An Rhein und Ruhr. Absatz von Bio-Lebensmitteln wächst in NRW stärker als die ökologisch bewirtschaftete Fläche. Wie realistisch ist das 20%-Ziel der NRW-Regierung?
Lebensmittel aus ökologischer Produktion werden für viele Verbraucher immer wichtiger. Bis zum Jahr 2030 sollen 20% der landwirtschaftlichen Flächen in Nordrhein-Westfalen ökologisch bewirtschaftet werden. Das ist das Ziel der Landesregierung, die dazu u. a. Öko-Modellregionen auf den Weg bringt, etwa am Niederrhein. An diesem Dienstag (13. Juli 2021) veröffentlichte Zahlen des Statistischen Landesamtes machen deutlich, dass das Ziel noch in ziemlicher Ferne liegt.
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Demnach wirtschafteten mit Stichtag 20. März 2020 insgesamt 5,8% aller Höfe nach den Vorgaben des Ökolandbaus, konkret 1955 Betriebe. Sie arbeiteten auf 83.971 Hektar - das waren 5,7% der gesamten Landwirtschaftlich genutzten Fläche in NRW. Gegenüber der Landwirtschaftszählung von 2010 hat es deutliche Zuwächse gegeben. Damals hatte der Anteil der Öko-Höfe bei 3,8% und der der Fläche bei 3,6% gelegen. Viele der Betriebe erzeugen Bio-Milch, halten Bio-Hühner, bauen Bio-Obst oder-Gemüse an.
Öko-Angebote in den Kantinen voranbringen
Trotzdem: „Mit den derzeitigen Mitteln wird das 20-Prozent-Ziel der Landesregierung wohl nicht zu erreichen sein“, fürchtet Jan Leifert, Vorsitzender der Landesvereinigung Ökologischer Landbau. Im Gespräch mit der Redaktion begrüßte er gleichwohl ausdrücklich, dass sie sich dieses Ziel gesetzt habe: „Das zeigt ja, dass die Landesregierung hier einen Schwerpunkt setzen will.“
Leifert regt an, bei den Prämien für die Umstellung auf Ökolandbau in einigen Bereichen nachzujustieren. Gute Beratung für Landwirte, die umstellen, müsse gesichert sein. Bio-Angebote in Kantinen müssten vorangetrieben werden: „Es kann doch nicht sein, dass es immer noch öffentliche Kantinen gibt, die nicht mal ein Öko-Essen anbieten.“
Bio-Verbraucher schätzt Produkte mit kurzen Wegen
Der Vorsitzende der Landesvereinigung verweist darauf, dass die vom Landesamt für Statistischen Landesamt ausgewiesenen Zuwächse bei Fläche und Betrieben nicht mit dem Absatzplus bei Bio-Produkten insgesamt mithalten: „Der Absatz ist in NRW in den letzten Jahren immer zweistellig gewachsen, also um 10% und mehr.“
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Soll heißen: Viele Bio-Produkte kommen von außerhalb, für den Ökolandbau in NRW gibt es reichlich Potenzial. Immerhin schätzt der Bio-Verbraucher kurzer Wege, Produkte aus Region. „Um möglichst viel Wertschöpfung in der Region zu halten, sind handwerklicher Verarbeitungsstrukturen nötig“, sagte Leifert
Handwerkliche Verarbeitung in den Regionen erhalten
Er fordert eine Initiative, um diese Strukturen zu erhalten oder - wo nötig - wieder aufzubauen. „Es gíbt ganze Landkreise ohne eigene Schlachtstätte“, sagte Leifert. Auch Molkereien oder Mühlen sind oft weit weg, Metzgereien mitunter rar und Käsereien ausgelastet. Den Ökolandbau sieht Leifert in NRW insgesamt auf gutem Weg - wenngleich die Entwicklung in einigen Bereichen unterschiedlich verläuft.
Beispiel Tierhaltung: Den Statistikern zufolge wurden zuletzt fast 850.000 Hühner ökologisch gehalten, der landesweite Anteil lag bei 6,9%. Bei Schafen lag der Anteil mit mehr als 24.200 Tieren sogar bei 14,7%. Bei Bio-Schweinen indes ist er verschwindend gering: 0,4%., mehr als 29.750 Tiere. Bei Rindern liegt er bei 4,5% (mehr als 58.100 Tiere),