Dinslaken. Schulpflegschaftvorstand der Ernst-Barlach-Schule geht mit seinen Sorgen um Zukunft der Schule an die Öffentlichkeit. Es geht um drei Dinge.
Die Diskussion um die Situation der Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS) in Dinslaken geht in die zweite Runde: Nachdem EBGS-Leiter Hans-Ulrich Wangerin sich bereits im Februar mit seinen Sorgen an die Öffentlichkeit gewendet hat, melden sich mit Richard Pennings und Judith Schulokat nun auch zwei Vertreter des Schulpflegschaftsvorstandes zu Wort.
„Wir haben große Sorge, dass hier was aus dem Ruder läuft“, sagt der Schulpflegschaftsvorsitzende Pennings. Da die Situation der EBGS in der kommenden Woche gleich in mehreren Punkten, darunter sind auch die Anträge diverser Parteien, im Schulausschuss debattiert wird, habe man sich mit der Problematik nun an die Öffentlichkeit wenden wollen.
Das Hauptanliegen bei dem Pressegespräch, an dem auch EBGS-Leiter Wangerin und weitere Schulvertreter teilnahmen, erklärt Pennings so: „Wir als Eltern fühlen uns von der Stadt nicht ernst genommen und können nicht erkennen, ob sich die Politik insgesamt bewusst ist, wie mit der größten Schule Dinslakens umgegangen wird.“ Judith Schulokat ergänzt: „Und wir wollen klar machen: Wir sind auch dabei, haben auch eine Stimme und unterstützen die Forderungen der Schule.“
Die Problematik ist komplex. Im Wesentlichen geht es um drei Punkte: den Standort Goetheschule, die seit 2017 geschlossene Sporthalle an der Schillerstraße und die mangelnde digitale Ausstattung.
Streitpunkt 1: Die Goetheschule
„Die Verwaltung ist grundsätzlich der Auffassung, dass eine Konzentrierung der EBGS am Hauptstandort an der Scharnhorststraße unter Ausnutzung der baurechtlichen Möglichkeiten auf dem Gelände möglich ist.“ Dieser Satz, enthalten in der Anfang Februar veröffentlichten Beschlussvorlage zur dritten Tranche der Schulsanierungen, brachte die EBGS auf die Barrikaden. Die Gesamtschule hat in dem Schulgebäude an der Goethestraße bekanntlich eine Dependance: Hier werden die Schüler der Klassen 5 und 6 unterrichtet. Sie sollen so von einem „sanften Übergang“ aus der Grundschule in die weiterführende Schule profitieren.
Die EBGS legt nicht nur Wert auf den Erhalt des Standortes, sondern fordert auch dessen Ausbau. So braucht es hier laut der Schule unter anderem eine zweite Lehrküche (die andere gibt es bereits am Standort Scharnhorststraße), um den Unterricht im Fach Arbeitslehre/Hauswirtschaft aufrecht erhalten zu können (die NRZ berichtete). Diese Forderung unterstützen die Fraktionen der SPD, UBV, CDU und Grünen. Alle haben entsprechende Anträge gestellt, CDU und Grüne gemeinsam. Sie werden erstmals in der Schulausschusssitzung kommende Woche beraten.
Auch die Verwaltung schlägt vor, die zweite Lehrküche zu errichten. Sie sieht sie als Mehrzweckraum im Erdgeschoss hinter dem Lehrerzimmer umsetzbar, schätzt die Kosten für die baulichen Maßnahmen sowie die Ausstattung der Lehrküche auf rund 180.000 Euro. Die EBGS-Schulgemeinde hingegen ist mit dem Vorschlag nicht zufrieden, weil die räumliche Situation am Standort, so Wangerin, „eigentlich keinen Spielraum dafür lässt, einen anderen Raum für die Errichtung einer Lehrküche aufzugeben“. Es habe, so betonen die EBGS-Schulpflegschaftsvorsitzenden Pennings und Schulokat, einen aus ihrer Sicht besseren Alt-Entwurf aus 2015 gegeben. Dieser jedoch sei nicht geprüft worden.
Die Frage zur Zukunft des Standorts Goethestraße, für deren Erhalt sich die Fraktionen der UBV, CDU und Grüne in ihren Anträgen aussprechen, lässt die Verwaltung hingegen offen: „Wie zuvor erwähnt, ist derzeit weder eine abschließende Aussage über den Erhalt noch über eine Sanierung der Dependance an der Goethestraße möglich“, heißt es in den entsprechenden Stellungnahmen.
Streitpunkt 2: Die Sporthalle
Die Sporthalle an der Schillerstraße darf seit Wasserschäden in 2017 nicht mehr genutzt werden. Das bedeutet für die EBGS-Schüler, dass sie für den Sportunterricht ausweichen müssen auf derzeit sechs verschiedene Sportstätten, die teilweise fußläufig, teilweise nur mit dem Bustransfer zu erreichen sind.
Laut Stadt wäre für eine Nutzung eine Kernsanierung der gesamten EBGS-Sporthalle „zwingend erforderlich“. Doch sie spricht von einem „wirtschaftlichen Totalschaden“, erklärt, dass die erforderlichen Sanierungskosten den Restwert des Gebäudes übersteigen würden. Eine Sanierung lohne sich also wirtschaftlich nicht.
Mit Blick auf einen notwendigen Neubau, erklärt Stadtsprecher Marcel Sturm, habe die Verwaltung überlegt, „einen Standort an anderer Stelle zu suchen, um für die künftige Entwicklung des Schulstandortes der Ernst-Barlach-Gesamtschule ausreichende Flächen vorzuhalten“. Fündig wurde sie bekanntlich auf dem Gelände der Hagenschule: Hier wird nach Ratsbeschluss im Oktober 2018 eine Dreifachturnhalle gebaut, in der künftig auch die EBGS-Schüler Sportunterricht haben sollen.
Auch darüber ärgern sich die EBGS-Vertreter. „Die gesamte Sporthallenfrage wird einfach weggeschoben“, sagt Schulpflegschaftsvorstand Richard Pennings. „Was ist denn mit einem Abriss und Neubau, warum ist der nicht möglich? Gibt es denn keine Versicherung, die für die Schäden einspringt? Man kann doch hier nicht nur wirtschaftlich denken: Pädagogik und Bildung kosten nun mal Geld.“
Mittlerweile hat sich auch die Bezirksregierung Düsseldorf in die Hallenproblematik eingeschaltet.
Streitpunkt 3: Die Digitalisierung
Dass die Digitalisierung an Schulen hinterherhinkt, ist nicht erst seit der Coronakrise und dem somit erforderlichen „Homeschooling“ bekannt (die NRZ berichtet regelmäßig). „Dieses Thema scheint eine Endlosschleife zu sein“, kritisiert Pennings. „Das Geld aus dem Digitalpakt ist doch da, der Abruf der Mittel allerdings immer noch nicht möglich – was ist denn da bei der Verwaltung los?“, fragt er sich.
In der kommenden Woche, am Mittwoch, 3. Juni, tagt der Schulausschuss: ab 17 Uhr, im Tribünenhaus der Trabrennbahn, Bärenkampallee 24. Dann geht die Diskussion wohl in die dritte Runde.