Dinslaken/Voerde. Wer einen negativen Corona-Test macht, kann shoppen oder ins Museum. Die Nachfrage bei Apotheken in Dinslaken und Voerde ist vor Ostern massiv.

Im Kreis Wesel gilt seit dem 29. März die „Test-Option“. Und dass, obwohl der Inzidenzwert immer weiter steigt. Zwar liegt der Inzidenzwert im Landkreis Wesel nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei 119,1 pro 100.000 Einwohner, dennoch greift die auf der vorletzten Ministerpräsidentenkonferenz vom 3. März vereinbarte Notbremse nicht.

Der Besuch von Geschäften, Museen und Bibliotheken ist damit weiterhin möglich. Voraussetzung: Ein negativer Corona-Test. Droht testenden Apotheken in Dinslaken und Voerde daher ein Ansturm?

Apotheker erweitert Testkapazitäten

„Ich könnte noch fünf weitere Testzentren eröffnen“, sagt Marc Kriesten. Der Pharmazeut betriebt in Dinslaken zwei Apotheken (Kronen- und Glückauf-Apotheke), in denen er seit dem 8. März Corona-Schnelltests durchführen darf. Angesichts des anstehenden Osterfest, kann sich Kriesten über zu wenig Arbeit nicht beschweren.

Ganz im Gegenteil: „Wir sind bis nach Ostern ausgebucht. Sogar an Ostermontag werden wir testen, weil sich so viele testen lassen wollen“, verrät Kriesten. Um allen testwilligen Personen dennoch helfen zu können, will der Apotheker nun seine Testkapazitäten erweitern: „Für die Testzentren haben wir zwar neues Personal bekommen, aber dass muss während des Testbetriebs erstmal eingearbeitet werden.“

Aktuell führen Marc Kriesten und sein Team im Hinterhof der Glückauf-Apotheke und in der alten Arztpraxis über der Kronen-Apotheke die Schnelltests durch. Aktuell befindet sich Kriesten in Verhandlungen mit Kirchengemeinden, um größere Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt zu bekommen. „Dann könnten wir sogar mehr als 400 Personen pro Tag testen.“

Testzentren stellen Zertifikat aus

Zwar seien die von Marc Kriesten betriebenen Testzentren schon vorher ausgebucht gewesen, wegen der vom Land und vom Kreis verfolgten Teststrategie nehmen die Tests vor Ostern aber noch einmal zu, glaubt der Apotheker. „Wer Shoppen oder ins Museum gehen will, braucht einen negativen Corona-Test. Solange das geht, wollen die Leute das auch nutzen. Damit die Person das auch nachhalten kann, stellen wir ein Testzertifikat aus. Dass hat den ähnlichen Zweck, wie das Tagesticket, dass man in Tübingen erhält, wenn man negativ ist. Das zählt dann für 24 Stunden“, erklärt Kriesten.

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Die Marien-Apotheke in Voerde geht ähnlich vor. Auch dort werden Zertifikate nach dem Tübinger Modell an negativ-getestete Personen ausgestellt, damit sie ins Museum oder per Click and Meet in Geschäfte dürfen. Deswegen sei die Teststation durchgehend besucht, berichtet Leiter Dr. Boris Petri. „Jede getestete Person bekommt ein Zertifikat. Negativ-getestete können das als Ticket für Zugangsmöglichkeiten verwenden.“ Aber auch Positiv-Getestete bekommen ein Zertifikat und dazu noch weitere Instruktionen, fügt Petri an.

Insgesamt gebe es an der Voerder Bahnhofstraße ein erhebliches Interesse an den Schnelltests, verrät Petri. Dies liege neben der Test-Option an Ostern, glaubt der Apotheker. „Viele wollen Gewissheit für das Osterfest haben.“ Sollten die Regeln bis Gründonnerstag Bestand haben, werden die Testzahlen bis dahin „auch nochmal ansteigen.“ Platz dafür gebe es in der Marien-Apotheke, sagt der Pharmazeut „Wir sind gut vorbereitet und könnten täglich bis zu 600 Personen testen.“

„Test-Option“ - Viele Kunden wissen nicht Bescheid

Dass ein negativer Corona-Schnelltest nötig ist, um überhaupt von der derzeitigen Test-Option zu profitieren, wissen viele Personen nicht. „Bei einigen unserer Kunden hat sich das noch nicht herumgesprochen“, sagt Jutta Sievert von Modehaus Cruse auf der Dinslakener Neustraße.

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Für viele Kunden sei der Nachweis eines negativen Tests eher abschreckend, insbesondere für die Laufkundschaft. Einige Kunden, die in die Läden rein wollten, wollen sich für das Click and Meet überhaupt nicht testen lassen, berichtet die Verkäuferin. „Viele Kunden haben bereits abgewunken und gesagt, dass sie sich, nur um mal reinzuschauen, nicht extra testen lassen.“

Neben Terminvergabe und Kontaktformulare, die die Kunden ausfüllen müssen, um in den Laden zu kommen müssen die Angestellten zusätzlich am Empfang das Testzertifikat der Kunden prüfen, verrät Sievert. Dennoch glaubt die Einzelhändlerin, dass ein harter Lockdown kurz bevor steht: „Ich gehe davon aus, dass bald für 14 bis 21 Tage alles geschlossen sein wird. Wenn die Zahlen dadurch runtergehen und man dann mit der geltenden Teststrategie wieder öffnen kann, wäre es schon sinnig, alles für zwei Wochen zu schließen.“

Händler für harten Lockdown und anschließendem Neustart

Im Spielwarenladen „Haus des Kindes Bartz“ schräg gegenüber werden die Öffnungszeiten gekürzt. Grund dafür: Wenige Stunden nach Inkrafttreten der neuen Corona-Regeln sei an den beiden anderen Standorten in Ratingen und Oberhausen nicht ein Kunde zum Terminshopping mit nachgewiesenem Negativ-Test in die Spielwarengeschäfte gekommen, berichtet Geschäftsführer Sven Bartz: „Wir hätten ansonsten zu hohe Personalkosten. Für uns lohnt sich eine lange Öffnung unter diesen Umständen einfach nicht. Deswegen werden wir auch wieder vermehrt auf Click and Collect setzen.“

Weil in den großen Warenhäuser auch Spielzeuge gekauft werden können, sieht Bartz seine Läden im Nachteil. „Es ist unwahrscheinlich, dass sich Leute testen lassen, nur um bei uns shoppen zu gehen, wenn sie das auch in großen Kaufhäusern können. Das Terminshopping lief einigermaßen, aber die Regelungen mit den negativen Tests, wirft uns ordentlich nach hinten“, kritisiert Sven Bartz.

Angesichts der steigenden Inzidenzzahlen in Deutschland, sei ein harter Lockdown, wie von Experten gefordert, auch für Bartz sinnvoll. „Wenn alle Geschäfte schließen, das öffentliche Leben für die nächsten zwei Wochen runtergefahren wird und wir alle dann mit niedrigen Inzidenzzahlen und den Regelungen neustarten könnten, die bis zum 28. März galten, wäre allen geholfen.“ Denn durch das aktuelle Hin und Her lasse sich kein Geld verdienen, behauptet Sven Bartz.