Voerde. Die Stadt Voerde will den Spielplatz „Königring-Nord“ aufgeben und anderweitig nutzen. Was das zentrale Thema bei der Bürgeranhörung war.
„Kleinvieh macht auch Mist“, sagt der Volksmund. Diese Weisheit lässt sich auch auf ein Vorhaben anwenden, das die Stadt mit der Aufgabe der zuletzt als Spielplatz „Königring-Nord“ genutzten öffentlichen Fläche in Voerde verfolgt. Auf dem Grundstück soll Wohnbebauung realisiert werden können. Viel Platz bietet das zwischen den Straßen „Königring“ und „Kaiserstraße“ gelegene Gelände dafür zwar nicht – dort wäre nach Angaben der Stadtverwaltung der Bau eines Einfamilienhauses oder zweier Doppelhaushälften möglich – doch sei die Nachfrage nach Wohnbauland nach wie vor riesig, konstatierte die Erste und Technische Beigeordnete der Stadt, Nicole Johann, bei der Bürgeranhörung im Rathaus.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Dinslaken, Voerde, Hünxe
Dinslaken: Wunschbaumaktion gestartet: Hier gibt es die Wunschzettel
Dinslaken: Fredsbruder verlässt Dinslaken - was sich außerdem ändert
Dinslaken: Flüchtlinge: Bezahlkarte kommt – Dinslaken und Voerde zögern
Voerde: Hundesteuer: Fristen „oft missachtet“ – Stadt will durchgreifen
Hünxe: Hünxe: Kämmerer Häsel informiert über die neue Grundsteuer
Alle Nachrichten aus Dinslaken, Voerde und Hünxe finden Sie hier.
Nach der knapp 40-minütigen Vorstellung der Pläne resümierte sie: „Sicherlich ist das ein Tropfen auf den heißen Stein“, doch biete sich in diesem Fall die Möglichkeit, nicht im Außen-, sondern innerhalb eines bestehenden Siedlungsbereichs Wohnraum zu schaffen. Dabei kristallisiert sich eine Präferenz heraus. Für ein Einfamilienhaus sei das Grundstück sehr groß, erklärte Manfred Müser, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Baurecht in Voerde, während der Anhörung im Rathaus, zu der etwa zehn Anwohner gekommen waren. Während der Veranstaltung gab es dazu auch aus deren Reihen Anmerkungen. Ein Bürger meinte, man solle das Grundstück besser für zwei oder gar mehr Familien als nur für eine zwecks Wohnbebauung zur Verfügung stellen. Für eine Reihenhausbebauung aber sieht die Stadtverwaltung an der Stelle keine Möglichkeit.
Anwohner des Grundstücks in Voerde wollen Erhalt hochstämmiger Linden
„Wir wollen keine Tabula-rasa-Planung machen“, so Müser. Die Frage sei, „was können wir planen, was passt zu der Umgebung“. Der Fachbereichsleiter sprach von einer Grünumrandung des Geländes aus Sträuchern und Bäumen „in unterschiedlicher Qualität“. Einige werden nach Angaben der Stadtverwaltung im Zuge der Flächenumwandlung in Wohnbauland weichen müssen. Es sollte später das zentrale Thema im anschließenden Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern werden. Dabei wurde deutlich, dass aufseiten der Anwohnerschaft der Erhalt der hochstämmigen Linden auf dem Grundstück ein großes Anliegen ist.
- Die NRZ Dinslaken auf Whatsapp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren
- Die NRZ Dinslaken auf Facebook: Hier kostenlos die Seite abonnieren
- Die NRZ Dinslaken auf Instagram: Hier kostenlos die Seite abonnieren
Ein Bürger schlug vor, anliegende, versiegelte Flächen – dabei ging es insbesondere um Parkraum – in dem Bereich zu nutzen, um so einen Raumgewinn zu erzielen. Dadurch wiederum, so die Idee, könnten mehr Bäume erhalten bleiben. Die Verwaltung dämpfte hier unter anderem mit Hinweis auf das damit einhergehende aufwendige Verfahren (ein Stichwort: Entwidmung der Stellplätze) die Erwartungen. Mitnehmen will sie den Hinweis dennoch. „All das, was Sie uns mit auf den Weg gegeben haben, kommt in eine Tabelle. Da geht nichts verloren“, versicherte die Beigeordnete Nicole Johann.
