Hamburg. Der Mutterkonzern Maersk strukturiert die Hamburger Reederei um. Wer in die alte Zentrale von Hamburg Süd zieht.

Im Zeitalter der Digitalisierung und Automatisierung wird vor allem ein Berufszweig besonders gebraucht: Experten der Informationstechnologie. Doch während zahlreiche Firmen aufgrund des Fachkräftemangels derzeit IT-Mitarbeiter suchen, passiert bei der von Maersk übernommenen Reederei Hamburg Süd das Gegenteil: Hier werden IT-Beschäftigte abgebaut.

Mehr als 50 der rund 200 Stellen in diesem Bereich sollen in Hamburg gestrichen werden. „Interessenausgleich Purple“ heißt das Projekt unter dem der Abbau läuft. Geplant ist die vollständige Überführung aller zukünftig benötigten Funktionen in die IT in Maersk.

„Dies führt unter anderem zu Änderungen in der Arbeitsorganisation sowie zu einem Wegfall und zu Veränderungen von Beschäftigungsmöglichkeiten“, heißt es in dem Strategiepapier, das dem Abendblatt vorliegt. Um den Jobabbau für die Betroffenen sozial verträglich zu gestalten, gibt es seit Juni 2022 einen Rahmensozialplan. Hamburg Süd beschäftigt in Hamburg noch rund 700 Mitarbeiter.

Hamburg Süd: Fast 100 Stellen werden gestrichen

Ein Sprecher von Maersk bestätigt den neuerlichen Einschnitt: „Es gibt organisatorische Veränderungen in bestimmten Teilen der IT.“ Die Zahl der betroffenen Stellen will er nicht kommentieren, der Sprecher sagte aber: „Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, bieten wir in bestimmten Bereichen gerade attraktive Aufhebungsverträge an, die bisher gut von den Mitarbeitenden angenommen werden – vermutlich auch aufgrund der guten Arbeitsmarktlage für IT-Experten.“

Der Sprecher betonte, Maersk würde auch an anderer Stelle in Deutschland in neue Jobs investieren. Der Betriebsratschef der Reederei Philipp Derks konkretisierte: „Es werden mehr als 40 derzeit unbesetzte Stellen abgebaut und etwas weniger als 50 besetzte.“ Dies geschehe im Rahmen einer Umstrukturierung der IT bei Maersk und würde auch in anderen Ländern zum Stellenabbau führen.

Die nun bekannt gewordenen Stellenstreichungen stehen nicht in unmittelbarem Zusammenhang zur geplanten Aufgabe der Marke „Hamburg Süd“ die bekanntlich ganz von Maersk geschluckt werden soll, sondern sie sind einer der vielen Schritte, mit denen Maersk die Hamburg Süd weiter beschneidet, um Doppelfunktionen abzubauen und Synergien zu heben.

Marke Hamburg Süd verschwindet

Die bei der Übernahme 2017 vom dänischen Reedereikonzern verbreitete Losung „Hamburg Süd bleibt Hamburg Süd“, hatte nur wenige Monate Bestand, dann wurde die aus mehr als 100 Schiffen bestehende Flotte und deren Bereederung aus Hamburg abgezogen und nach Kopenhagen verlagert. Im Zuge dessen wanderten immer mehr Kompetenzen in die Hauptzentrale nach Dänemark. Auch das Hamburg-Süd eigene Reisebüro wurde verkauft. Höhepunkt war die Ankündigung vor einigen Tagen, die Marke „Hamburg Süd“ endgültig in der Marke „Maersk“ aufgehen zu lassen.

Aus der markanten Hauptzentrale an der Willy-Brandt-Straße ist Hamburg Süd bereits vor einem Jahr ausgezogen. Im Sommer 2024 will Maersk alle seine Aktivitäten in der Hansestadt in einem neuen Gebäude in der HafenCity, dem Johann Kontor zusammenziehen. Bis dahin residiert die Reederei, oder das was von ihr übrig ist, in einem Bürogebäude am Rödingsmarkt.

Der alte Firmensitz der noch von dem Architekten Cäsar Pinnau entworfen worden war, hat in der Union Investment einen neuen Eigentümer gefunden. Im Hochhaus des TRIIIO Hamburg genannten Gebäudeensembles hat Union Investment auf einen Schlag sieben Etagen vermietet.

Wie das Wirtschaftsmagazin „Deal“ berichtet, unterzeichnete die Rechtsanwalts- und Steuerberaterkanzlei YPOG einen Mietvertrag über 15 Jahre für rund 4150 Quadratmeter auf den Etagen 10 bis 15, der Immobilien-Dienstleister Cushman & Wakefield mietet die 685 Quadratmeter der neunten Etage. Union Investment hat den ehemaligen Hauptsitz der Reederei Hamburg Süd im Jahr 2021 von der Oetker-Gruppe erworben. Diese hatte sich zuvor von ihrer Schifffahrtssparte getrennt.