Hamburg. Hamburg ist der größte Hafen Deutschlands – doch die Konkurrenz ist groß. Tschentscher fordert eine nationale Hafenstrategie.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat von der Bundesregierung mehr Engagement für die deutschen Seehäfen gefordert. „Andere Länder wie Belgien und die Niederlande haben eine nationale Hafenstrategie“, sagte Tschentscher der Deutschen Presse-Agentur. Sie gingen gezielt vor und unterstützten ihre wichtigsten Häfen Rotterdam und Antwerpen, wobei auch andere Hafenstandorte einbezogen würden.

„In Deutschland gibt es seitens des Bundes keine aktive nationale Politik zur Unterstützung der Häfen“, bemängelte er. Mit der im Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) angesiedelten Grünen-Politikerin Claudia Müller gebe es zwar eine maritime Koordinatorin der Bundesregierung, „die aber sehr im Hintergrund wirkt“, wie Tschentscher sagte. „Wenn es darauf ankommt, stehen die Hafenstädte mit ihren Entscheidungen dann doch allein da.“

Hamburger Bürgermeister Tschentscher von ZDS unterstützt

Unterstützung erhielt Tschentscher vom Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). „Auch wir als ZDS plädieren für eine starke und strategische nationale Hafenpolitik über die Grenzen von Ressorts und föderalen Zuständigkeiten hinweg“, erklärte Zentralverbandspräsident Frank Dreeke. Das Bundesverkehrsministerium verwies darauf, dass der Startschuss zur Erarbeitung einer nationalen Hafenstrategie Ende Juni gefallen sei – so wie im Koalitionsvertrag der Ampel vereinbart. Unter der Leitung des Ministeriums solle bis 2024 gemeinsam mit den Ländern, Verbänden und Gewerkschaften eine entsprechende Vorlage für das Bundeskabinett erarbeitet werden.

Nach Ansicht Tschentschers muss sich der Bund stärker an den Hafeninvestitionen beteiligen. Der Bürgermeister betonte: „Die Seehäfen sind für die Anbindung der deutschen Wirtschaft an die internationalen Märkte von größter Bedeutung.“ In der Krise zeige sich jetzt besonders, welche Bedeutung die Häfen für die Wirtschaft, die Lieferketten und die Versorgung der Menschen hätten. „Es ist wichtig, dass sich der Bund und die Europä­ische Kommission genauso um die maritime Infrastruktur und Logistik kümmern wie die chinesische Regierung.“

Verhandlungen vorerst auf Eis gelegt

Die Bundesregierung müsse sich auch jenseits der Kaianlagen aktiv um die Belange der deutschen Häfen kümmern, sagte Tschentscher. „Zum Beispiel, indem sie das Schienennetz im Umfeld der Häfen ausbaut und die Digitalisierung der Bahn vorantreibt.“ Der Wettbewerb zwischen den Häfen in Bremen, Wilhelmshaven und Hamburg lenke davon ab, „dass die eigentliche Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen liegt“, sagte er und warb erneut für eine Zusammenarbeit.

„Die Senate von Bremen und Hamburg unterstützen die Idee einer gemeinsamen Terminalgesellschaft und gemeinsamen Strategie für die drei großen norddeutschen Seehäfen“, sagte der SPD-Politiker. Trotz der politischen Unterstützung hatten die Hamburger HHLA und die Bremer Eurogate ihre Verhandlungen über einen Gemeinschaftsbetrieb der norddeutschen Containerterminals vor einem Monat zumindest vorerst auf Eis gelegt.

Verbesserte Hafenstrategie: Auch für Klimaziele

Im Abendblatt-Sommerinterview hatte Tschentscher eingeräumt, dass sich die Umschlagszahlen in Rotterdam und Antwerpen stärker entwickeln als in Hamburg. „Das ist richtig, aber Holland und Belgien konzentrieren ihre maritimen Aktivitäten auch mit viel Unterstützung der Nationalregierungen auf diese beiden Häfen. Unser Ziel ist es nicht, der größte Hafen Europas zu sein, sondern der modernste und klimafreundlichste“, sagte Tschentscher.

Deutsche Häfen: Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen

Der Wettbewerb zwischen den Häfen in Bremen, Wilhelmshaven und Hamburg lenke davon ab, "dass die eigentliche Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen liegt", sagte Tschentscher. Die Länder Niederlande und Belgien gingen gezielt vor und unterstützten ihre wichtigsten Häfen, wobei mehrere Hafenstandorte einbezogen würden.

Tschentscher warb erneut für eine Zusammenarbeit auch in Deutschland: "Die Senate von Bremen und Hamburg unterstützen die Idee einer gemeinsamen Terminalgesellschaft und gemeinsamen Strategie für die drei großen norddeutschen Seehäfen."

Das Containerschiff «HMM Gdanks» liegt im Waltershofer Hafen am Container Terminal Burchardkai (CTA).
Das Containerschiff «HMM Gdanks» liegt im Waltershofer Hafen am Container Terminal Burchardkai (CTA). © Julian Weber/dpa/Archivbild

Gemeinsame deutsche Hafenstrategie: Verhandlungen auf Eis

Trotz der politischen Unterstützung hatten die Hamburger HHLA und die Bremer Eurogate ihre Verhandlungen über einen Gemeinschaftsbetrieb der norddeutschen Containerterminals vor einem Monat zumindest vorerst auf Eis gelegt. Man habe beschlossen, die Gespräche "so lange zu vertagen, bis die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Fortsetzung wieder stabil genug sind", teilten die Unternehmen mit.

Die börsennotierte HHLA, die mehrheitlich der Stadt Hamburg gehört, hatte seit Frühjahr 2020 mit Eurogate darüber gesprochen, die acht Containerterminals beider Unternehmen in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven in einer Gemeinschaftsfirma zu bündeln.

„Gerade im Vergleich zu Rotterdam und Antwerpen hat Hamburg die beste Hinterlandanbindung mit der Bahn. Jeder zweite Container wird auf der Schiene weitertransportiert. Wir sind der digitalste Hafen in Europa und gut an das Binnenschifffahrtssystem angebunden“, sagte der Bürgermeister