Hamburg. Matthias Grabe kritisiert die Führung der Hafenbehörde. Digitalisierung und Drohnen könnten das Problem nicht lösen.
Die Kritik an der Hafenpolitik des Senats und der Arbeit der Hamburg Port Authority (HPA) reißt nicht ab. Nach den harschen Worten des Präsidenten des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH), Gunther Bonz („Der Senat hat die Kontrolle über die HPA verloren“), und den Vorwürfen der Pella Sietas Werft wegen ihres seit Monaten verschlickten Hafenbeckens, sorgt nun eine Personalie erneut für Wirbel: Vor gut zwei Wochen hatte die Nachricht, der Vertrag von HPA-Technik-Chef Matthias Grabe werde nicht verlängert, die Hafenfirmen aufgeschreckt. Er wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt.
Jetzt hat Grabe einen Brief an frühere Geschäftspartner geschrieben, der die Vorgänge um sein Ausscheiden erhellt. Anders als Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) Mitte Juli angedeutet hatte („Wir sind gemeinsam zu der Überzeugung gekommen, dass es keine neue Vertragsverlängerung gibt“), sei die Trennung keineswegs einvernehmlich erfolgt, so Grabe. Er beklagt in dem Schreiben, HPA-Chefaufseher Westhagemann habe ihn überraschend und ohne Begründung entlassen.
Ex-Hafentechnik-Chef: Hafen zu „Folkloreveranstaltung“ mutiert
Grabe spart in dem Brief, der dem Abendblatt vorliegt, nicht mit Seitenhieben gegen seinen Ex-Arbeitgeber und dessen Management. Er sei in seinem Handeln für manche vielleicht zu direkt und zu flott unterwegs gewesen, schreibt der Ingenieur. „Nun, das sind meine Werte, das ist meine Grundeinstellung, meine Arbeitsweise (...) – die überwiegend bei Kunden, Partnern und Mitarbeitern geschätzt werden.
In einem Hafen kommt es auf das messbare Ergebnis an – nicht auf Klicks, Einschaltquoten und farbige Zeitungsartikel.“ Der Hafen sei zu einer „Folkloreveranstaltung“ mutiert. Dabei bestünden große Herausforderungen, schreibt der Mann, der wie kaum ein anderer um die Probleme des Hafens weiß: „Kaimauern und Brücken sind marode, dringend benötigte Flächen liegen seit Jahren brach.“ Auch das Schlickproblem sei ungelöst.
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Grabe: Digitalisierung und Drohnen lösen das Problem nicht
Vor diesem Hintergrund sei für ihn nicht nachvollziehbar, warum es künftig keinen Technik-Chef mehr bei der HPA geben solle. Grabe kritisiert indirekt seinen ehemaligen Co-Geschäftsführer Jens Meier, der die Digitalisierung im Hafen vorantreibt und mit Drohnen experimentiert.
„Digitalisierung ist enorm wichtig – aber Digitalisierung allein hat noch nie auch nur eine Tonne Schlick gebaggert, keinen Kubikmeter Beton in die Schalung gefüllt und keinen Meter Schweißnaht an die Kaimauer gebrannt. Hafen und Infrastruktur bedeuten überwiegend ein knochenhartes Geschäft – und nicht nur Drohnen, Bits und Bites und Wasserstoff.“
Die Wirtschaftsbehörde wollte sich zu Grabes Vorwürfen nicht äußern.