Voerde. Sabine Friemond eröffnet in der Buchhandlung „Lesezeit!“ in Voerde ein Café. Dort sind nicht nur Bücher allgegenwärtig. Worauf sie noch Wert legt.

Endspurt im hinteren Raum und im Keller der Buchhandlung „Lesezeit!“ an der Bahnhofstraße: Es sind keine 48 Stunden mehr bis zur Eröffnung des neuen Cafés, das Inhaberin Sabine Friemond dort einrichtet, wo sie bis zum Sommer die Postfiliale für den Stadtteil Voerde betrieb. Der Countdown läuft. Am vorletzten Tag vor dem Start ist noch allerhand zu tun, nicht nur im Keller, wo sich die Gästetoilette befinden wird. Auch im Raum selbst muss gehörig gewirbelt werden. Dinge sind final zu klären. Bei allem Zeitdruck auf den letzten Metern, der vielen Geschäftsleuten vor einer Neueröffnung bekannt sein dürfte – bei Sabine Friemond überwiegt die Vorfreude auf das, was da bald kommt, deutlich. Dabei verhehlt sie nicht die Anstrengungen der vergangenen Monate: „Die Baustellengeräusche und der feine Staub – ich möchte das nicht noch eine Woche länger.“ So soll es sein: Am Mittwoch, 27. November, eröffnet sie ihr Café in der „Lesezeit!“.

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Wer den Raum betritt, hat das Gefühl, in die Vergangenheit zu reisen. In jene Zeit, als Sabine Friemond Kind war. Beim Mobiliar hat sie bewusst nicht auf das Moderne gesetzt. Damit würde sie in Konkurrenz zu Bäckerei- und Caféketten treten, was sie aber eben nicht möchte. Die Tische, Stühle und Sessel, die sie ausgewählt hat, stammen im Gros aus den 1950er, 1960er Jahren, einige Stücke sind augenscheinlich noch älter. Für diese Einrichtung ihres Cafés hat sich Sabine Friemond entschieden, weil das ihre „persönliche Wohlfühl-Atmosphäre“ ist. „Es ist eine Erinnerung an Feste, die man zu Hause bei den Großeltern erlebt hat“, erzählt sie. Und in der Tat: Der eine oder andere wird sich beim Betreten des Raumes in das Wohnzimmer von Oma und Opa versetzt fühlen.

Voerder Buchhändlerin holt alte Vitrine der Großmutter in ihr neues Café

Sabine Friemond hat die alte Vitrine ihrer Großmutter Linny ins Café geholt. Auch die Puppenstube, die Opa Georg für ihre heute 90 Jahre alte Mutter gebaut hat, wird wahrscheinlich dort einen Platz finden. Sabine Friemond hat für die kleinen Café-Gäste eine Kindertischgarnitur gekauft – passend zum übrigen Mobiliar ist jene „gute 100 Jahre alt“. In einer Ecke stehen zwei Sessel vor einem Kanonenrohrofen. Den hat die Buchhändlerin und Café-Betreiberin in spe vor 25 Jahren gekauft. In Betrieb gehen wird er nicht, aber ein paar im Innern platzierte rote, batteriebetriebene Kerzen sollen die Anmutung von Flammen transportieren. Der Vinylboden mit Klötzchenparkettmuster und die Heizkörperverkleidung in Wiener Geflecht tun ihr Übriges dazu, dass „Wohnzimmeratmosphäre“ wie zu Sabine Friemonds Großeltern Zeiten aufkommt.

Ursprünglich hatte sie noch mehr Dekoartikel wie ein altes Bügeleisen in dem Raum aufstellen wollen. Doch von diesem Plan nahm die 56-Jährige Abstand, schließlich soll ihr Café kein Museum werden. Und so platziert sie nur punktuell hier und da ein paar Dinge, um den Fokus auf die Bücher zu lenken, die sich – kaum verwunderlich – als Gestaltungselemente ebenfalls in dem Raum wiederfinden. In der L-förmig angelegten Theke stehen dicke Wälzer im Regal, Lexika aus dem vergangenen Jahrhundert und ein „bisschen früher“, erklärt Sabine Friemond. Hier wähnt sich der Betrachter in „einer alten Bibliothek“.

Neue Öffnungszeiten für die „Lesezeit!“ in Voerde

Die Nachschlagewerke dienen dekorativen Zwecken, sollten Café-Gäste aber einen Blick hinein nehmen wollen, möchte die Inhaberin sie davon nicht abhalten. Auch an der Wand findet sich die Welt, der sich Sabine Friemond seit langer Zeit nicht nur beruflich verbunden fühlt, wieder: Dort hängen Tapeten mit Buchseiten aus der „Tintenherz“-Trilogie, die sie so „wunderbar und fabelhaft“ findet. Für sie ist es verbunden mit den Lexika ein Sinnbild für die „Macht des geschriebenen Wortes“.

Neue Öffnungszeiten

Noch einen Tag, am Dienstag, 26. November, gelten für die „Lesezeit!“ die alten Öffnungszeiten. Mit dem Start des dortigen Cafés am Mittwoch, 27. November, gibt es in der Buchhandlung eine halbe Stunde später Einlass. Beide öffnen montags bis freitags um 9.30 Uhr und schließen zur Mittagszeit nicht. Die Buchhandlung hat durchgehend bis 18 Uhr geöffnet, das Café bis 17.30 Uhr. Samstags werden beide künftig von 9.30 bis 15.30 Uhr öffnen. Je nachdem, wie es läuft, würde Inhaberin Sabine Friemond die Zeiten anpassen.

Hinter der 1,40 Meter hohen Theke wird mit Hilfe eines Profi-Vollautomaten Kaffee in vielen Varianten hergestellt, das Gebäck kommt dort auf die Teller, Kaltgetränke in die Gläser. Torten und Kuchen bezieht Sabine Friemond von Konditormeisterin Galina Gropp. Wer es lieber herzhaft mag, soll im Café der „Lesezeit!“ ebenfalls fündig werden. Jan Rühl von der Metzgerei schräg gegenüber beliefert Sabine Friemond mit „besonderen Eintöpfen und Salaten“, auch vegetarische und vegane Angebote werden darunter sein, wie sie ankündigt.

Mit dem Start des Cafés erweitert Sabine Friemond die Öffnungszeiten für ihre Buchhandlung. Zwar geht es ab Mittwoch dort montags bis freitags 30 Minuten später los, dafür aber entfällt die anderthalbstündige Mittagspause. Außerdem kann die Kundschaft am Samstag länger in der „Lesezeit!“ einkaufen gehen. Buchhandlung und Café unter einem Dach – die Kombination passt nicht nur inhaltlich...