An Rhein und Ruhr. „Chancen in NRW nutzen“: LEE-Géschäftsführer Mildenberger und der CDU-Landtagsabgeordnete Untrieser werben für Agri-Photovoltaik.

Zwei Landwirte in Ostwestfalen sind Vorreiter: Fabian Karthaus und Josef Kneer haben im vergangenen Jahr in Büren im Paderborner Land einen halben Hektar Ackerfläche mit lichtdurchlässigen Photovoltaik-Modulen überdacht - und darunter eine Obstplantage angelegt. Die Module können Strom für 150 Einfamilienhäuser produzieren und schützen zugleich die darunter liegenden Trauben, Apfelbäume sowie Heidelbeeren, Himbeeren und Erdbeeren vor extremen Wettereinflüssen.

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Die Energieagentur hat das Vorhaben (Investitionskosten: 580.000 Euro) kürzlich zum Projekt des Monats gekürt. Es gilt als beispielhaft für die sogenannte Agri-Photovoltaik (Agri-PV), bei der eine Fläche parallel für Landwirtschaft und Energiegewinnung genutzt wird. Bislang gibt es erst sehr wenige solcher Projekte. Agri-PV ist noch ein ziemlich zartes Pflänzchen.

Druck auf die Flächen ist in NRW immens

Christian Mildenberger, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien Nordrhein-Westfalen (LEE), und der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Untrieser (Kreis Mettmann) werben dafür, dass sich das ändert. „Agri-PV kann einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, da landwirtschaftliche Flächen auf innovative Weise doppelt genutzt werden“, heißt es in einem gemeinsamen Papier.

Laut Mildenberger ist die Fertigung so günstig geworden, dass Zusatzkosten für eine Aufständerung bei Photovoltaik-Projekten darstellbar geworden sind. Das eröffnet Chancen - gerade im dichtbesiedelten NRW, wo der Druck auf die Fläche immens ist. Äcker und Weiden müssen weichen für Straßen, Wohn- und Gewerbegebiete, beziehungsweise für Ausgleichsflächen für die Natur.

Nicht zu Lasten der Lebensmittelproduktion

Entsprechend gering ist die Neigung von Landwirten, knapper werdenden Boden auch noch weitläufig für Freiflächen-Photovoltaik zur Verfügung zu stellen. Im Konzept Agri-PV jedoch schließt die eine Nutzung die andere nicht aus, im Gegenteil. „Energiegewinnung geht hier nicht zu Lasten der Lebensmittelproduktion“, betonte CDU-Politiker Untrieser.

Neben in Zeiten des Klimawandels wichtigen ökologischen Vorteilen (etwa geringere Austrocknung der Böden) ergeben sich handfeste Pluspunkte für den Anbau, etwa durch die reduzierte Wasserverdunstung im Boden. Forschungen zufolge sind insbesondere Sonderkulturen aus dem Wein-, Obst- und Gemüseanbau sehr gut geeignet für Agri-PV.

Abbau regulatorischer Hürden

Untrieser ist im Landtag Mitglied sowohl im Ausschuss für Umwelt und Landwirtschaft wie auch im Auisschuss für Wirtschaft. Er und Mildenberger wollen in Gesprächen mit verschiedenen Akteuren das Potenzial für Agri-PV aufzeigen. LEE-Geschäftsführer Mildenberger war am vergangenen Freitag beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband zu Gast.

Beide zusammen wollen sich aber auch für den Abbau bestehender regulatorischer Hürden einsetzen. Auf Bundesebene wolle man dafür werben, dass Agri-PV Anlagen nicht nur auf Ackerflächen zulässig sind und der erzeugte Strom vor Ort auch selbst genutzt werden darf. Auf Landesebene müssten die rechtlichen Möglichkeiten geschaffen werden, dass solche Anlagen dann auch genehmigungsfähig sind.

Christian Mildenberger ist Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare energien NRW.
Christian Mildenberger ist Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare energien NRW. © LEE NRW | LEE NRW
Christian Untrieser ist direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Mttmann II.
Christian Untrieser ist direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Mttmann II. © CDU-Fraktion NRW | CDU-Fraktion NRW