Düsseldorf. Ein 33-jähriger salafistischer Prediger wurde in Düsseldorf wegen mutmaßlichen Betrugs verhaftet. Er soll Spenden veruntreut haben. Die Details.

Drei durchsuchte Immobilien, drei Beschuldigte und ein festgenommener salafistischer Prediger – das ist die Bilanz der Düsseldorfer Polizei am Donnerstagmorgen, 10. Oktober. Am Tag zuvor war der 33-jährige Deutsche, der auf den sozialen Medien unter dem Namen „Abdulhamid“ auftritt, festgenommen worden. Er sowie seine ebenfalls 33-jährige Lebensgefährtin und seine 27-jährige Schwester stehen unter Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Zuvor waren mehrere Durchsuchungsbefehle und ein Haftbefehl gegen ihn erlassen worden. 

+++ Folgen Sie der NRZ Düsseldorf jetzt auch bei Instagram! +++

TikTok-Prediger „Abdulhamid“: Mutmaßlicher Spendenbetrug aufgeflogen

Dehran A., wie „Abdulhamid“ mit bürgerlichem Namen heißt, hätte über seine zahlreichen Social-Media-Kanäle vorgegeben, Spenden für bedürftige Kinder und Familien zu sammeln, erklärte Annette Henning, die Leiterin der Direktion Kriminalität bei der Düsseldorfer Polizei, am Donnerstagmorgen. Mit regelmäßig erscheinenden Videobotschaften hätte er um diese Spenden gebeten. Allein auf der Plattform TikTok verfügt er über 460.000 Follower und mehr als zehn Millionen Likes. Diese Spenden wanderten aber, so die Polizei Düsseldorf, mutmaßlich in die Tasche des Predigers und seiner Komplizen.

Man gehe von einem Schaden in Höhe von mehr als 350.000 Euro aus, berichtete Laura Neumann von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Das Geld sei in den luxuriösen Lebensstil des Trios geflossen. Bei der Durchsuchung wurden neben Bargeld auch Luxus-Uhren, Handtaschen und ein teurer Mercedes sichergestellt. Ebenso wurden sieben Konten gepfändet und Speichermedien wie Handys beschlagnahmt – von diesen erhoffen sich die Beamten weitere Erkenntnisse.

Islamisten-Prediger soll auf Tiktok große Follower-Gemeinde haben

Laut Staatsanwaltschaft könnte ein mögliches Strafmaß zwischen einem Jahr und zehn Jahre liegen. „Die Ermittlungen laufen aber noch“, betonte Neumann. Aktuell ginge es konkret um 19 Taten, die dem Beschuldigten zur Last gelegt werden. „Diese Zahl kann sich aber noch ändern.“ Der Zugriff am Mittwoch erfolgte wohl auch deshalb, weil der Polizei Hinweise darauf vorlagen, nach denen sich der Beschuldigte ins Ausland – möglicherweise Dubai – absetzen könnte. Vorher griffen nun die Düsseldorfer Bereitschaftspolizei und Beamte des Staatsschutzes ein. Der Festgenommene schweigt zu den Vorwürfen, seine Lebensgefährtin sowie seine Schwester sind aktuell auf freiem Fuß.

Lesen Sie auch: Zehn Islamisten, die für Deutschland brandgefährlich sind

Ins Visier der Ermittler geriet der Prediger, der bereits vorher durch Vermögensdelikte einschlägig aufgefallen war, bereits Ende 2021. Anlass für eine genaue Überprüfung waren mehrere Spendenaufrufe, bei denen keine klare Organisation im Hintergrund erkennbar war, sowie weitere Details möglichst vage blieben. Aktuell suchen die Ermittlungsbehörden noch nach weiteren Zeugen sowie nach Geschädigten. Diese können sich über Hinweise-EK-Spende.Düsseldorf@polizei-nrw.de an die zuständige Stelle wenden.

Extremistischer Salafismus: Was predigt der festgenommene „Abdulhamid“

Auch interessant

Laut des „Lagebild Islamismus“, welches das NRW-Innenministeriums 2024 veröffentlichte, propagiert Dehran A. extremistisch-salafistische Inhalte und hebe sich von anderen Predigern ab, indem er sich als jemand „von der Straße“ darstelle, der auf die schiefe Bahn geraten war, nun aber im radikalen Islam Halt gefunden habe. „Dabei nutzt er schlichte und einfache Sprache“, erklärte die Düsseldorfer Polizeipräsidentin Miriam Brauns während der Pressekonferenz am Donnerstag. Dies mache seine Ansprache attraktiv, gerade für junge Menschen. Annette Henning präzisierte: „Seine Inhalte können der mögliche Einstieg für eine individuelle Radikalisierungsspirale darstellen.“

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf