Mit seinen Reformen hat Monti das Image Italiens aufpoliert. Doch die Arbeitsmarktreform spaltet und auch die Börsen sind kritisch.

Rom. Mario Monti (69), der seit fünf Monaten als italienischer Ministerpräsident im Amt ist und als „Retter Italiens“ gilt, spürt erstmals stärkeren Gegenwind. Und das gleich von innen wie von außen. Der Wirtschaftsprofessor und frühere EU-Kommissar war Mitte November als Chef einer Technokratenregierung in Rom eingesetzt worden, um das hoch verschuldete und unter massiver Wachstumsschwäche leidende Land aus dem Tief zu holen.

Erste Reformen kamen gut an, Monti macht eine „bella figura“ auf dem internationalen Parkett. Doch nun tut sich Italien wieder schwer am Kapitalmarkt, und ein bitter notwendiges Kernstück seiner Aufbauarbeit, eine Reform des Arbeitsmarktes, lässt das Land in alte politische Lager zurückfallen.

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Zunächst liefen Gewerkschafter Sturm, weil der Regierungschef, der auch Wirtschaftsminister ist, mit flexibleren Regelungen Kündigungen erleichtern und damit Dynamik in den Arbeitsmarkt bringen möchte. Als nicht gewählter, sondern vom Staatspräsidenten ernannter Regierungschef auf Kompromisse und die Abstimmung mit allen Lagern bedacht, brachte Monti den Reformentwurf in verwässerter Form ein, wie Kritiker bemängeln. Jetzt mäkelte die Arbeitgeberchefin Emma Marcegaglia im Interview mit der „Financial Times“, das sei aber „sehr schlecht und nicht das, was vereinbart worden ist.“ Denn der Entwurf sieht vor, dass Arbeitsrichter doch jene wieder einstellen können, die zu Unrecht aus wirtschaftlichen Gründen entlassen wurden.

Und wie die italienischen Parteien agieren, erinnert daran, dass in Italien im Frühjahr 2013 reguläre Parlamentswahlen sind. Nach dem jetzigen Stand ist der Technokrat Monti auch nur so lange im Amt. Die PdL („Volk der Freiheit“) des Monti-Vorgängers Silvio Berlusconi will also „grundlegende Änderungen“ an der Reform während der Beratungen im Parlament durchsetzen. Parteichef Angelino Alfano, 2013 möglicher Kandidat für das Amt des Regierungschefs, meinte, Monti habe zu sehr der starken Gewerkschaft CGIL nachgegeben. Diese ist nun zufriedener.

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Und der Senator Enrico Morando der Mitte-Links-Partei PD (Partito Democratico) fordert Monti zu tiefgreifenderen Einschnitten auf. Er will ein radikales Umdenken bei den Steuern und der Ausgabenpolitik: „Diese Regierung ist dafür eingesetzt, Italien vor einem Abgrund zu bewahren, man kann sich aber nicht vorstellen, dass sie dies mit nur einigen Flicken schaffen kann.“ Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone ist in der Rezession und braucht dringend Wachstumssignale, das weiß auch die Regierung Monti. Arbeitsministerin Elsa Fornero ist also wohl bereit, die umkämpfte Arbeitsmarktreform „zu verbessern“.

Nach Monaten der Beruhigung tut sich Italien aber auch bei Tests am Kapitalmarkt wieder schwerer. Ähnlich wie das ebenfalls schwächelnde Spanien meisterte das Land die Auktionen für die Staatsanleihen zuletzt nur mit Abstrichen. Die von den Investoren verlangten Zinsen stiegen wieder spürbar an. Diesen Trend spielt die Regierung in Rom entweder herunter oder macht äußere Einflüsse verantwortlich. Monti hatte wiederholt betont, Italien erledige seine Hausaufgaben, jetzt sei Europa an der Reihe. Wachstum zu schaffen gehört noch zu seinen Aufgaben. Ob die Zeit bis zu den Wahlen in einem Jahr reicht?