Hamburg. Maritime Wirtschaft will insgesamt weiter wachsen. Blohm+Voss-Mutter Lürssen nennt nur die aktuelle Mitarbeiterzahl.

Für die Arbeitnehmer der maritimen Wirtschaft war 2022 ein durchaus gutes Jahr – sieht man einmal von den Werften ab. Sowohl die bedeutenden Hafenfirmen wie auch die Reedereien bauten Arbeitskräfte auf, nicht zuletzt am Standort Hamburg.

Den größten Sprung machten dabei die in der Hansestadt ansässigen Linienreedereien Hapag-Lloyd und Maersk. Sie verbuchten aufgrund der ex­trem hohen Transportpreise Milliardengewinne – und das zeigt sich auch beim Personal. Die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd verzeichnete in diesem Jahr 177 Mitarbeiter mehr und sprang damit im Ranking der Arbeitgebertabelle von Platz 43 auf 36. Die dänische Reederei Maersk baute in Hamburg sogar 386 Stellen auf und kommt mit 1614 Mitarbeitern auf Rang 46.

Arbeitsmarkt Hamburg 2023: Bei den Reedereien sind die Jobs sicher

Allerdings ist der Vergleich mit der Vergangenheit wenig aussagekräftig. Denn erstmals wurde in diesem Ranking die Maersk-Tochter Hamburg Süd nicht mehr als eigenes Unternehmen gezählt, sondern in die Maersk-Zählung integriert. Während Hapag-Lloyd auch 2023 seinen Personalstamm halten will, planen Maersk und Hamburg Süd einen weiteren Stellenaufbau. 150 Mitarbeiter werde das Unternehmen zusätzlich benötigen, schätzt Maersk.

Das zeigt, dass der Reedereikonzern den maritimen Standort Hamburg schätzt, obgleich er den Hafen mit seinen Schiffen eher meidet. Sogar eine neue Deutschlandzentrale wird derzeit in der HafenCity gebaut.

Die Hafenverwaltung, die Hamburg Port Authority (Platz 39), hat die Zahl ihrer Mitarbeiter im vergangenen Jahr stabil gehalten, und ihr Geschäftsführer Jens Meier will auch im kommenden Jahr daran nichts ändern.

Für HHLA und Eurogate war es ein schwieriges Jahr

Im Vergleich deutlich schwieriger verlief das vergangene Jahr für die beiden großen deutschen Terminalbetreiber HHLA und Eurogate. Beide verzeichneten zwar etwas mehr Mitarbeiter, blieben aber im Gesamtranking gleich (Platz 19 und 86). Ihr Geschäftsjahr war vor allem von den wegen der Corona-Pandemie noch immer gestörten Lieferketten und Containerstaus im Hafen geprägt.

Zudem mussten die Hafenbetriebe einen harten Arbeitskampf mit mehrtägigen Streiks überstehen. Bei der HHLA kam noch hinzu, dass sie wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ihr Containerterminal in Odessa schließen und die Mitarbeiter zum Teil für den Verteidigungsdienst bereitstellen musste. Andererseits verdienten beide Unternehmen ordentlich, weil sich infolge des Containerstaus die Lagergeldeinnahmen stark erhöhten.

HHLA-Chefin: "2022 hat uns tief bewegt"

HHLA-Chefin Angela Titzrath sagte dem Abendblatt zum Jahreswechsel: „Das Jahr 2022 hat uns tief bewegt. Denn der Krieg in der Ukraine hat für uns Namen und Gesichter. Seit dem 24. Februar dürfen auf unserem Terminal in Odessa keine Schiffe mehr abgefertigt werden. Einige unserer Mitarbeiter kämpfen an der Front, anderen haben wir hier in Hamburg vorübergehend ein Zuhause gegeben. Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen infolge gestörter Lieferketten und massiver Schiffsverspätungen haben wir viel bewegt.“

Das Unternehmen habe seinen Versorgungsauftrag als Dienstleister der Industrienation Deutschland erfüllt, und das auf seinen Terminals in Hamburg, Triest und Tallinn genauso wie auf der Schiene bei der Bahntochter Metrans. „Mit unserer Innovationseinheit HHLA Next haben wir erfolgreich an Lösungen für eine nachhaltige Logistik gearbeitet.“

HHLA will im kommenden Jahr Arbeitsplätze aufbauen

Während Eurogate seine Personalgröße auch im kommenden Jahr halten will, sind die Meldungen zur HHLA eher widersprüchlich. Das Unternehmen hat in der Abendblatt-Umfrage deutlich gemacht, dass es im kommenden Jahr Arbeitsplätze aufbauen will. Das ist auch durchaus nachvollziehbar, weil einzelne Unternehmensteile – wie die eigene Bahntochter Metrans und die Logistik insgesamt – im Wachstum begriffen sind.

Auch die neue Unternehmenseinheit HHLA Next, in der der Konzern seine Innovationsprojekte zusammenfasst und die Digitalisierung vorantreibt, benötigt neue Beschäftigte. Sollte zudem der Einstieg der chinesischen Reederei Cosco am Containerterminal Tollerort klappen, wird auch hier mit einer Arbeitsplatzzunahme gerechnet. Andererseits gibt es Aussagen des Vorstands, wonach mehr als eine Million Arbeitsstunden an den Umschlagterminals in Zukunft wegfallen sollen, aufgrund der zunehmenden Automatisierung. Dies wird aber wohl erst nach 2023 passieren. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen, dazu gibt es eine Betriebsvereinbarung. Wie der Abbau durch Vorruhestands- und Altersteilzeitregelungen erreicht werden soll, ist aber noch offen.

Undurchsichtig ist die Situation bei Hamburgs Traditionswerft Blohm+Voss. Die Bremer Lürssen-Gruppe hat in diesem Jahr nicht an der Abendblatt-Umfrage teilgenommen. Nur so viel wurde mitgeteilt: Bei Blohm+Voss seien noch 410 hoch qualifizierte Mitarbeiter beschäftigt.