Hamburg. Nach 17 Jahren Planung und mehreren Klagen vor Gericht haben die eigentlichen Arbeiten zur Elbvertiefung begonnen.

Um 14 Uhr drückte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) symbolisch auf einen Knopf: Nach 17 Jahren Planung und mehreren Klagen vor Gericht haben gestern die eigentlichen Arbeiten zur Elbvertiefung begonnen. Den Anfang macht der Bau einer Begegnungsbox, in der besonders breite Schiffe zwischen Wedel und Blankenese einander passieren können. Das Megaprojekt wird voraussichtlich 780 Millionen Euro verschlingen.

„Das ist keine Hamburger oder norddeutsche Investition“, sagte Minister Scheuer, der die Arbeitsaufnahme des Baggerschiffs „Scheldt River“ zusammen mit Politikern und Wirtschaftsvertretern von einem Fahrgastschiff aus begutachtete. „Hamburg ist auch der größte Exporthafen für Bayern!“ Gleichzeitig protestierten Umweltschützer gegen die Vertiefung des Flusses. Sie setzten sich mit zahlreichen Booten vor und neben das Baggerschiff, entrollten Spruchbänder und tuteten mit ihren Schiffssirenen.

Protest gegen Beginn der Elbvertiefung

Vor dem Fähranleger Schulau protestierten zudem rund 30 Mitglieder der Umweltverbände BUND und Nabu gegen den Beginn der Elbvertiefung. Sie befürchten gravierende Verschlechterungen für die Flussökologie und halten das Projekt für rechtswidrig. Minister Scheuer hielt dem entgegen: „Die Elbvertiefung ist das bestgeprüfte und meistbegutachtete Infrastrukturvorhaben in Deutschland.“ Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) dankte allen Projektverantwortlichen für die beharrliche Arbeit und sagte mit einem Augenzwinkern: „Wenn die Kosten im Rahmen der Elbphilharmonie bleiben, sind wir zufrieden.“

Der Bau der Elbphilharmonie soll 866 Millionen Euro gekostet haben. Hamburgs Wirtschaft begrüßte den Start der Baggerarbeiten. Der Bau der Begegnungsbox, die erstmals eine Passage großer Containerschiffe kurz vor Hamburg zulässt, werde schon bald Entlastung bei der „seewärtigen Erreichbarkeit des Hafens“ bringen, sagte der amtierende Präses der Handelskammer, André Mücke. „Wichtig ist nun, dass die Vertiefungsarbeiten im Zeitplan bleiben und 2021 abgeschlossen werden. Die Elbe ist nicht nur die Lebensader der Region – die Erreichbarkeit des Hamburger Hafens ist für die gesamte außenhandelsorientierte deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung.“

Logistikstandort Hamburg stärken

Der Landesvorsitzende des CDU-Wirtschaftsrats, Henneke Lütgerath, sagte, der lang ersehnte Beginn der Elbvertiefung stärke den Wirtschafts- und Logistikstandort Hamburg und sende ein Aufbruchssignal an die internationalen Kunden des Hafens, gerade im Asienverkehr. „Nicht nur die Hansestadt, sondern der ganze Norden profitiert von diesem Projekt.“ Bei der neunten Elbvertiefung seit Beginn der Aufzeichnungen sollen bis zu 40 Millionen Kubikmeter Schlick ausgebaggert werden.

Durch künstliche Unterwasserinseln im Mündungsbereich soll der Tidenhub gedämpft werden. Zudem werden zwei Leuchttürme versetzt. Es ist damit der bisher größte Eingriff in den Flusslauf. Das Gros der Arbeiten soll 2020 fertig sein. Für 2021 sind noch Restarbeiten im Köhlbrand geplant. „Niemand will unsere Heimat verschandeln“, sagte Minister Scheuer. „Wir tun nur das, was notwendig ist.“