Voerde. Können künftig Autofahrer auch das Kürzel VOE auf ihr Nummernschild drucken lassen? Wer das unterstützt und welche Gründe dafür sprechen.
Für Menschen, die sich den Städten Dinslaken oder Moers oder den früheren Altkreisen besonders verbunden fühlen, gibt es die Möglichkeit schon seit einigen Jahren: Ihr Zugehörigkeitsgefühl können sie mit der Buchstaben-Kombination DIN oder MO im Nummernschild des Autos demonstrieren. Geht es nach der SPD-Fraktion sollen auch die Voerderinnen und Voerder künftig die Wahl haben, sich alternativ etwa zu WES (Kreis Wesel) das Kürzel VOE aufs Kfz-Kennzeichen drucken zu lassen. Dies könne die besondere Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt fördern, argumentieren die Sozialdemokraten.
Nicht nur in Voerde gibt es dahingehende Überlegungen, auch kreisweit etwa in Xanten oder Kamp-Lintfort wird darüber nachgedacht. In der ehemaligen Bergarbeiterstadt hat sich der Rat bereits damit beschäftigt. Dort hatte ebenfalls die SPD den Stein ins Rollen und mit ihrer Mehrheit den Antrag auf Einführung eines KAL-Kfz-Kennzeichens trotz reichlich Kritik von der Opposition auf den Weg gebracht. Dass in Kommunen jetzt landauf, landab eigene Nummernschilder ein Diskussionsthema sind, liegt an einem Forschungsprojekt der Uni Heilbronn.
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Dabei geht es um eine Kennzeichen-Liberalisierung – verbunden mit dem Ziel, im Rahmen einer bundesweiten Initiative neue Kfz-Ortskennungen für 320 deutsche Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern zu ermöglichen. Dazu gehört auch die Stadt Voerde. Das Projektteam führt die infrage kommenden Kommunen in einer Liste namentlich nebst Vorschlag für die Buchstaben-Kombi auf. Für Voerde ist dies VOE, für Xanten XA und für Kamp-Lintfort KLI – die dortige SPD hat also eine andere Präferenz. Die Voerder Genossen folgen dem auf der Hand liegenden Vorschlag aus Heilbronn.
Die Erfahrungen aus der Wiedereinführung der Altkennzeichen im Jahr 2012 beweise, dass etwa zwei Drittel der Deutschen Kfz-Kennzeichen „für ihre Identifikation und Verortung als relevant einschätzen“, heißt es vonseiten des Projektteams um Uni-Professor Ralf Borchert. Es gebe nur Gewinner – vor allem müsse eine solche Änderung als ausgesprochen bürgernah eingeschätzt werden. Die Bürgerinnen und Bürger „finanzieren die Kfz-Kennzeichen und daher sollten ihre Wünsche berücksichtigt werden“. Sicherlich hätten die Kommunen größere Sorgen. „Aber hier geht es ausnahmsweise mal ums Herz, um Identifikation und Heimat, ohne dass Kosten entstehen“, argumentiert Borchert.
Positive Resonanz auf Vorschlag der SPD im Voerder Rathaus
Bevor der Vorstoß umgesetzt werden kann, bedarf es einer Änderung in der Fahrzeugzulassungs-Verordnung (FZV). Denn: „Derzeit sind als Kennzeichen im Kreis Wesel nur ,WES‘ sowie ,MO‘ und ,DIN‘ für die Altkreise vor der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 erlaubt“, erläutert Stadtpressesprecher Thorben Lucht auf NRZ-Anfrage. Eine Erweiterung der Kennzeichenkreise müsse, erklärt die Voerder SPD-Fraktion, durch eines der Bundesländer beim Bund beantragt werden. Die Bundesländer selbst müssten dann auf einen Antrag des Kreises (hier Kreis Wesel) reagieren. Die Sozialdemokraten beantragen, die Stadtverwaltung damit zu beauftragen, „geeignete Schritte zu unternehmen, mit dem Ziel, die Vergabe des Kfz-Kennzeichens ,VOE‘“ als Option für die Voerder Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen. Angestrebt werde eine entsprechende Rechtsänderung der FZV in einer gemeinsamen Initiative mit anderen Städten auf Landes- und Bundesebene.
Hintergrund
Die Zahl der Fahrzeuge, deren Halter in Dinslaken gemeldet sind, lag zum 1. Oktober 2024 nach Angaben des Kreises Wesel bei 53.604. Davon hatten 35.847 die DIN-Kennzeichenzuteilung. Der Anteil liegt demzufolge bei etwa 66,87 Prozent. 82.286 Fahrzeuge sind auf in Moers gemeldete Halter zugelassen. Das MO-Kürzel tragen davon 55.966 Kfz im Nummernschild. Dies macht einen Anteil von 66,87 Prozent aus. Fast 400.000 Kraftfahrzeuge waren zum 31. Dezember 2023 kreisweit zugelassen.
Maximal acht Zeichen können die Nummernschilder aufweisen. Dazu zähle in der Summe auch das „E“ am Ende für ein Elektrofahrzeug sowie das „H“ für historische Fahrzeuge, erläutert Eva Richard, Pressesprecherin des Kreises Wesel. Die erste Position auf den Nummernschildern kann maximal mit drei Buchstaben belegt werden, die zweite höchstens mit zwei Buchstaben und die dritte maximal mit vier Zahlen, wobei die Gesamtzeichen-Summe von acht dabei nicht überschritten werden darf.
Im Rathaus stößt das Ansinnen der SPD auf positive Resonanz: „Ich halte den Vorschlag für sehr gut geeignet, die lokale Identität für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen und damit auch das ,Wir-Gefühl‘ zu stärken. Die hohe Zahl an Fahrzeugen mit den Kennzeichen ,DIN‘ und ,MO‘ zeigt die große Akzeptanz, die eine solche Möglichkeit mit sich bringen würde“, kommentiert Bürgermeister Dirk Haarmann. Zurzeit (Stichtag: 1. Oktober 2024) sind nach Angaben des Kreises Wesel 50.298 Fahrzeuge mit einem DIN-Kennzeichen angemeldet – und 117.051 mit einem MO-Kennzeichen. Noch ist die Mehrheit der Fahrer aus dem Kreis Wesel mit WES auf dem Nummernschild unterwegs.