Nullvariante ist für die Stadt Voerde keine Option
Eine Nullvariante, sprich, die zuletzt als Spielplatz genutzte Grünfläche mit der Zweckbestimmung „Parkanlage“ zu erhalten, ist für die Verwaltung keine Option. Argument: „Es könnte kein neues Bauland geschaffen werden.“ Die Nachfrage danach ist hoch. Mehr als 400 Familien standen zuletzt auf der Warteliste, die „gerade aktualisiert“ werde, kündigte Manfred Müser an. Auf der anderen Seite würde der Spielplatz „Königring-Nord“, auf dem kein einziges Spielgerät mehr steht, nicht wieder hergestellt. Dies hat der Stadtrat vor vier Jahren mit der Verabschiedung des aktualisierten Spielflächenbedarfsplans so entschieden. Darin heißt es unter anderem, dass der Spielplatz „Königring-Nord“ aufgegeben und dort Platz für die Schaffung von Wohnraum gemacht werden soll.
Daran geknüpft ist die Bedingung, dass an „anderer Stelle“ in dem betreffenden Spielplatzbezirk entweder ein neuer Spielplatz hergerichtet wird oder die vorhandenen Spielplätze „Königring-Süd“ und „Kurfürstenring“ sowie der Bolzplatz „Fürstenring“ hochwertiger gestaltet werden. Die Finanzierung soll über den Erlös erfolgen, der über den Verkauf der städtischen Fläche Spielplatz „Königring-Nord“ erzielt wird. Der nicht hergestellte Spielplatz „Baronessenweg“ soll als Reservefläche genutzt werden.
Weitere Stellungnahmen möglich
Für die Umwandlung des Spielplatzes „Königring-Nord“ in Bauland muss der gültige Bebauungsplan Nr. 65 „Prinzenstraße, Herzogring“ geändert werden. Der Stadtrat hat den ersten Schritt auf diesem Weg Ende März 2023 mit dem Aufstellungsbeschluss gemacht. Die Anhörung, die jetzt im Rathaus stattfand, ist Teil des Verfahrens. Die Planunterlagen konnten bis 11. September eingesehen und Stellungnahmen abgegeben werden.
Vorgebrachte Anregungen und Bedenken aus der Bürgerschaft seien abzuwägen und der Abwägungsvorschlag dem Stadtrat zum Beschluss vorzulegen, erläutert die Verwaltung. Der Rat trifft den Offenlagebeschluss. Es folgt die Beteiligung der von der Planung betroffenen Behörden. Am Ende des Verfahrens steht der Satzungsbeschluss durch den Stadtrat mit Entscheidung über alle eingegangenen Anregungen. Mit dessen Veröffentlichung im Amtsblatt erzielt dieser Rechtskraft.
Die Gebäudehöhe der Wohnhäuser auf dem Spielplatz „Königring-Nord“ soll auf diejenige der Umgebung begrenzt werden. Dort soll nicht höher als zweigeschossig gebaut werden, wie Fachbereichsleiter Manfred Müser erklärte. Die Zufahrt erfolge auf jeden Fall über die Kaiserstraße. Die Alternative, die Bebauung und Erschließung der Fläche von der Straße „Königring“ aus vorzunehmen, hätte laut Verwaltung eine „schlechtere Orientierung der Freiflächen“ zur Folge. Darüber hinaus müssten dann mehr Gehölze beseitigt werden.
Manfred Müser geht davon aus, dass in der ersten Jahreshälfte 2025 Baurecht kreiert sein könnte. Danach wäre der Weg für den Grundstücksverkauf frei. Grundsätzlich sei eine Bauzeit von einem Jahr denkbar.