Hünxe. Mit der Stromleitung will Amprion Energie von der Nordsee zum Niederrhein leiten – auch durch Hünxe. Darum argumentiert die Verwaltung dagegen.

Es ist ein deutliches Zeichen aus dem Rathaus der Gemeinde Hünxe, das in Richtung Amprion geht. „Die Gemeinde Hünxe lehnt (...) den vorgeschlagenen Vorzugstrassenkorridor grundsätzlich ab und spricht sich für den abgeschichteten Alternativkorridor aus“, lautet das Urteil in der Stellungnahme zum Amprion-Projekt Windader West, die Gisela Lehmkuhl, die Leiterin des Fachbereichs Bauen und Planen für die Gemeinde formuliert hat.

Die Stromtrasse mit dem Namen Windader West soll Strom von Windparks in der Nordsee an den Niederrhein befördern. Die von Amprion bevorzugte Trasse soll dabei sowohl durch Hünxe, als auch durch Voerde führen und zwischen den Ortsteilen Spellen und Mehrum in Voerde den Rhein queren.

Darum votiert die Gemeinde gegen den Trassenverlauf

Die Gründe, warum sich die Verwaltung der Gemeinde Hünxe gegen eine weitere Stromtrasse ausspricht, sind dabei recht deutlich. Neben bestehenden Hochspannungsleitungen, Ferngas- und Ölleitungstrasse sei erst vor kurzem die Zeelink-Gaspipeline auf dem Gebiet der Gemeinde umgesetzt worden. Zudem sei eine weitere Wasserstoffleitung (Dorsten-Hamborn) mit einer weiteren Leitungstrasse in Planung. „Die Verlegung der neuen Offshore Netzanbindung wird zu einer erheblichen Mehrbelastung durch eine weitere Flächeninanspruchnahme auf dem Gemeindegebiet, zusätzlich zu den noch ausstehenden flächenintensiven Windenergievorrangflächen, führen“, heißt es in der Stellungnahme zum Projekt.

Bisher hätten, so heißt es weiter, „vor allem die ländlichen Kommunen die Folgen der Energiewende durch Bereitstellung von landwirtschaftlicher Nutzfläche und wertvollen Gebieten für den Natur- und Landschaftsschutz zu tragen. Da dies offensichtlich unumgänglich ist, sollte zumindest die Verteilung der Trassen derart erfolgen, dass eine gleichmäßige Verteilung stattfindet und nicht nur das Gebiet einer Kommune übermäßig belastet wird.“

Anmerkungen zum Trassenverlauf durch Hünxe

Gleichwohl gibt es in der Stellungnahme aus dem Rathaus auch einige Anregungen zum angedachten Vorzugstrassenkorridor, sollte dieser – entgegen der Wünsche aus dem Rathaus – doch umgesetzt werden. Zum einen fordert die Gemeinde eine Trassenbündelung mit der Zeelink-Gasleitung, wobei die Mindestabstände auf jeden Fall gewahrt werden sollten. Zudem fordert die Gemeinde, dass die geplante Trasse „nicht durch bzw. nur in ausreichendem Abstand zu Siedlungsbereichen geführt wird, um die menschliche Gesundheit nicht zu gefährden“.

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Desweitern weist die Stellungnahme darauf hin, dass die Leitung nach bisherigem Plan zwei Trinkwasserschutzgebiete auf dem Gemeindegebiet durchqueren würde (Bucholtwelmen-Glückauf und Vinkel-Schwarzenstein). „Die Gemeinde Hünxe weist darauf hin, dass die Eingriffe in den Boden zu Nitratschüben in das Grundwasser führen können“, heißt es in der Stellungnahme. Es müsse sichergestellt werden, dass durch das Verlegen der Leitung keine Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität entsteht.

Straßenschäden und Naturschutz bedenken

„Schäden an der Fahrbahn und deren Befestigung sind zu befürchten“, lautet der Kernsatz in den Ausführungen zu Auswirkungen auf Straße, Wege und Kanäle im Gemeindegebiet. Die Gemeinde fordert, dass die Schäden durch die Bauarbeiten beseitigt werden müssen und dass vorab eine Beweissicherung über den Zustand der Straße angefertigt wird. Mehr als drei Dutzend betroffene Straßen und Wege werden in der Stellungnahme aufgelistet. Zudem soll die Art der Querung dieser Wege in Absprache mit der Gemeinde stattfinden.

So geht es weiter im Verfahren

Der Rat der Gemeinde Hünxe hat sich auf seiner Sitzung am 3. Juli einstimmig der Stellungnahme aus der Gemeindeverwaltung zur Windader West angeschlossen.

Bis zum 11. Juli können Einwendungen und Stellungnahmen zu der bisherigen Planung bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht werden. Diese sollten elektronisch an die E-Mail-Adresse Dez32.Regionalplanung@brd.nrw.de übermittelt werden. Mit den Beteiligten ist dann ein Erörterungstermin für den 13. September vorgesehen. Im November soll dann die maßgebliche Trassenführung für das Projekt festgelegt werden.

Die Fertigstellung der neuen Stromtrasse durch den Niederrhein ist für das Jahr 2032 vorgesehen. Das Korridornetz mit dem Namen „Rheinquerung Wallach“, bei dem die Trasse durch Hünxe führen würde, ist dabei ein 117 Kilometer langes Teilstück. Die Alternative mit einer Rheinquerung bei Rees wäre etwa 170 Kilometer lang.

Zudem weist die Gemeinde auf mehr als ein Dutzend Denkmäler und Bodendenkmäler und ein halbes Dutzend Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete hin, die durch den Leitungsbau betroffen wären. „Unter Betrachtung des gesamten Schutzgutes Natur und der zahlreichen vorgenannten Betroffenheiten hat die Gemeinde Hünxe erhebliche Bedenken gegen den geplanten Trassenkorridor“, heißt es am Ende der Stellungnahme. Insbesondere, da durch die Trasse mit den Lippeauen besondere Landschaftsbestandteile „zumindest gestört, geschädigt oder eventuell sogar zerstört werden können“, heißt es da.

Gute Gründe für einen alternativen Trassenverlauf. Nun gilt es abzuwarten, wie die Stellungnahme aus Hünxe sich auf das weitere Verfahren auswirken wird.