Tisch. „Aufgesetzt?“ steht neben dem Verkleidungsteil in großen weißen Buchstaben geschrieben. Katharina Bous nimmt den Zettel, der als Werbung für den neuen Trauertreff dient, in die Hand und erklärt dazu: „Nicht jeder, der um einen Menschen trauert, zeigt es auch gerne seiner Umwelt. Viele verbergen es, setzen quasi eine Maske auf im Alltag.“ Während der Treffen der neuen Trauergruppe für junge Menschen, die sie gemeinsam mit Sarah Ostermann ins Leben rufen will, sollen Betroffene „einmal keine Maske aufsetzen müssen“, heißt es auch auf der Rückseite des Flyers. Dort ist auch bereits das Datum für die erste Zusammenkunft notiert: Am Donnerstag, 23. Januar 2025, ab 18.30 Uhr soll es losgehen.

Wie Bous auf die Idee für den neuen Trauertreff für junge Menschen gekommen ist? „Tatsächlich gibt es so etwas hier im Umkreis noch nicht und zu diesem Thema kam eine Anfrage einer jungen Frau, deren Vater gestorben war“, erinnert sie sich im Gespräch mit der NRZ an die Entstehungsgeschichte. Katharina Bous ist Pfarrerin für Seelsorgeentwicklung im evangelischen Kirchenkreis Dinslaken und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Trauergruppen geleitet.

Ein Grundkonzept für ein solches Projekt sei also vorhanden gewesen. Sie wandte sich mit der Idee, gemeinsam einen Trauertreff zu leiten, an ihre Bekannte, Sarah Ostermann. Die 31-Jährige ist nämlich Pastoralreferentin der St. Albertus Magnus-Gemeinde in Hünxe und hat durch ihre Arbeit als ehemalige Gefängnisseelsorgerin in der JVA Dinslaken ebenfalls Erfahrungen im selben Bereich gesammelt. Außerdem finden die beiden Frauen gerade die ökumenische Arbeit bei diesem Thema wichtig, denn sie sagen: „Trauer ist keine Sache der Konfession.“

Neue Trauergruppe für junge Menschen startet in Dinslaken für alle ab 18 Jahren

Einmal in der Woche wollen sie sich also mit jungen Menschen ab 18 Jahren – „wir schicken natürlich niemanden weg, der erst 16 oder 17 ist“, so Ostermann – für ca. zwei Stunden treffen und mit ihnen die verschiedensten Facetten der Trauer besprechen und unter anderem dabei Tipps geben, wie man mit dem Gefühl der Trauer umgehen kann. Dabei ist es beiden wichtig, zu betonen: „Trotz des Themas soll es lebendig sein.“ Sie stellen klar, dass es sich nicht um eine Selbsthilfegruppe im klassischen Sinne handelt. „Ich bin selbst kein Stuhlkreis-Fan“, gibt Ostermann zu. Sie ergänzt: „Ich glaube, dass sich die Leute dabei eher schutzlos fühlen. Wer am Tisch sitzt, fühlt sich vielleicht ein klein wenig sicherer.“ Deshalb wollen sie die Treffen mit einem gemeinsamen Abendessen beginnen.

Kontakt zu den beiden Initiatoren

Wer sich für den kostenlosen Trauertreff der Hünxer Pastoralreferentin Sarah Ostermann und der Dinslakener Pfarrerin Katharina Bous anmelden oder einfach nur mit den Beiden Kontakt aufnehmen möchte, kann sich entweder per Mail oder per Telefon melden: 0157/36568246 oder 0151/21680063; katharina.bous@ekir.de, ostermann@bistum-muenster.de.

Bous nickt: „Wir wollen eine Wohlfühlatmosphäre schaffen.“ Schließlich wissen die beiden jungen Frauen aus ihrer Arbeit, dass das Thema eher als Tabu gehandelt wird, dass sich manche Menschen sogar schämen, sich das Gefühl von Trauer einzugestehen oder eben darüber zu sprechen. Deswegen ist es den beiden Initiatorinnen des Projektes wichtig, den Trauertreff zu einem „safe space“ für die Teilnehmer werden zu lassen, betont Bous. Zwar habe jeder Termin ein eigenes Thema, doch soll auch immer Zeit sein, dass die Beiden individuell auf die Wünsche der Trauernden eingehen können.

Zu den jeweiligen Oberthemen der Treffen haben Bous und Ostermann verschiedene Aktionen geplant, wie ein gemeinsames Lagerfeuer, ein Workshop, in dem Trauerbötchen gebastelt werden oder ein Spaziergang. Letzterer soll wahrscheinlich am Rhein in Götterswickerhamm stattfinden. „Wir wollen die Treffen immer an verschiedenen Orten stattfinden lassen“, erklären Ostermann und Bous. Der Grund: Die Trauergruppe richtet sich an alle jungen Menschen von Dinslaken, Voerde, bis Walsum, von Hünxe über Wesel und Dorsten, denn: „Der Bedarf ist überall da.“

Trauertreff für junge Menschen: Projekt ist erst einmal für drei Monate ausgelegt

Das zeige den Teilnehmenden auch: Es gibt viele andere, die dasselbe durchmachen. Gerade bei Trauernden, die einen geliebten, jungen Menschen verloren haben, beispielsweise die beste Freundin durch einen Unfall oder Suizid, sei oft das Gefühl vom Alleinsein schlimm, erklären die beiden Initiatorinnen: „Es gibt aber leider auch viele andere, die gerade vielleicht etwas Ähnliches oder dasselbe durchmachen und verstehen, in welcher Situation man sich befindet.“

Drei Monate soll das Projekt der 31-jährigen Pastoralreferentin und der 32-jährigen Pfarrerin ab Januar laufen. Für den Anfang seien sechs Treffen mit einer festen Gruppe von acht bis zehn Teilnehmenden geplant. „Wir wissen, dass das für einige ein schweres Thema ist. Deswegen appellieren wir: Jemand, der gerne mitmachen möchte, sich aber vielleicht nicht traut, kann uns auch erst einmal nur unverbindlich anrufen oder uns eine WhatsApp-Nachricht senden. Nur, weil man Kontakt mit uns aufnimmt, heißt das nicht, dass man verpflichtet ist, zu kommen“, ist den beiden Frauen wichtig zu betonen.