Dinslaken. Durch die Vorlage eines negativen Corona-Tests dürfen Menschen auch in Städten mit hohen Inzidenzen shoppen. Idee stößt bei vielen auf Kritik.

Es ist kurz vor neun am Montagmorgen: Mehr als ein Dutzend Menschen stehen entlang der Bärenkampallee in Dinslaken hintereinander, halten Abstand. Alle tragen einen Mund-Nasenschutz, warten darauf, getestet zu werden, hier in einem der größten Schnelltestzentren im Kreis Wesel.

Seit Montag gilt die „Test-Option“ in vielen Städten in NRW, so beispielsweise in den Kreisen Wesel und Kleve, in den Städten Essen, Duisburg und Oberhausen. Ein tagesaktueller, negativer Schnelltest aus einem Testzentrum berechtigt die Menschen in diesen Städten und Kreisen, auch bei hohen Inzidenzwerten, zum Einkaufen mit Termin.

Bürger aus Dinslaken wollen sicher gehen

„Das kommt für mich aber nicht in Frage“, sagt Bianka Stichert. Sie sei zum Testzentrum gekommen, weil sie in der ambulanten Pflege arbeitet und verpflichtet sei, sich testen zu lassen. In Shopping-Laune ist Sozialpädagogin Jana Gerkemeier ebenfalls nicht. Sie will mit dem Schnelltest „einfach auf Nummer sicher gehen“. Gleiches gilt auch für Mia Heimann. „Ich möchte meine Omi endlich mal wieder umarmen, deswegen bin ich heute hier“, erklärt sie.

Warten auf den Schnelltest: Menschen steteh an der Corona-Schnellteststation in Dinslaken. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt die Station an der Trabrennbahn.
Warten auf den Schnelltest: Menschen steteh an der Corona-Schnellteststation in Dinslaken. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt die Station an der Trabrennbahn. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Stichert, Gerkemeier und auch Heimann haben ihren Testtermin über ein Buchungssystem im Internet ausgemacht. Viele wissen jedoch gar nicht, dass ein Termin notwendig ist, kommen an diesem Morgen spontan zur Teststation und werden enttäuscht wieder nach Hause geschickt: Bis zum späten Nachmittag sind alle Termine vergeben.

Termine für Testungen haben sich in Oberhausen verdoppelt

Dies gilt jedoch nicht nur für die Teststation in Dinslaken. „Der Ansturm ist da. Im Vergleich zu bisherigen Zahlen haben sich die Termine für die kommenden Tage verdoppelt“, berichtet Martin Görtzke, Leiter des DRK-Testzentrums in Oberhausen. Das Maximum von 1.500 möglichen Terminen sei bisher noch nicht erschöpft.

Es sei jedoch zwingend notwendig, dass Testwillige sich vorher über die zuständige Internetseite des jeweiligen DRK Kreisverband anmelden. Auch die Auslastung im DRK-Schnelltestzentrum Kleve-Geldern ist „sehr gut“, weiß Maria Anna Kaußen, Vorstandsvorsitzende des Kreisverbandes. „Wir testen an fünf Tagen in der Woche je vier Stunden und verzeichnen zurzeit circa 60 Testungen am Tag.“

Buchungssystem funktioniert gut

Im Dinslakener Testzentrum an der Trabrennbahn werden mehr als doppelt so viele Testungen durchgeführt, jedoch ist hier auch das Zeitfenster pro Tag größer. Innerhalb von 15 Minuten werden sieben Termine, in der Zeit von neun bis zwölf und von 17 bis 19 Uhr vergeben. „Wir haben bisher wirklich gute Erfahrungen mit dem Buchungssystem gemacht“, berichtet Daniel Leyting, Leiter der Corona-Teststation, von den Erfahrungen der vergangenen Tage.

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Innerhalb von nur 20 Minuten bekämen die Getesteten das Ergebnis per Mail zugesendet. Sollte jemand bereits mit einem positiven Ergebnis eines Selbsttests zum Zentrum kommen, habe das DRK auch die Möglichkeit einen PCR-Test vorzunehmen, „um das Ergebnis zu entkräften oder eben bestätigen zu lassen“, so Leyting.

Teststelle ist auf Andrang an Ostern vorbereitet

Einen großen Andrang erwartet die Kreisgeschäftsstelle in Dinslaken, wegen der nun geltenden „Test-Option“, nicht. „Ostern könnte es schon nochmal mehr werden. Darauf sind wir aber bereits eingestellt“, sagt Leyting.

Das Testmaterial sei da, Karfreitag und Ostermontag werde außerdem getestet, um einen möglichen großen Andrang zu entzerren.

Innenstadt in Dinslaken bleibt leer

Nur wenige Passanten sind in der Dinslakener Innenstadt unterwegs.
Nur wenige Passanten sind in der Dinslakener Innenstadt unterwegs. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Die Menschen sind jedoch, was das Einkaufen mit Schnelltest angeht, zurückhaltend. Dieser Eindruck am Testzentrum bestätigt nämlich auch die leere Dinslakener Innenstadt. „Wir rechnen nicht damit, dass durch die neuen Regeln mehr Menschen kommen“, sind Angela Stein und Vera Lingenauber von Ernsting’s Family sicher. Dies bestätigt auch Svenja Flex, Mitarbeiterin bei Thalia. „Es ist schwierig heute schon eine Prognose abzugeben aber ich denke, dass es erstmal so ruhig bleibt.“ Sie schätzt, dass der Aufwand für die Kunden zu groß sei, lediglich mit einem aktuellen, negativen Corona-Schnelltest einkaufen zu können.

Flex scheint mit ihrer Einschätzung richtig zu liegen. „Das ist doch bekloppt. Ich brauche jetzt jeden Tag einen tagesaktuellen Test, um einkaufen zu dürfen? Ohne mich“, lautet die klare Meinung von Hans-Werner Janetzki. Genauso wie er reagieren am Montagvormittag viele in der Dinslakener Innenstadt. „Das kann doch nicht sein“ oder „die Politik spinnt doch mittlerweile“, lauten die genervten Kommentare einiger Passanten.