Hamburg. SPD und Grüne beklagen Risiko für Ökosystem. Bundesminister Scheuer gibt heute Startschuss für Baggerarbeiten.
Die bevorstehende Vertiefung der Elbe für die Schifffahrt stößt in Niedersachsen auf Kritik. „In Niedersachsen steht mit dem JadeWeserPort ein leistungsfähiger Hafen zur Verfügung, daher müssen wir uns schon fragen, ob die Elbvertiefung noch zeitgemäß ist“, sagte Umweltminister Olaf Lies (SPD) am Montag in Hannover. Die Vertiefung sei ein Risiko für Deichsicherheit und Artenvielfalt, etwa wegen der Versalzung der Elbmündung oder der Verschlickung von Wattflächen.
Niedersachsens SPD-Fraktionsvize Uwe Santjer sagte, die Elbvertiefung wäre verzichtbar, „wenn es im Norden zu einer wirklichen Hafenkooperation käme“. Der JadeWeserPort habe als Tiefwasserhafen das Potenzial, an der Küste eine deutlich größere Rolle zu spielen als bisher. Der ökologische Schaden sei ein unverhältnismäßig hoher Preis. Es müsse sichergestellt werden, dass das Wattenmeer nicht durch das Baggergut geschädigt werde, sagte Santjer.
Kritik kommt auch von den Grünen
Damit gibt es Uneinigkeit bei den norddeutschen Sozialdemokraten: Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, ebenfalls SPD, hofft, mit der Elbvertiefung die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens zu stärken.
Kritik kommt auch von den Grünen in Niedersachsen. „Ökologisch ist die Ausbaggerung eine Katastrophe, damit droht der Todesstoß für das Ökosystem Elbe“, sagte die Grünen-Abgeordnete Imke Byl. Eine Kooperation norddeutscher Häfen sei auch wirtschaftlich sinnvoller als ein Wettrüsten einzelner Häfen. Hamburg lehnt dieses Konzept mit dem Hinweis ab, dass sich die internationalen Reedereien nicht vorschreiben lassen, in welchem Hafen sie ihre Ladung umschlagen wollen. Im JadeWeserPort sind im vergangenen Jahr 655.000 Container umgeschlagen worden. In Hamburg waren es 8,7 Millionen.
Immer größere Containerschiffe
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wird am heutigen Dienstag das Startsignal für die eigentlichen Baggerarbeiten geben. Die Vorarbeiten für das Infrastrukturprojekt, wie die Verstärkung von Deichen und Herstellung von Naturausgleichsflächen laufen bereits seit Jahresbeginn.
Die Elbvertiefung ist eine Reaktion auf immer größere Containerschiffe. Die Fahrrinne soll um rund einen Meter ausgebaggert werden, damit Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 13,50 Metern unabhängig von Ebbe und Flut den Hamburger Hafen erreichen können. Zudem ist an einer Stelle bei Wedel eine Verbreiterung als Begegnungsbox geplant, an der besonders breite aus- und einlaufende Schiffe einander passieren können. Die Kosten des Projekts, das erst 2021 abgeschlossen wird, sollen rund 776 Millionen Euro betragen. k