Voerde. Auf der Fläche an der Grünstraße ist für die neue Kita seit dem Spatenstich im April nicht einmal das Fundament gelegt. Wie es weitergeht.
Anfang April wurden auf dem Gelände der evangelischen Kirchengemeinde Götterswickerhamm an der Grünstraße symbolträchtig die Spaten in die Hand genommen. Endlich – nach langer Klärungs- und Vorbereitungsphase zum Bau der neuen Kita in der Trägerschaft der evangelischen Kinderwelt im Kirchenkreis Dinslaken sollte die Umsetzung des Vorhabens starten. Viel Euphorie wurde beim Spatenstich-Termin signalisiert. Heute, vier Monate später, ist nicht einmal das Fundament des Neubaus gelegt.
Grund für die Verzögerung der Arbeiten sind nach Angaben der Bauherren-Firma „unterschiedliche bodenmechanische Untersuchungen“, die erforderlich gewesen seien, erklärt Marcus Erbacher, Prokurist bei der Terhalle Holzbau GmbH aus Ahaus-Ottenstein, auf Anfrage der NRZ. Aufgrund von „Auffälligkeiten bei den ersten Erdarbeiten haben wir die Auffüllung auf Schadstoffe untersuchen lassen“. Das Ergebnis sei negativ gewesen. „Der Boden ist, hinsichtlich von Schadstoffen, sauber“, sagt Erbacher.
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Zurzeit laufen ihm zufolge auf dem Gelände „Erdarbeiten als Vorbereitung zur Kampfmitteluntersuchung“. Dass dort womöglich Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden, ist nicht unwahrscheinlich. „In Voerde haben in weiten Teilen Kampfhandlungen stattgefunden“, erklärt Stadtpressesprecher Thorben Lucht. Konkrete Verdachtsmomente für das Baufeld bestünden nicht. Die Gründung des Kita-Gebäudes „soll in Abhängigkeit vom Kampfmittelräumdienst erfolgen“, führt Marcus Erbacher von der Bauherren-Firma weiter aus. Das Ordnungsamt der Stadt Voerde habe laut ihrer Information „nach in Augenscheinnahme des Grundstücks“ am Dienstag dieser Woche den Antrag auf Kampfmittelräumung gestellt.
Kommunizierter Fertigstellungstermin für neue Kita in Voerde ist nicht zu halten
Durch den Verzug ist der beim Spatenstich Anfang April kommunizierte Fertigstellungstermin nicht mehr zu halten. Damals war davon die Rede gewesen, dass die Räumlichkeiten auf dem Grundstück bis Ende 2025 entstehen sollen. Auf die Frage, wann die neue Kita an der Grünstraße bezogen werden kann, antwortet Erbacher schmallippig: „Wir werden sehen.“ Dass dies erst 2026 passieren wird, liege „im Bereich des Möglichen“. Klar ist, dass das Haus „in moderner Holzrahmenbauweise“ realisiert wird. Die Firma Terhalle hat laut Erbacher in den vergangenen 20 Jahren etwa 250 bis 300 Kindergärten errichtet.
Die Bäume auf dem Grundstück sollen erhalten werden. Diese seien hervorragende Schattenspender für das Außengelände, was dem Architekten Eberl & Lohmeyer aus Wesel schon bei Planungsbeginn ein Anliegen gewesen sei, betont Timon Mecks, Geschäftsführer der evangelischen Kinderwelt. Die L-form des Baukörpers sei durch den Grundstückszuschnitt bedingt. „Es war Planungsziel, eine ebenerdige Kita zu erstellen und Zweigeschossigkeit zu vermeiden. Die Fensterfronten der Gruppenräume und die Außenfläche der Kita mit dem Spielbereich für die Kinder sollen natürlich südwestlich ausgerichtet sein. Der vorhandene Baumbestand auf dem Grundstück wird durch diese Vorgehensweise sinnvoll integriert“, erklärt Mecks.
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Rückblick: Die Überlegung, am Standort der evangelischen Kirchengemeinde an der Grünstraße eine neue Kindertagesstätte zu errichten, wurde vor fast fünf Jahren öffentlich – vorgestellt Ende September 2019 im Jugendhilfeausschuss. Baubeginn sollte im Herbst 2020 sein, so hieß es bei einer Infoveranstaltung der Stadt, der evangelischen Kirchengemeinde und der evangelischen Kinderwelt Ende Januar 2020. Dass bis zum Spatenstich vor dreieinhalb Monaten soviel Zeit ins Land gegangen ist, erklärt Stadtpressesprecher Thorben Lucht zum einen mit einer notwendigen archäologischen Untersuchung im Februar 2022.
Dazu gehörten Vermessungs- und Planerstellungsarbeiten, Fundbestimmungen sowie die entsprechende Dokumentation. Bedeutende historische Funde seien dabei nicht gemacht worden – „vor allem keine Grabstätten, was durchaus in der unmittelbaren Nähe von Kirchen vermutet wurde“, sagt Lucht. Es seien neuzeitliche Gruben und Pfostengruben und eine kreisförmig angelegte Mauer mit einem mittig liegenden Sickerschacht gefunden worden. „Ein Bereich wurde als Grillplatz genutzt. Es zeigten sich bei beiden Sondagen keine bedeutenden historischen Befunde aus vorangegangenen Zeiten und auch keine Teile der Kirche oder des Friedhofes“, so Lucht.
Bis zu 20 Plätze für U3-Kinder
Insgesamt sind in der neuen Kindertagesstätte an der Grünstraße in Voerde etwa 80 Kita-Plätze geplant. An ihrem Interimsstandort in der Nachbarschaft zum Gymnasium in Friedrichsfeld wird die Einrichtung aktuell mit vier Gruppen und 72 Kindern betrieben, erklärt Stadtpressesprecher Thorben Lucht. Bis zu 20 Plätze werden für Kinder unter drei Jahren (U3) zur Verfügung stehen (aktuell hat die Kita 16 U3-Kinder). Nach Fertigstellung der Kita Grünstraße sollen die Containermodule in Friedrichsfeld zurückgebaut werden. „Stand heute gibt es hierfür keine weitere Verwendung“, sagt Lucht.
Mit Blick auf den langen Prozess bis zum Spatenstich führt Lucht auch den mehrfachen Bauträger-Wechsel an. Anfangs sollte die Umsetzung des Vorhabens über die evangelische Kirche erfolgen. Im Laufe des Prozesses wurde die Bauträgerschaft wieder auf die Stadt Voerde übertragen. „Als sich hierbei abzeichnete, dass aufgrund von Personalengpässen im Baubereich keine zeitnahe Realisierung erfolgen kann, wurden Alternativen geprüft. Das Ergebnis ist, dass die evangelische Kinderwelt zusammen mit der Firma Terhalle das Bauprojekt im sogenannten Investorenmodell umsetzt“, erinnert Lucht.